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Brandenburg: „Böser Ort“ wird erneuert

Hochwasserlage in Brandenburg weiter angespannt

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Rühstädt - Der stark gefährdete Deich am Rühstädter Bogen an der Elbe in der Prignitz soll nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums sofort nach Rückgang des Hochwassers erneuert werden. „Das werden wir mit oder ohne dem Segen der Anwohner tun“, sagte Sprecher Jens-Uwe Schade am Montag der dpa. „In den vergangenen Jahren hatte es zwar Querelen um den geplanten Ausbau gegeben, aber jetzt muss etwas geschehen.“ Unterdessen blieb die Lage im Hochwassergebiet in der Prignitz trotz sinkender Wasserstände angespannt, die Kräfte vor Ort sollen nochmals aufgestockt werden.

Bei einem erneuten Besuch am Rühstädter Bogen betonte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD): „Wir haben hier einen neuen “Bösen Ort““ - in Anspielung auf den so genannten Bösen Ort bei Wustrow, der beim Elbe-Hochwasser 2002 besonders gefährdet war. Ohne die Hilfe der Bundeswehr wäre dieser Abschnitt kaum zu halten gewesen, sagte Woidke. In diesem Bereich sind in diesen Tagen etwa 200 Bundeswehrsoldaten und 50 weitere Helfer im Einsatz. An diesem Dienstag sollen nach Angaben des Kreis-Katastrophenstabes nochmals rund 100 Soldaten zur Verstärkung kommen. Laut Ministerium kann der Deich nicht noch ein Mal den hohen Wellen ausgesetzt werden. Deshalb solle er auf einer Länge von 1000 Metern erneuert werden.

Derweil bescheinigte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Wolfgang Methling (Linkspartei.PDS) Brandenburgern und Niedersachsen „Nachholbedarf“ beim Ausbau der Deiche. Sie seien nicht in einem Zustand wie in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Anlagen seit 2002 für 23 Millionen Euro verstärkt worden seien. So gebe es etwa am Bösen Ort nahe dem bBrandenburgischen Wustrow Schwachstellen.

Woidke wies die Vorwürfe als „fachlichen und sachlichen Unfug“ zurück. „Es ist eine Unverschämtheit, dass Methling hier Parteipolitik betreibt“, sagte der Minister. Er wies darauf hin, dass Brandenburg seit 1990 etwa 60 Millionen Euro an den Elbedeichen investiert habe. Von den 70 Elbekilometern seien an 55 die Deiche saniert. „Bis 2009 sollen alle Bereiche saniert sein.“ Am Wustrower Bösen Ort gebe es - anders als Methling behaupte - in diesem Jahr keine Probleme. Der Deich sei nach 2002 saniert worden. Woidke lud seinen Amtskollegen ein, sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen.

Während im Süden Brandenburgs der Katastrophenalarm am Wochenende aufgehoben worden war, machen den Einsatzkräften im Norden weiterhin einzelne Sickerstellen zu schaffen. Deshalb wurden die Deiche immer wieder punktuell durch Sandsäcke verstärkt. In der Prignitz wurden nach Angaben des Kreis-Katastrophenstabes bislang rund 145 000 Sandsäcke, 4700 Faschinen (Reisigbündel), 16 000 Quadratmeter Vlies und 400 000 Kubikmeter Kies verwendet.

In der Prignitz war der Wasserstand im Vergleich zu Sonntagmittag um 15 Zentimeter auf 6,98 Meter am Montagnachmittag gefallen. Das sind 36 Zentimeter unter dem Höchststand der Jahrhundertflut vom Jahr 2002. Der Hochwasserscheitel hatte die Prignitz am Wochenende passiert. Die höchste Alarmstufe vier bleibt dennoch bestehen.

Auch an der Oder und an der Havel ging das Hochwasser weiter zurück. Eine deutliche Entlastung der unteren Havel sei in den nächsten Tagen jedoch nicht zu erwarten, teilte das Landesumweltamt mit. dpa

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