Brandenburg: Bio-Diesel aus dem Kohleland
Warme Worte und kritische Töne: In der Prignitz ging eine neue Produktionsanlage in Betrieb
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Falkenhagen - In Falkenhagen (Prignitz) hat die EOP Biodiesel AG am Freitag im Beisein von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) eine neue Produktionsanlage in Betrieb genommen. Mit der für rund 17,5 Millionen Euro errichteten Anlage sollen aus Raps 100 000 Tonnen Biodiesel pro Jahr hergestellt werden. Zudem entstanden 18 neue Arbeitsplätze. Tiefensee hob hervor, dass sich Ostdeutschland zu einem bundesweit führenden Produktionsstandort für Biokraftstoffe entwickelt habe – besonders Brandenburg dass andereseits bei der Stromerzeugung extrem abhängig von der heimischen Braunkohle ist. Die Branche sei für immer mehr Landwirte eine unverzichtbare Einkommensquelle. Zudem helfe Biodiesel, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren.
In einer Feierstunde drückten Tiefensee und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den roten Knopf zum offiziellen Produktionsstart. Firmenchef Sven Schön nutzte die Gelegenheit, um auf die Probleme der Branche durch die Besteuerung biogener Treibstoffe aufmerksam zu machen und forderte von der Bundesregierung „auskömmliche Rahmenbedingungen“. So sei ein Umdenken bei der Besteuerung von Biodiesel und Planungssicherheit für die nächsten zehn Jahre notwendig.
Schön warnte davor, die in Deutschland entwickelte und umgesetzte Technologie ins Ausland zu verdrängen. „Man hat in der Biodiesel- Branche den Eindruck, wir sind hier in Deutschland nicht mehr erwünscht.“ EOP Biodiesel unterhalte bereits in Lettland, Serbien und Polen Niederlassungen für die Rohstoffversorgung und baue in Österreich ein weiteres Biodieselwerk mit einer Kapazität von etwa 100 000 Tonnen Biodiesel ab 2008.
Die Besteuerung des Biodiesels werde bis zum Herbst vom Bundesfinanzministerium geprüft und „eventuell relativiert“, sagte Tiefensee. Mit der Besteuerung habe man nur Vorgaben aus Brüssel umgesetzt. Bis zum Jahr 2020 sollen mineralischen Treibstoffen mindestens zehn Prozent biogene Treibstoffe zugesetzt werden. Auch im Bereich der Luftfahrt solle es Beimischungen geben, erklärte der Minister. Dazu sei man bereits mit den Luftfahrtunternehmen im Gespräch.
„Zur Zeit machen die Biodiesel-Unternehmen fast sechs Cent Verlust bei jedem Liter Biodiesel, der an den Markt gebracht wird“, kritisierte Platzeck. „Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein, vor allem angesichts der Probleme bei der CO2 Emission, vor denen wir stehen.“ Hier müsse noch vor dem Herbst eine Lösung gefunden werden.
„Im Bereich der erneuerbaren Energien spielt Brandenburg in Deutschland ganz vorn mit“, unterstrich der Regierungschef. In keinem anderen Binnenland würden Windkraft, Biogas, Biodiesel und Sonnenenergie so konsequent genutzt. Gleichzeitig bekräftigte er: „Ganz ersetzen können wir die Braunkohle auch in Zukunft nicht. Unseren Energiebedarf können wir nicht vollständig aus erneuerbaren Energien decken.“ Die EOP Biodiesel AG ist seit dem 14. September 2006 das erste Unternehmen der Branche, das an der Frankfurter Börse notiert ist. Geschäftsführer Schön kündigte weitere Investitionen in Falkenhagen an – ein Biomassekraftwerk für den eigenen Energiebedarf und zusätzliche Lagertanks. Bis Ende 2008 soll die Belegschaft auf etwa 80 Mitarbeiter wachsen. Thomas Bein
Thomas Bein
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