Brandenburg: Berliner Fanmeile stehen die Höhepunkte noch bevor
Senat glaubt nur an ein kurzes „Durchhängen“ nach dem verlorenen Spiel gegen Italien. Am Freitag ist große Party vorm Finale
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Berlin - Mit der „weltweit größten Fußballparty“ steuert die Berliner Fanmeile morgen Abend auf ihren letzten großen Höhepunkten zu. Zur Show „Fußball für eine bessere Welt – von Deutschland bis Südafrika“ werden mindestens eine halbe Million Besucher vor dem Brandenburger Tor erwartet. Zum Spiel um den dritten Platz am Sonnabend und beim Finale am Sonntag wird die Fanmeile noch einmal proppenvoll. Damit rechnen der Senat und die Ausrichter. Die Meile wurde bisher von mehr als sieben Millionen Gästen besucht.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte gestern, dass trotz der traurigen Niederlage der deutschen Nationalmannschaft Berlin ein guter Gastgeber bleibe. Senatssprecher Michael Donnermeyer ergänzte, der Senat bedaure die Ausweitung der Fanmeile am Sonnabend und Sonntag nicht. Nach kurzem „Durchhängen“ wegen des verlorenen Spiels gegen Italien werde es auf der Meile wieder richtig voll, und das Endspiel sei einmalig. „Ein guter Gastgeber der WM soll auch nicht nur an die eigene Mannschaft denken.“ Gerald Ponesky, Mitausrichter der Fanmeile, versicherte gestern, die Veranstaltung bleibe eine „Wahnsinnsnummer und bedeutet jeden Tag Loveparade“. Beim Spiel der deutschen Mannschaft um den dritten Platz würden wieder Hunderttausende kommen und ein „wahres Bekenntnis“ zu diesem Team abgeben. Gestern Mittag aber war auf der Fanmeile noch Katerstimmung über das verlorene Spiel zu spüren – aus sportlicher und auch aus geschäftlicher Sicht.
Trotz der Halbfinalniederlage ist es am Dienstag in der Stadt relativ ruhig geblieben. Es gab 45 Festnahmen, unter anderem wegen Diebstahls, Drogenbesitzes, Bedrohung oder Nötigung, so ein Sprecher der Polizei. Angesichts des Zuschauerrekords von einer Million Menschen auf der Fanmeile sei die Zahl der Festnahmen „verschwindend gering“. Nur in Dahlem schlug ein betrunkener Fußballfan einem Busfahrer eine Bierflasche über den Kopf und flüchtete anschließend. Der Fan sei ausgerastet, nachdem der Fahrer gesagt hatte, die deutsche Elf sei im Halbfinale nicht gut genug gewesen.
Währenddessen berichten Händler, dass am späten Dienstagabend nach den Toren gegen die deutsche Mannschaft viele tausend Besucher „fluchtartig das Gelände“ verlassen hätten. „Die Luft ist aus der Fanmeile raus“, so Imbissbesitzer Hajo Schultz, die Geschäfte seien nur gut gelaufen, als es noch 15-Uhr-Spiele gegeben habe. Er kenne Bierstände, die machten ein Vermögen, anderen fehle die Kundschaft. Ob die Geschäfte gingen, hinge sehr von der Lage der Großleinwände ab. Es gebe richtig tote Zonen. Simone Schäl klagt an ihrem Getränkestand, dass es bis 17 Uhr nur ein „Kleckergeschäft“ gibt, Souvenir- und Trikothändler Nemat Denavi fürchtet um die gute Laune, „dabei soll es doch jetzt los gehen.“
Vor den letzten Spielen zeigt der Weltfußballverband Fifa am Freitagabend ab 18 Uhr die Show – als „fröhliches Symbol für den friedensstiftenden und völkerverbindenden Charakter des internationalen Fußballs.“ Mit Stars wie Xavier Naidoo, Wir sind Helden, die Fantastischen Vier, oder auch Sean Paul. Übertragen wird in 120 Länder. Viele afrikanische Künstler treten auf, darunter die Musiklegende Youssou N“Dour. Gäste sind UN-Generalsekretär Kofi Annan und Thabo Mbeki, der Präsident Südafrikas, Gastgeber der nächsten Fußball-WM. (mit tabu und lvt)
Christian van Lessen
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