Brandenburg: Bis 2030 könnte sich die Zahl der Kohle-Jobs halbieren
Die Landesregierung muss Beschäftigtenzahlen für die Lausitz deutlich nach unten korrigieren
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Potsdam - Von der Braunkohleindustrie in Brandenburg werden nach Einschätzung der Landesregierung auch in den kommenden Jahren etwa 10 000 Arbeitsplätze abhängen. Das geht aus der Antwort von Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag zum Strukturwandel in der Lausitz hervor. Danach soll die Zahl der Beschäftigten in der Brandenburger Braunkohleindustrie im Jahr 2015 bei 9270 liegen, davon rund 3500 indirekt Beschäftigte. Für das Jahr 2020 werden 9430 Beschäftigte in der Braunkohleindustrie prognostiziert, für das Jahr 2025 sogar 10 360. Danach aber soll die Zahl der Jobs drastisch sinken: auf 5890 im Jahr 2030.
Das Wirtschaftsministerium stützt sich bei der Einschätzung der Bedeutung der Braunkohleindustrie auf eine entsprechende Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos AG.
Noch im Oktober habe Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) von 30 000 Braunkohle-Jobs in der Lausitz gesprochen, rügten die oppositionellen Grünen. Nun habe die Landesregierung die Zahlen drastisch korrigieren müssen und erwarte zudem bis 2030 die Halbierung der Arbeitsplätze. Dies verdeutliche einmal mehr, wie dringend notwendig ein aktiver Strukturwandel in der Lausitz sei, hieß es in einer Mitteilung.
Die Prognos-Studie selbst basiert aus Sicht der Grünen auf fragwürdigen Annahmen. So seien in der erwarteten Beschäftigtenzahl für 2025 (10 360 indirekte und direkte Jobs) Arbeitsplätze für den Neubau eines Kohlekraftwerkes in Jänschwalde enthalten. Nach aktuellem Stand sei dieser Neubau jedoch äußerst unwahrscheinlich, weil an den Neubau die CCS-Technologie zur Abscheidung des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) gekoppelt ist. Die Technologie gilt derzeit in Deutschland als politisch nicht durchsetzbar.
Nach Angaben des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall sind in der Lausitzer Braunkohle-Industrie etwa 8000 Menschen beschäftigt. Das Staatsunternehmen betreibt im zweitgrößten Braunkohlerevier Deutschlands fünf Gruben in Brandenburg und Sachsen sowie mehrere Kraftwerke. Im Oktober hatte Vattenfall mitgeteilt, einen Verkauf der deutschen Braunkohlesparte zu erwägen.
Trotz dieser Pläne verfolgt Vattenfall allerdings weiter den Ausbau des Tagebaus Welzow-Süd bei Cottbus. Voraussichtlich 2015 will der Konzern beim Landesbergbauamt beantragen, ab Mitte der 2020er-Jahre im geplanten Feld Welzow-Süd II rund 200 Millionen Tonnen Braunkohle zu fördern. Auch in Jänschwalde-Nord ist ein neues Feld geplant; dort könnten mittelfristig rund 250 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden.
Inwieweit sich ein Neuaufschluss von Gruben in Welzow-Süd und Jänschwalde-Nord auf die Jobs in der Lausitzer Braunkohle-Industrie auswirken würde, ist laut Wirtschaftsministerium noch unklar. Über das Jahr 2030 hinausgehende Prognosen zur Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Braunkohleabbau lägen der Landesregierung nicht vor, erklärte Minister Gerber. Haiko Prengel
Haiko Prengel
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