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Fliegt schon was? Seit 2008 dokumentierte eine Kamera den Baufortschritt am Flughafen BER. Jetzt ist sie offline.

© imago

Brandenburg: Bildstörung am BER

Bau auf, bau ab: Am neuen Flughafen in Schönefeld wird der Infotower abgerissen. Und die BER-Webcam, die seit 2008 die Arbeiten dokumentiert, ist offline

Schönefeld - Neuerdings ist die BER-Webcam offline. In aller Stille ist das Bild von der Homepage der Flughafengesellschaft verschwunden, wo es seinen festen Platz hatte. Bislang hatte man dort Panoramafotos von der BER-Baustelle abrufen können, eine einzigartige visuelle Chronik des Airports, der bisher ein Geisterflughafen blieb. Nun kommt eine Fehlermeldung: „Nicht gefunden.“ Jede Stunde einmal war die Kamera, montiert an einem Mast auf dem futuristischen BER-Infotower über der Aussichtsplattform, einmal um die eigene Achse geschwenkt, vom Terminal rüber zum Nordpier, der Start- und Landesbahn dahinter. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr hat diese Kamera aufgezeichnet, seit dem 5. Februar 2008, wie es auf der Baustelle anfangs noch voranging, und dann eben nicht mehr. Wie der BER am 8.Mai 2012, am Tag der Absage der Eröffnung, um 10 Uhr aussah? Ein, zwei Klicks, und da war’s, das Bild.

Seit Ende April hat der Flughafen die Webcam am BER nun aber „ausgemustert“. Die Kamera, für die einst offensiv geworben worden war, die stolz in Geschäftsberichten erwähnt wurde. Und der Grund dafür sei, so heißt es auf Nachfrage, dass auch der für das BER-Sightseeing beliebte 33 Meter hohe Infotower demnächst eben abgerissen wird. Das bestätigt Flughafensprecher Lars Wagner, was sich bei ihm allerdings so anhört: „Der Infotower wird nach der ILA geschlossen und danach zurückgebaut.“ Eigentlich sollte das schon geschehen sein, man habe wegen der ILA noch gewartet, damit Freaks noch die abfliegenden Geräte fotografieren können. Nein, der Infotower, längst auch ein BER-Wahrzeichen, steht auch nicht für neue Zufahrten oder Gebäude im Weg. „Es war ein Nutzungskonzept auf Zeit“, erklärt Wagner. Es sei ja vor allem auf Außenarbeiten angelegt gewesen, „jetzt geht es ja um Arbeiten drinnen“. Man hätte jetzt etwa Fahrstuhl und Fassade erneuern müssen, was sich nicht lohne.

Der Dienstleister, der den Pannenflughafen BER jahrelang dokumentierte, ist die Berliner Firma Cityscope, spezialisiert auf Architektur- und Baudokumentationen. Geschäftsführer Martin Potthoff gilt etwa als Fotograf des Potsdamer Platzes. Auf der Referenzliste stehen neben Berliner Baustellen auch der Dresdner Neumarkt, der Wiener Hauptbahnhof oder das Schiffshebewerk Niederfinow. Auf der Homepage (www.cityscope.de) läuft ein Video, das die BER-Baustelle im Zeitraffer zeigt. Dass er vom Flughafen offline gestellt wurde? Potthoff könnte es egal sein, er wird bezahlt. Ist es ihm aber nicht. „Ich habe einen Bild-Liefervertrag bis Dezember 2017, der gilt weiter“, sagt er. „Ich habe gefragt, wie ich den Dokumentations-Vertrag weiter erfüllen kann, zum Beispiel an einem anderen Kamerastandort. Mein Auftraggeber hat mir gesagt: Man brauche keine Kamera mehr.“

Freilich, Potthoff will es nicht einfach dabei bewenden lassen. „Mein Auftrag war es doch, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie der Bauverlauf am Flughafen ist“, sagt er. Vor allem sorgt er sich, was nun mit dem visuellen Nachlass geschieht, mit den insgesamt rund 78 000 Panoramabildern von der BER-Baustelle. „Ich fände es nicht gut, wenn diese Dokumentation von acht Jahren Flughafenbau der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen würde.“

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