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Berlin - The Hoff entert dynamisch den Besprechungsraum im Berliner Hotel Adlon, ist kurz irritiert, weil sich keine Fotografenmeute auf ihn stürzt, überspielt die Enttäuschung mit einem Witz. Dann beginnt die Pressekonferenz zum Thema: Hat David Hasselhoff mit seinem Popsong „Looking for freedom“ die Berliner Mauer zu Fall gebracht? Der 61-jährige Ex-Fernsehstar (Knight Rider, Baywatch) ist die Hauptfigur in einem Dokumentarfilm, Arbeitstitel „Mr. Hasselhoff, tear down this wall!“ Es geht um das Ende der DDR und die Rolle seines Freedom-Songs, des Sommerhits von 1989. Am Silvestertag sang er damals vor einer halben Million Menschen am Brandenburger Tor. Der Songtext hat nichts mit dem Ausbrechen aus einer Diktatur zu tun – aber wer verstand schon den ganzen Text? Die Zeile „I’ve been looking for freedom“ ließ sich zumindest in die gewünschte Richtung interpretieren. Hasselhoff sagt, er habe selbst niemals behauptet, „irgendetwas mit dem Fall der Mauer zu tun zu haben“. 1989 habe er von Mauer, DDR und den Demonstrationen keine Ahnung gehabt. Er sei wegen der ZDF-Hitparade nach Deutschland geflogen und wollte Werbung für sein Album machen. Ein paar Sätze später sagt er aber auch: „Ein Mann kann die Welt verändern.“ Im Film wird er als verkannter Held gewürdigt. Viele Ostdeutsche hätten ihm erzählt, der Song sei für sie wichtig gewesen. Und deshalb begann Hasselhoff, sich für ihre Geschichte zu interessieren. US-Filmemacher Mark Hayes hat selbst eine DDR-Vergangenheit. Als Journalist lernte er 1985 in der Nähe von Jena ein Mädchen kennen: Gabi Voigt. Sie verliebten sich und heirateten 1989. Heute leben sie in Kalifornien.
Weitere Popstars treten nicht auf, abgesehen von Marc Seaberg, der „Looking for Freedom“ ein Jahrzehnt vor Hasselhoff interpretierte. Im Film singen die beiden das Lied erstmals gemeinsam, aufgenommen in den Hansastudios. Die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld zeigt Hasselhoff ihre Zelle im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Die Stasi selbst war 1989 an Hasselhoff nicht interessiert, erzählt Hayes. Auch bei der CIA fragte er vergeblich an. Egon Krenz wollte auch nicht mitmachen.
Hasselhoffs historische Rolle ist noch nicht überall anerkannt. Sein Name fehlt in den Geschichtsbüchern. Vielleicht hilft der Film jetzt weiter. Im Herbst soll er in die Kinos kommen. Thomas Loy
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