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Exklusiv: Die Kriminalstatistik 2015 für Brandenburg: "Brandenburg ist ein Stückchen sicherer geworden"
UPDATE Am Montag legt Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2015 vor. Erschreckend sind die Zahlen bei Wohnungseinbrüchen und Drogen.
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Potsdam - Die Kriminalitätsbelastung in Brandenburg ist im vergangenen Jahr zurückgegangen – der prozentuale Anteil der aufgeklärten Fälle blieb jedoch nahezu gleich. Das ist nach PNN-Informationen das Ergebnis der polizeilichen Kriminalstatistik für 2015, die Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Montag in Potsdam vorstellen will. Die Zahl aller erfassten Fälle lag bei mehr als 188 000, im Jahr zuvor waren es noch 196 000 – das ist ein Rückgang um vier Prozent. Allerdings sank auch die Zahl der aufgeklärten Fälle, die Aufklärungsquote verharrt damit nahezu gleichbleibend bei fast 53 Prozent.
„Die gesunkene Zahl der Delikte darf nicht über die weiterhin angespannte Lage im Land hinwegtäuschen. Im Vergleich der Flächenländer ist die Kriminalitätsbelastung in Brandenburg weiterhin immer noch zu hoch", sagte Schröder. „Zudem ist es der Polizei trotz sinkender Fallzahlen nicht gelungen, die Aufklärungsquote zu steigern. Ein Grund dafür könnte die hohe Belastung der Beamten infolge der Asylkrise sein.“ Die Beamten müssten seit Sommer 2015 eine Vielzahl von Asylunterkünften und Demonstrationen absichern.Dennoch sagte Schröter: „Brandenburg ist 2015 ein Stückchen sicherer geworden.“
Brandenburg als "überdurchschnittlich sicheres Land"
Mit Blick auf die Gewaltstraftaten sei Brandenburg ein „überdurchschnittlich sicheres Land“, sagte Schröter. Insgesamt registrierte die Polizei 4125 Gewaltdelikte wie Mord, Totschlag, Körperverletzung und Vergewaltigung. Das sind 53 weniger als 2014. Die Zahl der Mordstraftaten um 10 auf 27, die Zahl der Totschlagsdelikte stieg um 8 auf 40. Bei Tötung auf Verlangen stieg die Zahl um 8 auf 40. Mit 168 Gewaltdelikten je 100 000 Einwohner - das ist die Häufigkeitszahl - habe Brandenburg einen der niedrigsten Werte bundesweit. Zudem ist Brandenburgs Polizei bei Aufklärungsquote laut Schröter „nicht zu stoppen“. Hundert Prozent der Mord und Totschlagsdelikte wurden aufgeklärt, zum Teil gehören laut Schröter Morde dazu, die lange Jahre zurückliegen.
Dünne Personaldecke: Polizei kann Einbruchsbanden nicht zurückdrängen
Ein Hauptproblem bleiben besonders schwere Einbruchsdiebstähle. Ihre Gesamtzahl sank 2015 zwar von 54 340 auf rund 48 450. Zugleich konnte Brandenburgs Polizei etwas weniger Fälle aufklären. Bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen, ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit in den vergangenen Jahren, macht sich nun die Dauerbelastung der Polizei durch die ständige Bewachung von Asylunterkünften vor Anschlägen und die anhaltend hohe Zahl von Demonstrationen zur Flüchtlingspolitik bemerkbar - aber auch die dünne Personaldecke infolge der Polizeireform. Beides bindet erheblich viele Einsätzkräfte. Das bisherige Konzept, mögliche Einbrecher durch mehr Polizeipräsenz und Streifen abzuschrecken und zu verdrängen, greift offenbar immer weniger. Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle stieg um elf Prozent von 3990 im Jahr 2014 auf nun rund 4450. Die Aufklärungsquote sank von knapp 21 auf rund 17 Prozent. Besonders dramatisch ist die Lage in der Polizeidirektion West, wo der Anstieg besonders hoch ausfällt und die Aufklärungsquote nur um 11 Prozent liegen soll.
Zur Zunahme der Wohnungseinbrüche sagte Schröter: „Dieser Anstieg ist besonders unerfreulich, denn diese Delikte treffen die Bevölkerung außerordentlich hart und sorgen für eine große Verunsicherung.“ Die Bekämpfung der Wohnungseinbruchskriminalität müsse intensiviert werden. „Das fordert Polizei und Bevölkerung gleichermaßen, denn bei der Sicherung von Häusern und Wohnungen gibt es nach wie vor Reserven“, sagte Schröter. „Diese anhaltend ungünstige Entwicklung bereitet mir große Sorgen. Auch die Aufklärungsquote kann nicht zufriedenstellen.“
Rauchgiftdelikte nehmen dramatisch zu
Beim Diebstahl von Autos und Fahrrädern hat die Polizei allerdings Rückgänge zu verzeichnen. Auffällig ist ein deutlicher Anstieg der Rauschgiftdelikte um rund 15 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 7130 Fälle, im vergangenen Jahr schon rund 8200. Bemerkenswert daran ist, dass die Polizei Drogenstraftaten vorrangig bei Kontrollen feststellt, daher ist auch von einem typischen Kontrolldelikt die Rede. Der Anstieg dürfte angesichts der seit Jahren sinkenden Kontrolldichte ein Hinweis darauf sein, dass die unentdeckten Fälle im sogenannten Dunkelfeld weitaus höher sind und ebenfalls zunehmen. Der Anstieg ist offenbar auf die Ausbreitung der gefährlichen Droge Crystal Meth besonders in Südbrandenburg zurückzuführen. Ärzte und Ermittler dort klagen über zunehmende Probleme mit der Droge, die breite Kreise in der Gesellschaft und fatale Folgen nach sich zieht. Zunehmend sind es werdende und junge Mütter, die die Droge nehmen. Sie selbst, aber auch ihre Kinder werden zu Sozial- und Pflegefällen.
Schwerpunkt der Drogenkriminalität sei der Süden Brandenburgs, sagte Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. In der Polizeidirektion Süd machten Fälle mit Crystal Meth 83 Prozent aller Drogendelikte aus. Mörke warnte vor einem zunehmenden Drogenmissbrauch vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Bei den 11- bis 14-Jährigen sei ein alarmierender Anstieg von Besitz und Konsum von Drogen zu verzeichnen. Dies stelle die Eltern, Schulen, aber auch die Polizei vor neue Herausforderungen.
Lesen Sie weiter: Zwar ist Alkohol nach wie vor die beliebteste Droge in Brandenburg, aber immer mehr greifen mittlerweile auch zu Crystal Meth. Vor allem im Süden des Landes ist Crystal verbreitet >>
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