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Digitalisierung für Brandenburgs Schulen wird schon lange gefordert - hier bei einer Demonstration auf dem Alten Markt in Potsdam.

© Sebastian Gabsch PNN / Sebastian Gabsch PNN

Bildung in Brandenburg: Statt Schönfärberei ist eine schonungslose Bestandsaufnahme nötig

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) bilanziert Fortschritte bei der Digitalisierung der Schulen im Land. Doch das alles reicht lange nicht aus.

Ein Kommentar von Thorsten Metzner

Es sind stolze Zahlen, die Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Montag präsentierte: Das Land hat in jüngster Zeit über 130 Millionen Euro bewilligt, um Schulen der Mark besser mit Computern, Tablets, interaktiven Tafeln oder W-Lan auszustatten. Vollgas ins Digitalzeitalter? Wie schön das wäre. Wie nötig. Wie überfällig. Gewiss, es sind stattliche Summen.

Und ja, immer mehr Schulen haben inzwischen schnelles Internet, die Basis für digitales Lernen. Endlich. Auch gegen einen „Digital-Award“, einen Schulwettbewerb, kann niemand etwas haben. Aber das alles relativiert sich arg. Auf drei Schüler kommt ein Computer oder ein Tablet, wohlgemerkt an den Schulen – nicht zur Nutzung sowohl im Unterricht als auch beim Lernen zu Hause, wie es Standard wäre.

Nebenan in Berlin, wo die Ausgangslage ähnlich schlecht ist, oft noch schlechter, wird mittlerweile rangeklotzt. Der rot-grün-rote Senat hat, (na klar, auch wegen der Berlin-Wahl), die Anschaffung von 120.000 Ausleih-Tablets beschlossen – für alle SchülerInnen und Schüler von Klasse 7 bis 10.

Im Stadtstaat mag das leichter sein als in Brandenburg, wo Kreise und Kommunen für die Ausstattung der Schulen zuständig sind, mit der Folge eines digitalen Flickenteppichs. Doch: Ein Tablet für jedes Kind? Eine Strategie? Ein abgestimmtes Beschaffungsmanagement von Land, Kreisen und Kommunen? Nicht in Sicht. Es wird bisher nicht einmal versucht.

Dabei müsste gerade Brandenburg mehr tun als andere Länder. Nirgendwo in Deutschland sind nach der jüngsten IQB-Bildungsstudie die Mathe- und Deutsch-Leistungen der Viertklässler so stark abgestürzt – seit 2016. Also nicht wegen der Corona-Schulschließungen, wie Ernst behauptet. Statt Schönfärberei braucht Brandenburg endlich eine schonungslose Bestandsaufnahme, eine ehrliche Debatte, wo das Land mit seinen Schulen wirklich steht, wo es hinwill. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sollte einen Bildungsgipfel einberufen.

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