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Erstes Asyl. Acht Asylbewerber aus der Zentralen Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt sind nach Angaben des Innenministeriums an ansteckender, also offener Tuberkulose erkrankt.

© Patrick Pleul/dpa

Flüchtlinge an Tuberkulose erkrankt: Brandenburgs Erstaufnahmelager unter Quarantäne

UPDATE. Eisenhüttenstadt: Acht Insassen des Erstaufnahmelagers in Eisenhüttenstadt sind an offener TBC erkrankt. Für eine großen Teil der Asylbewerber wurde die Verteilung und Unterbringung auf die Landkreise und Städte in Brandenburg bis Mitte Dezember gestoppt.

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Eisenhüttenstadt/Potsdam - Ein Großteil der Flüchtlinge im Erstaufnahmelager in Eisenhüttenstadt kann vorerst nicht weiter auf die Unterkünfte im Land verteilt werden – sie stehen wegen mehrerer Tuberkulose-Fälle unter Quarantäne. Entsprechende PNN-Informationen bestätigte das brandenburgische Innenministerium am gestrigen Mittwoch. Gegenwärtig bestehe bis 18. Dezember ein Verteilungsstopp, sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker. Auch die Weisung des Sozialministeriums, das im Oktober wegen der schleppenden Bereitsstellung von Asylunterkünften den Kommunen Fristen für die Aufnahme gesetzt und die Unterbringung angeordnet hatte, wurde ausgesetzt. Die betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte waren bereits Mitte vergangener Wochen darüber schriftlich informiert worden. Darunter ist auch die Landeshauptstadt Potsdam.

Nach Angaben des Ministeriumssprechers war am 23. Oktober bei drei Asylbewerbern aus Tschetschenien, die sich in der Einrichtung in Eisenhüttenstadt aufhielten, eine ansteckungsfähige Tuberkulose-Erkrankung – auch als TBC bekannt – festgestellt worden. Sofort sind mögliche Kontaktpersonen ebenfalls untersucht worden. Bei fünf weiteren Insassen des Erstaufnahmelagers, die ebenfalls aus Tschetschenien stammen, war ebenfalls eine TBC-Erkrankung festgestellt worden. „Insgesamt betroffen sind nach bisherigem Stand damit acht Personen, drei Erwachsene und fünf Kinder“, sagte Ministeriumssprecher Decker. „Alle Erkrankten befinden sich nicht mehr in Eisenhüttenstadt, sondern zur Behandlung in einer Spezialklinik in Berlin.“

Parallel hat sich auch in Frankfurt (Oder) eine Lehrerin mit offener Lungentuberkulose infiziert. Schüler und Lehrer der betroffenen Schule seien informiert worden, teilte die Stadtverwaltung mit. Zudem würden weitere mögliche Kontaktpersonen gebeten, Blutproben abzugeben. Sollte sich dann herausstellen, dass sich noch jemand infiziert habe, seien weitere Untersuchungen und Behandlungen geplant. Erst im Juni dieses Jahres war eine 14-Jährige aus dem Gymnasium in Prenzlau (Uckermark) ebenfalls an offener Lungentuberkulose erkrankt. Danach wurde an der Schule ein weiterer, aber nicht ansteckender TBC-Fall bekannt. Im September teilte die Kreisverwaltung mit, dass die Gefahr einer Tuberkulose-Epidemie gebannt sei. Tuberkulose ist heilbar, aber eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten (siehe Kasten).

Im Erstaufnahmelager für Asylsuchende in Eisenhüttenstadt droht laut Innenministerium trotz des Verteilungsstopps keine Überbelegung. Die Zahl der Insassen – zu Rekordzeiten 700 – sei in den vergangenen Wochen durch die Unterbringung in den Landkreisen bereits gesunken. Zudem ebbe der Zustrom an Flüchtlingen aus Tschetschenien langsam ab. Bereits am 25. Oktober hatte das örtlich zuständige Gesundheitsamt des Landkreises Oder-Spree empfohlen, von einer weiteren Verteilung von Asylbewerbern zunächst abzusehen. In dem Erstaufnahmelager sind laut Innenministerium Vorsorgemaßnahmen getroffen worden, um eine Ausbreitung der Infektionskrankheit zu verhindern. 136 mögliche Kontaktpersonen der TBC-Erkrankten bleiben in Eisenhüttenstadt, bis ausgeschlossen ist, dass sie nicht ebenfalls infiziert wurden. Nach bisherigem Erkenntnisstand wurde aber bei allen anderen untersuchten Personen bislang keine offene, ansteckende Tuberkulose festgestellt.

Die verhängte Quarantäne hat auch Auswirkungen auf die in Potsdam-West geplante Eröffnung eines neuen Wohnverbunds für rund 60 Flüchtlinge. Ein Sprecher der Stadt Potsdam bestätigte auf Anfrage, dass ein Teil der Asylbewerber wohl erst einige Tage oder Wochen später in die Landeshauptstadt kommen würde als geplant. Bis Weihnachten würden wohl aber alle Plätze belegt sein. Die ersten Flüchtlinge würden bereits in den kommenden Tagen erwartet, so der Sprecher. (mit dpa)

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