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Brandenburg: Blätter für Botaniker

Der Landkreis Oder-Spree verschenkt seine Pflanzensammlung an den Botanischen Garten der FU Berlin

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Bernau - Ein Schatz schlummert auf dem Dachboden der Burg Beeskow. Eine botanische Sammlung, die dem Landkreis Oder-Spree gehört – der damit allerdings nichts anfangen kann. Rund zehntausend Bögen, die mit Pflanzen beklebt sind, lagern auf der Burg in Stahlschränken. Teilweise sind sie mehr als hundert Jahre alt, wie Tilman Schladebach, Leiter des Bildungs- und Kulturzentrums auf der Burg Beeskow, erklärt. Jetzt entschied der Landkreis, die Blätter zu verschenken, um sie vor dem Verfall zu retten. Empfänger der großzügigen Gabe: Die Freie Universität Berlin und ihr Botanischer Garten.

Seit der Wende lagern die Botanischen Dokumentationen unter dem Dach der Burg. Vorher seien viele Exemplare Teil einer Dauerausstellung gewesen. Doch mit der „Neuausrichtung in der Museumslandschaft“, wie es Schladebach formuliert, sei die Präsentation nicht mehr möglich gewesen. „Wir hatten damals einfach mehr Mitarbeiter“, begründet Burg- Chef Schladebach die damalige Entscheidung, die Forschungsarbeiten aus dem Museum zu nehmen. 40 seien es zu DDR-Zeiten gewesen. „Jetzt sind wir nur noch drei.“

Seltenheitswert hätten die Blätter der Sammlung meist nur durch ihr Alter. Ausgestorbene Pflanzen, so habe er von Experten erfahren, seien nicht unter den aufgeklebten Gräsern und Blumen, so Schladebach. An manchen Exemplaren könne man erkennen, dass sie aus der Vergangenheit stammen, weil die Ausformungen der Blütenstände etwa sich im Laufe der Jahre verändert hätten. Schäden an den getrockneten Pflanzen habe das Dachboden-Klima indes noch nicht angerichtet.

Das hofft auch Robert Vogt, Leiter des Herbariums am Botanischen Garten in Berlin und unmittelbar Beschenkter. Im unterirdischen Archiv des Botanischen Gartens immerhin wird darauf geachtet, dass permanent zwischen 18 und 20 Grad Celsius Raumtemperatur sowie 50 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen. Gut zu wissen immerhin, meint Vogt, dass die Herbare in Schränken lagerten – mit Arsen- oder Quecksilber-Chlorid gegen Insekten geschützt.

Anfang des kommenden Jahres sollen die rund 10000 Belege von der Beeskower Burg in das zur FU gehörende Museum des Botanischen Gartens umziehen. Eher wie ein Tropfen in einem Fass nimmt sich die brandenburgische Spende angesichts der Fülle von 3,5 Millionen getrockneten Pilzen, Moosen und Gräsern in der FU-Berlin aus. Für Vogt dennoch ein Grund zur Freude, enthalte die Gabe doch wichtiges Belegmaterial. „Es handelt sich unter anderem um eine einmalige Arbeit des Amateurbotanikers Gustav Kunow“, sagt Vogt. Der habe zum Ende des 19. Jahrhunderts die Botanik seiner Heimatstadt Freienwalde katalogisiert. „Sein Buch steht schon hier in der Bibliothek“, sagt Vogt. „Jetzt haben wir bald die Belege dazu.“

Andreas Wilhelm

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