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Kardinal. Papst Benedikt XVI. setzte dem Berliner Erzbischof das Birett auf.

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Brandenburg: Berlins Erzbischof ist jetzt Kardinal Woelki freut sich über die „Auszeichnung“

Berlin/Rom - Noch am Freitag fühlte er sich „wie im falschen Film“ oder wie im Traum: „Manchmal denke ich, ich muss mich selber kneifen.“ Seit Samstag aber steckt er in seinem ganz wirklichen neuen Leben.

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Berlin/Rom - Noch am Freitag fühlte er sich „wie im falschen Film“ oder wie im Traum: „Manchmal denke ich, ich muss mich selber kneifen.“ Seit Samstag aber steckt er in seinem ganz wirklichen neuen Leben. Der Papst hat ihm den besonderen Treueschwur abgenommen, das scharlachrote Birett aufgesetzt, den massiven Goldring angesteckt: Erzbischof Rainer Maria Woelki ist Kardinal.

Die obersten Würdenträger der katholischen Kirche, die engsten Berater des Papstes, die Wähler seines Nachfolgers werden – nach dem lateinischen Fachausdruck – „kreiert“: Der Papst „erschafft“ Kardinäle damit genauso wie der Herrgott die Welt. Woelki nahm seinen „Urknall“ still und geschäftsmäßig. Konzentriert, mit roten Wangen, gebeugten Schultern, ernst und unauffällig holte er sich die Ehrung ab. Beim Sektempfang der Deutschen Bischofskonferenz sagte er, die Auszeichnung gelte „weniger meiner Person als vielmehr dem Erzbistum Berlin und der deutschen Hauptstadt, die auch Sitz der Bundesregierung ist“. Und so wie er das herüberbrachte, wirkte der Satz nicht wie eine höflich dahingesagte Koketterie. 22 Geistliche – Bischöfe und Fachtheologen – erhob Benedikt XVI. am Samstag zu Kardinälen.

Als erfreulicher Beweis für die Offenheit, die Dialogfähigkeit und die Akzeptanz des Berliner Neu-Erzbischofs werden in Rom die anderen gewertet, die sich der „Kardinalsfamilie“ angeschlossen haben: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist dabei – und freut sich in Anspielung auf Woelkis neue Kleider launig, dass sein Berlin „endlich wieder rot geworden ist“. Dabei ist auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos), ebenso Markus Dröge, der Bischof der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, „weil mir die Ökumene am Herzen liegt“, und weil er Woelki wünscht, dieser möge „aus dem Land der Reformation“ ein „mutiger und weiser Berater“ des Papstes werden. Lala Süsskind ist da, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, sowie Vertreter der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern.

Mit seiner „Erschaffung“ als Kardinal ist Rainer Maria Woelki (55) in den elitären Kreis der derzeit 125 Papstwähler aufgestiegen. Und zur Fortführung der fast zweitausendjährigen Tradition, nach der ausschließlich hohe römische Geistliche den Papst küren dürfen, hat ihm Benedikt gleich eine Pfarrstelle vor Ort zugewiesen. Die Kirche des Heiligen Johannes Maria Vianney – eine gut 20 Jahre alte, graue Konstruktion aus Betonfertigteilen – liegt am östlichen Stadtrand.Paul Kreiner

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