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Gesundheit: Brandenburger Männer sind länger krank als Frauen

Der Gesundheitsbericht der Region zeigt: Männliche Versicherte in der Mark fehlen im Schnitt 13,9 Tage. Bei den weiblichen Arbeitnehmern sind es nur 13,7 Tage. Berliner leiden vor allem unter psychischen Krankheiten.

Von Matthias Matern

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Berlin/Potsdam - Die Brandenburger sind im Durchschnitt häufiger krankgeschrieben als ihre Berliner Nachbarn. Während sich im Land Brandenburg pro Tag durchschnittlich 5,1 Prozent der gesetzlich Versicherten krankmelden, sind es in Berlin nur 4,7 Prozent. Das geht aus dem neuen Gesundheitsbericht hervor, den die Länder Berlin und Brandenburg am Dienstag gemeinsam in Berlin vorlegten. Sechs gesetzliche Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung lieferten dazu Daten von rund 1,4 Millionen Arbeitnehmern aus den Jahren 2009 bis 2011. Allein 2011 gingen in beiden Ländern durch die Fehlzeiten mindestens 25 Millionen Arbeitstage dadurch verloren. „Das ist ein immenser volkswirtschaftlicher Verlust“, sagte Rolf Dieter Müller von HealthCapital Berlin-Brandenburg. Bundesweit melden sich im Schnitt nur 3,8 Prozent der Versicherten krank.

Die meisten Fehltage in der Hauptstadtregion entstanden durch Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von Krankheiten des Atmungssystems und psychischen Leiden, deren Anteil seit Jahren stetig wächst. Die höchsten Krankenstände sind in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Oder-Spree und Cottbus zu finden, die wenigsten Fehltage im Elbe-Elster-Kreis und in Potsdam. Von dem Ergebnis zeigte sich Müller überrascht. Eigentlich ist aus der Historie heraus der Krankenstand in Ballungszentren höher als in ländlichen Bereichen.“ Ein Grund könnte sein, dass in solchen Regionen der psychische Druck aufgrund einer schlechten Arbeitsmarktsituation besonders groß sei. „Das ist aber rein spekulativ“, schränkte Müller ein. Das Ergebnis für den Elbe-Elster Kreis spreche zum Beispiel gegen eine solche These.

Auch der Unterschied zwischen Berlin und Brandenburg lässt sich laut Müller anhand der bislang ausgwerteten, sogenannten Makro-Daten nicht erklären. „Um die Ursachen für den höheren Krankenstand Brandenburgs zu ergründen, müsste man auch die einzelnen Branchen miteinander vergleichen“, sagte der Gesundheitsexperte. Allerdings lasse sich feststellen, dass in Brandenburg mehr Versicherte in den Altersgruppen 40 plus und 50 plus arbeitsunfähig seien als in Berlin. Dort wiederrum seien die häufigsten Ursachen für eine Krankschreibung pyschische Krankheiten, Erkrankungen der Atemwege und Infektionen, sagte Rolf Dieter Müller. In Brandenburg sei es in erster Linie der gesamte orthopädische Bereich, gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Verletzungen. Insgesamt fallen in Brandenburg Männer mit 13,9 Tagen länger aus als Frauen (13,7 Tage). In Berlin ist es umgekehrt. Dort sind Frauen mit 13,7 Tagen länger krankgeschrieben als Männer mit 13 Tagen.

Die meisten Krankmeldungen gibt es in öffentlichen Verwaltungen und im Gesundheitswesen, betroffen sind oft Kindergärtnerinnen, Gesundheitspfleger oder Sozialarbeiter. In der freien Wirtschaft, etwa in der Datenverarbeitung oder im Verkauf, gibt es weniger Fehltage. Daten der Rentenversicherung zeigen zudem: Psychische Erkrankungen sind mit Abstand die wichtigste Ursache für Frühberentungen, nämlich in fast der Hälfte der Fälle. Druck und Personalausdünnung am Arbeitsplatz sind mögliche Gründe dafür.

„Ein alarmierendes Ergebnis“ nannte Brandenburgs Gesundheits-Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt (Linke) den Zuwachs psychischer Leiden: „Wir dürfen die Beschäftigen mit den arbeitsbedingten psychischen Belastungen nicht alleinlassen.“ Eine Bundesratsinitiative, aber auch mehr gemeinsames Engagement der Kassen könne - speziell in kleineren und mittleren Betrieben - Abhilfe schaffen. Matthias Matern (mit dpa)

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