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Brandenburg: „Berlin ist der absolute Billigheimer“
Grünen-Studie: Flughäfen Tegel und Schönefeld nehmen zu wenig Geld für Starts und Landungen
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Potsdam - Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) verzichtet einer neuen Studie zufolge auf Millionen-Einnahmen, obwohl sie wegen des Milliarden-Desasters um den BER-Airport tiefrote Zahlen schreibt und auf Hilfe der öffentlichen Hand angewiesen ist. „Die Start- und Landeentgelte der Flughäfen Tegel und Schönefeld müssen angehoben werden. Und zwar sofort, noch vor dem BER-Start“, forderte Axel Vogel, Chef der Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag, am Donnerstag als Konsequenz aus der Studie.
Erstellt haben sie die Wissenschaftler Prof. Friedrich Thießen und Prof. Ludwig Gramlich vom Arbeitskreis Luftfahrt der Technischen Universität Chemnitz. Sie haben unter anderem auf Grundlage der Geschäftsberichte die Einnahmen aus Start- und Landeentgelten der größeren deutschen Flughäfen miteinander verglichen. Und bei den Aviation-Einnahmen sind – im Vergleich zu Frankfurt am Main, München, Düsseldorf, Köln-Bonn, Hamburg und Stuttgart – die Hauptstadtflughäfen mit Abstand Schlusslicht. Die Luftverkehrseinnahmen liegen hier bei sieben Euro je Passagier. In Frankfurt am Main sind es 17 Euro, in Köln-Bonn zehn Euro, in München 14 Euro, in Hamburg 13 Euro. „Berlin ist der absolute Billigheimer“, sagte Thießen. Diese Gebührenpolitik sei umso unverständlicher, als der weltweite Tourismus boome und Berlin als Reiseziel ein Magnet und geografisch konkurrenzlos sei. Die Hauptstadtflughäfen, so die Wissenschaftler, hätten sich mit geringen Entgelten und großzügigen Rabatten in zu große Abhängigkeit von Billig-Airline wie Easyjet und Ryanair begeben. Vor allem auf die irische Billig-Airline Ryanair, die am alten Schönefelder Airport expandiert, geht das aktuelle rasante Passagierwachstum der letzten Monate zurück: Danach waren im Februar 2016 an den Berliner Alt-Flughäfen 2,2 Millionen Fluggäste gestartet und gelandet, 16,1 Prozent mehr als im Februar 2015. In Schönefeld/Alt waren es mit 791 000 Passagieren sogar 47 Prozent mehr als vor einem Jahr. Ein Teil des Wachstums, so Thießen, ist „auf nicht marktgerechte Preise zurückzuführen“.
Für den künftigen Berliner BER-Airport fordert die Studie eine drastische Anhebung der Start- und Landegebühren. Und zwar um „um mindestens 50 Prozent“, wie Thießen sagte. Die Flughafengesellschaft hat ihre Gebührenpolitik mit der harten Konkurrenz zwischen den deutschen Airports begründet und dem strategischen Ziel, Airlines an die Hauptstadtregion zu binden. Am Donnerstag sagte Sprecher Daniel Abbou auf Anfrage: „Die zu entrichtenden Entgelte werden nach geeigneten, objektiven, transparenten und diskriminierungsfreien Kriterien festgelegt und müssen einen Kostenbezug nachweisen.“ Mit Blick auf die absehbaren Kapazitätsnöte nach BER-Start forderte dagegen Vogel: „Man muss geeignete Hebel finden, um das uneingeschränkte Passagierwachstum in den Griff zu bekommen“. Thorsten Metzner
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