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Gedenken in Kreuzberg. In der Köthener Straße 37A in Berlin-Kreuzberg wurde die 30-Jährige von ihrem Ehemann erstochen und zerstückelt.

© Sebastian Kahnert/dpa

Brandenburg: Bluttat in Kreuzberg offenbar nicht erster Fall in der Familie Verwandter tötete vor sieben Jahren in Neukölln ebenfalls seine Frau

Auch er stammt aus der Osttürkei – und verbüßt eine langjährige Haftstrafe

Stand:

Berlin - Die Täter tragen denselben Familiennamen, und ihre Taten ähneln sich auf erschreckende Weise. Sie sind Cousins, beide stammen aus derselben Provinzstadt Agri, Kreisstadt Eleskirt, in der Osttürkei – beide haben in Berlin ihre Frauen getötet und ihren Kindern die Mutter genommen.

Wie jetzt bekannt wurde, ist der 32-jährige Orhan S. nicht der einzige in seinem kurdischen Familienstamm, der seine Frau umgebracht hat. Nach Informationen dieser Zeitung hat auch sein Cousin Mahmut S. vor sieben Jahren in einer Wohnung in der Karl-Marx-Straße in Neukölln seine Frau getötet. Im Alkoholrausch erwürgte S. am 4. Januar 2005 seine Frau Meyrem Ö. Die beiden trugen nicht denselben Nachnamen, da das Paar nicht standesamtlich verheiratet war, sondern sich nur von einem islamischen Prediger hatte trauen lassen.

Nach der Tat war der Mann in die Türkei geflogen und hatte sich dort in einem Hotel in der Stadt Bursa einquartiert. Da Mahmut S. seine Personalien an der Rezeption nennen musste, konnte ihn die Polizei wenige Tage nach der Tat festnehmen. Da die Türkei wie fast alle Staaten seine Landsleute nicht ausliefert, verbüßt der heute 41-Jährige seine Haft in einem türkischen Gefängnis.

Das ehemalige Mitglied der Linken-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Giyasettin Sayan, bestätigte dieser Zeitung, dass es sich bei den beiden Männern um Cousins handelt. Er hatte sich damals intensiv mit der Familie S. beschäftigt, da er zwischen den Familien des Täters und des Opfers „vermittelt“ hat, wie er selbst sagt, weil schon vor der Tat eine Art „Blutrache“ zu befürchten war.

Ähnlich wie im Fall Orhan S., der mit der von ihm getöteten Ehefrau Semanur S. sechs Kinder im Alter zwischen elf Monaten und 13 Jahren hatte, nahm auch der fünffache Vater Mahmut S. seinen Kindern die Mutter. Auch hier war das älteste Kind, ein Junge, damals 13 Jahre alt.

Der Vorsitzende des Vereins „Aufbruch Neukölln“, Kazim Erdogan, erinnert sich gut an den Fall. „Ich habe damals mit dafür gesorgt, dass die Kinder eine Betreuung bekommen. Sie sind bei der Großmutter und bei der Tante im Norden Berlins untergekommen“, sagt Erdogan.

Nach der Bluttat am Montag, bei der Orhan S. seine Frau getötet und die Leiche anschließend zerteilte, hat sich Erdogan intensiv mit Mitgliedern der Familie unterhalten. Auch hier haben etliche Verwandte erzählt, dass schon vor sieben Jahren ein ähnlich schrecklicher Fall die Familie erschüttert hatte und wie ein Fluch nachwirkte. Es sei erschreckend, dass zwei Männer aus derselben Familie ihre Frauen getötet haben, sagt Erdogan.

Der Linken-Politiker Sayan nennt weitere auffällige Parallelen im Leben der Männer: Beide stammen aus der selben Provinz im Osten der Türkei, beide landen in Berlin, seien Schulabbrecher, arbeitslos und hätten getrunken. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Bei Orhan S. wurde vom Gutachter eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert, sodass er womöglich schuldunfähig ist und in die geschlossene Nervenklinik kommt – statt ins Gefängnis.

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