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Begehrter Filmstandort. In der Studio-Außenkulisse „Berliner Straße“ in Potsdam-Babelsberg wurden mehrere vom Medienboard geförderte Filme gedreht.

© Manfred Thomas

Brandenburg: Brandenburg bleibt stur

Trotz Intervention Berlins und der regionalen Filmbranche hält die rot-rote Landesregierung in Potsdam an der geplanten Kürzung der Filmförderung fest

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Potsdam – Vergeblich hatten Berlin und die Filmbranche der Region interveniert: Doch die rot-rote Regierung Brandenburgs wird die Entscheidung nicht zurücknehmen, 2013 erstmals den Rotstift bei der gemeinsamen Filmförderung mit Berlin anzusetzen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dagegen lässt die Senatszuschüsse für den Medienboard Berlin-Brandenburg – zuletzt wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Schlagzeilen geraten – drastisch aufstocken.

Auf PNN-Anfrage bestätigte Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) am Mittwoch, dass es bei den Kürzungen bleiben soll. „Wir müssen den gesamten Haushalt konsolidieren, können da keine Ausnahme für eine Branche machen“, sagte Christoffers. Dabei betonte er aber: „Internationale Produktionen sind davon nicht betroffen.“ Es geht um 400 000 Euro, um die das Land Brandenburg ab 2013 – der Etatentwurf der Regierung für 2013/2014 liegt beim Parlament – seinen bisherigen Zuschuss von 7,7 Millionen Euro an den Medienboard kürzen wird. Berlin stockt seine Mittel von 10 Millionen Euro dagegen bis 2014 um 1,2 Millionen auf. Christoffers wird am heutigen Donnerstag auf einem Frühstück mit der Filmbranche den Kurs erläutern, der dem Vernehmen nach mit Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) abgestimmt ist.

Gemessen an der vergleichsweise geringen Summe ist der Ärger, das Unverständnis groß. So hatte im Vorfeld Berlins Senatskanzleichef Björn Böhning Brandenburg öffentlich vor einem „falschen Signal für die Filmwirtschaft, für den Standort“ gewarnt. Im Roten Rathaus ist Medienwirtschaft Chefsache des Regierenden Bürgermeisters. Zudem forderte die hiesige Branche in einem bislang im Ton einmaligen geharnischten Brandbrief an Platzeck und Christoffers eine Rücknahme der Kürzung. Das den PNN vorliegende, bislang unveröffentlichte Schreiben „stellvertretend für alle Filmschaffenden der Hauptstadtregion“ ist von Carl Woebcken, dem Chef der Babelsberger Studios, UFA-Geschäftsführer Wolf Bauer, den Firmenchefs Nico Hofmann (teamWorx) und Stefan Arndt (X-Filme), aber auch vom Rektor der Filmhochschule Prof. Dieter Wiedemann und dem Regisseur Andreas Dresen unterzeichnet. Der war kürzlich von Platzeck mit der höchsten Landesauszeichnung, dem Rote-Adler-Orden, ausgezeichnet worden.

Die Filmschaffenden warnen im Schreiben vor einer Kettenreaktion in Folge der Einsparung. Die Region habe sich in der Medienwirtschaft „mit großem Abstand zur Nummer Eins in Deutschland entwickelt“, heißt es darin. „Wir würden unsere Aktivitäten nur ungern aus der Region woanders hin verlagern, um zu vermeiden, dass die Medienregion Berlin-Brandenburg im nationalen Vergleich ins Hintertreffen geriet“, heißt es weiter. „Bei Reduzierung der Fördermittel könnte dies jedoch die Folge sein, da schon jetzt beim Medienboard mehr Anträge als bei jeder anderen deutschen Förderung eingereicht werden.“ Auch die Hochschule für Film und Fernsehen werde „erheblich geschädigt“. Und es wird auf das Land Berlin verwiesen, das durch „erhöhte Zahlungen an das Medienboard alles unternimmt, die Film- und Fernsehindustrie am Standort in Zukunft abzusichern“.

Auch der Kulturstaatsminister der Bundesregierung versuche, zusätzlich Mittel für die deutsche Filmförderung zu erhöhen. Dies alles, so der Brandbrief, werde auf Bundesebene aber „schwer durchsetzbar“, wenn „ausgerechnet das Bundesland“, das zusammen mit Berlin nachweislich am meisten von den nationalen Filmfördersystemen profitiere, „durch die Reduzierung seines finanziellen Engagements andeutet, das Interesse an dieser positiven Entwicklung der letzten Jahre zu verlieren“.

Im Wirtschaftsministerium hält man dieses Szenario für übertrieben und verweist stattdessen darauf, dass genügend Geld im System sei und es über die Investitionsbank (ILB) weitere Förderinstrumente gebe. 2011 hatte das Medienboard etwa 263 Filmprojekte mit 24,6 Millionen Euro gefördert, darunter auch die Verfilmung von „Der Wolkenatlas“, bei der Hollywood-Stars Tom Hanks und Halle Berry in Babelsberg vor der Kamera standen. Da frühere Förderungen teils als Darlehen ausgereicht wurden, seien rund 180 Millionen Euro im System, heißt es. Das Wirtschaftsministerium will die Förderinstrumente für die Filmbranche weiter öffnen und flexibler machen. Und es will die Wogen glätten. Zu dem Schreiben mit sechs Unterzeichnern, so sagte jüngst Wirtschaftsstaatssekretär Henning Heidemanns im Wirtschaftsausschuss des Landtages, liefen derzeit Gespräche.

Nachteilig für die Proteste gegen den Rotstift bei der Filmförderung wirkte sich die nicht ausgestandene Affäre um finanzielle Unregelmäßigkeiten beim Medienboard aus. Die eingesetzten externen Sonderprüfer sollen bis Herbst ihren Bericht vorlegen. Konsequenzen gab es schon. Staatssekretär Heidemanns bestätigte, dass „ein Buchhalter und eine Veranstaltungsmanagerin das Unternehmen verlassen haben“. Thorsten Metzner

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