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Positive Zeichen. Bei den Betreuungsbedingungen in den Schulen  also der Schüler-Lehrer-Relation  ist Brandenburg ein Land mit deutlichen Verbesserungen seit 2004.

© Patrick Pleul/ZB

Von Thorsten Metzner: Brandenburg holt langsam auf

Im „Bildungsmonitor 2010“ belegt das Land Platz 14 im Ranking der 16 Bundesländer – mit Fortschritten

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Potsdam - Das Land Brandenburg hat erneut bei einer bundesweiten Bildungsstudie schlecht abgeschnitten, holt aber im Ländervergleich zumindest spürbar auf. Das ist das Ergebnis des aktuellen „Bildungsmonitors 2010“, den das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nun bereits zum siebten Mal im Auftrag der unternehmernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft vorstellte: Brandenburg landet dort diesmal auf Platz 13 von 16 Bundesländern, schlechter sind nur Nordrhein-Westfalen (14), Mecklenburg-Vorpommern (15) und Berlin (16). Spitzenreiter sind die unionsgeführten Länder Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern, in denen Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) Anregungen für die rot-rote Schulpolitik sucht.

Zwar bestätigt das neue Ranking wie jüngst das miserable Abschneiden der Neuntklässler beim Bundesländervergleich in den Fächern Deutsch und Englisch, dass Brandenburgs Schulsystem zu den schlechtesten in Deutschland gehört, obwohl bereits seit 1999 eine Reform die andere jagt. Doch der aktuelle „Bildungsmonitor 2010“ sieht zugleich Fortschritte in Brandenburg.

Im „Dynamikranking“, das untersucht, welches Bundesland sich seit 2004 am meisten verbessert hat, belegt Brandenburg immerhin den fünften Platz: Allerdings, die Spitzenreiter Sachsen (2) und Thüringen (3) sind in der gleichen Zeit noch besser geworden. Die wegen der Wirtschaftsnähe der Auftraggeber nicht unumstrittene Studie vergleicht die Bundesländer an rund 100 „harten“ Indikatoren, von Bildungsausgaben, Ergebnissen der Bildungstests bis zur Betreuungsinfrastruktur. In einigen Feldern holt Brandenburg danach signifikant auf, zum Beispiel in der – trotz Rückschlägen bei Tests – Qualität der Schulen: Nach Sachsen–Anhalt hat Brandenburg im Bundesvergleich die Schulen, die sich seit 2004 am meisten verbessert haben. Schlusslicht ist hier Schleswig-Holstein. Auch bei den Betreuungsbedingungen in den Schulen – also der Schüler-Lehrer-Relation – ist Brandenburg ein Land mit deutlichen Verbesserungen seit 2004: Nach Thüringen und Sachsen landet Brandenburg auf Platz Drei. Bei den Bildungsausgaben pro Schüler liegt Brandenburg im Bundesvergleich auf Platz 14. Aber: Brandenburg liegt an vierter Stelle bei den Steigerungen im Vergleich zu 2004.

Es gibt auch – typisch für die Achterbahnfahrt im brandenburgischen Bildungssystem – alarmierende Tendenzen. Brandenburg gehört zu den Bundesländern mit den meisten Schulabbrechern – Platz 14. Seit 2004 hat sich hier die Situation sogar verschlechtert – bei den negativen Veränderungen ist Brandenburg das Schlusslicht. Und was die Altersstruktur der Lehrer angeht, also das Verhältnis zwischen älteren und jungen Pädagogen, rächt sich die Überalterung des Lehrkörpers: Brandenburg liegt hier bundesweit auf dem vorletzten Platz.

Nach der Bildungsstudie hat Brandenburg dennoch gute Chancen, weiter zuzulegen: Bildungspolitische Reformen seien auch „im Zeichen von Schuldenbremse und Haushaltskonsolidierung möglich – wenn die Chancen des demografischen Wandels genutzt werden“, heißt es in dem 248-Seiten-Papier. Eine „gezielte Förderung“ von Kindern und Jugendlichen ohne Mehrausgaben sei möglich, „wenn die Landesregierung wie in der Vergangenheit die auch in den kommenden Jahren durch die sinkenden Schülerzahlen frei werdenden Mittel ins Bildungssystem reinvestiert“. Im Jahr 2020 betrage in Brandenburg dieses Umschichtungspotenzial immerhin 90 Millionen Euro pro Jahr. Auch die Hochschulen Brandenburgs haben laut Studie offenkundig Reserven, etwa bei der Förderung von Forschungsnachwuchs: Bei der Zahl der Habilitationen je Professor ist Brandenburg Schlusslicht ebenso bei der Promotionsquote. Allerdings gebe es „einen Lichtblick“. Bei den Drittmitteln je Professor konnte sich das Land verbessern und liegt auf dem achten Rang.

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