zum Hauptinhalt

Brandenburg: Berlins Opposition wettert gegen Schüler-Lotterie

Heftige Kritik an Vorschlägen des Bildungssenators für Zugang zu Gymnasien und Sekundarschulen

Stand:

Berlin - Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat mit dem Vorschlag für neue Zugangskriterien zum Gymnasium und zur künftigen Sekundarschule eine Welle der Kritik ausgelöst. Auf Ablehnung stieß sowohl bei der Opposition als auch beim Landeselternausschuss und den Schulleiterverbänden vor allem der Vorschlag, die Hälfte der Plätze an einem Gymnasium oder einer Sekundarschule zu verlosen, wenn die Zahl der Anmeldungen die Zahl der Plätze übersteigt. 50 Prozent der Schüler sollen die Direktoren dann selber aussuchen dürfen.

Daneben hat Zöllner folgende Neuerungen geplant: Der Elternwille soll ausschlaggebend bei der Schulwahl werden, das Wohnortprinzip wird abgeschafft, es gibt keine Bildungsgangempfehlung mehr. Allerdings sollen die Grundschulen schriftliche das Leistungsvermögen einschätzen sowie mit Eltern ein Beratungsgespräch führen. An den Gymnasien wird die Probezeit von einem halben auf ein Jahr verlängert. Einen NC fürs Gymnasium wird es nicht geben. Die Regelungen sollen ab 2010/2011 gelten. Die Linke als Koalitionspartner hat dem zugestimmt, die SPD braucht noch Bedenkzeit.

Nach Ansicht des schulpolitischen Sprechers der Bündnisgrünen, Özcan Mutlu, werden durch die Verlängerung der Probezeit und das Losverfahren „die ganze Schulreform ad absurdum geführt und die soziale Entmischung verstärkt“. Eine Gleichwertigkeit der Bildungsgänge sei nicht gegeben. Von einem „Frontalangriff auf die Qualität der Gymnasien“ sprachen die CDU-Bildungspolitiker Sascha Steuer und Katrin Schultze-Berndt. Nur die Hälfte der Kinder könne sich darauf verlassen, den gewünschten Platz zu erhalten, „die andere Hälfte wird der Beliebigkeit der Lotterie überantwortet“. „So wird es künftig sein, dass durch den Zufall des Loses eine Vielzahl von Kindern mit schlechteren Noten an das Gymnasium kommt, während die Leistungsstärkeren an die Sekundarschulen verwiesen werden“, sagten Steuer und Schultze-Berndt.

„Schüler-Lotto“ nannte Mieke Senftleben von der FDP das geplante Verfahren. er befürwortet aber die Verlängerung der Probezeit und den Verzicht auf das Wohnortprinzip. „Endlich entscheiden die Eltern und nicht mehr die BVG, welche Schule ihr Kind besucht“, sagte Senftleben.

Mit diesen beiden Punkten ist auch Landeselternsprecher André Schindler einverstanden. Aber der hohe Anteil der zu verlosenden Plätze mache auch die Bemühungen vieler Schulen um ein spezielles Profil zunichte. Das sehen viele Direktoren ebenso. Nicht mehr im Ansatz werde dabei geschaut, wie das Angebot der Schule zu den Begabungen eines Kindes passe, sagte Wolfgang Harnischfeger, Leiter des Beethoven-Gymnasiums in Lankwitz und Vorsitzender des GEW-Schulleiterverbandes, der ein Befürworter der Einführung eines Numerus Clausus fürs Gymnasium ist. Ralf Treptow von der Vereinigung der Oberstudiendirektoren befürchtet, die Quote derer, die das Probehalbjahr am Gymansium nicht bestehen, werde steigen.Sigrid Kneist

Sigrid Kneist D

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })