zum Hauptinhalt
So gut wie am Fläming-Skate sind Radwege nicht immer in Brandenburg

© Jörn Hasselmann

Brandenburgs Radwege nur Mittelmaß: Nur jeder achte Radreisende kommt in die Mark

Brandenburg hat in der Gunst der Radfahrer leicht aufgeholt: Platz 6 unter den Bundesländern, so das Ergebnis der ADFC-Radreiseanalyse 2023. In den Vorjahren war die Mark deutlich zurückgefallen.

Deutschland ist ein Radreiseland. 38 Millionen Menschen haben im Jahr 2022 insgesamt 445 Millionen Tagesausflüge gemacht – das sind im Schnitt fast zwölf Ausflüge pro Person. Und 4,6 Millionen Menschen machten auf dem Rad sogar einen Mehrtagesurlaub. Doch nur 12,7 Prozent der Radreisenden kamen nach Brandenburg. Damit liegt die Mark auf dem sechsten Platz der Bundesländer, eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr: da war es nur Platz 8. Noch ein Vergleich: 2020 kamen 17 Prozent der Radreisenden nach Brandenburg.

Dies geht aus der „Radreiseanalyse 2023“ hervor, die der Fahrradclub ADFC am Donnerstag auf der Tourismusbörse ITB in Berlin vorstellte. Der ADFC führt die Erhebung seit 1999 durch. Gefragt wird nach Zielen und Länge von Radreisen und Radausflügen, nach den beliebtesten Routen und Regionen. Für die aktuelle Umfrage wurden 12.500 Menschen befragt, so viele wie nie.

In den vergangenen Jahren war die Mark in der Gunst der Radurlauber immer weiter zurückgefallen. Bis 2019 war Brandenburg unter den Top 10 der beliebtesten „Regionen“, was nicht identisch ist mit der Wertung als Land. Ebenfalls 2019 war der Oder-Neiße-Radweg aus der Liste der Top 10 der beliebtesten Fernradwege herausgefallen – und ist nicht zurück. Von den zehn beliebtesten Fernradwegen führt nur der Elbe-Radweg ein kurzes Stückchen durch Brandenburg.  

Im Bundesvergleich steht Brandenburg schlecht da: Keiner der über 40 vom ADFC mit Sternen ausgezeichneten Qualitätsrouten ist in Brandenburg. Einen Lichtblick gibt es: Die Region „Seenland Oder-Spree“ hat sich vom ADFC erfolgreich zertifizieren lassen. Bundesweit gibt es nur acht Regionen, die die vom ADFC vorgegebenen Standards erfüllt.

Auf die Frage, was sie besser mache als der Rest von Brandenburg, sagte die Chefin des Tourismusverbandes Oder-Spree, Ellen Rußig: „Wir setzen auf Qualität.“ Dies gelte für die Oberfläche der Wege und die einheitliche Beschilderung, die Wege würden zentralisiert gepflegt. ADFC-Tourismusvorstand Christian Tänzler lobte die gute Anbindung an den Nahverkehr, die vielen angebotenen Routen und das gute Übernachtungsangebot.

Der Radweg Berlin-Kopenhagen bei Hennigsdorf - eine Schotterpiste
Der Radweg Berlin-Kopenhagen bei Hennigsdorf - eine Schotterpiste

© Jörn Hasselmann

Wer viel in Brandenburg mit dem Rad unterwegs ist, weiß: Viele Wege sind holperig, vernachlässigt und schlecht ausgeschildert. „Brandenburg ist seit Jahren ins Mittelfeld abgerutscht“, hatte Tino Freißler, Referent für Fahrradtourismus beim ADFC Brandenburg, schon 2022 bilanziert. Und gewarnt: „Das Land muss aufpassen, dass es nicht abgehängt wird.“ 2017 hatten die Grünen in Brandenburg mehr Geld für die Instandhaltung gefordert. 2014 lagen allein 18 der 51 vom ADFC mit Sternen ausgezeichneten Routen in Brandenburg, darunter der durch den Spreewald führende Gurkenradweg, die Seenland-Route durch die Lausitz sowie der Oder-Neiße-Radweg. Alle sind aus dem Ranking rausgefallen.

Der Brandenburger Landesverband des ADFC hat nun ein Umdenken gefordert. Nachdem in den letzten 20 Jahren das Geld weitgehend in ländliche Regionen floss, müsse nun „die Anbindung der Metropolregion an das Umland mit attraktiven Radwegen von hoher Qualität“ im Vordergrund stehen. Die Radschnellverbindungen, die in Berlin vom Zentrum in die Außenbezirke geplant werden, müssen auf Brandenburger Seite konsequent weitergeführt werden, sagte ADFC-Landes-Chef Stefan Overkamp anlässlich der ITB.

Um die Qualität im Radtourismus für Urlauber transparent zu machen, vergibt der ADFC seit 2006 Qualitätsauszeichnungen für Radfernwege und seit 2013 für „Radregionen“. Kriterien für eine Klassifizierung mit bis zu fünf Sternen sind eine Länge von mindestens 100 Kilometern und ein zentraler Ansprechpartner für das Qualitätsmanagement. Bei der Bewertung spielen Wegweisung, Oberfläche, Verkehrssituation und Serviceleistung entlang der Strecke die zentrale Rolle. Die Auszeichnung gilt für drei Jahre und kann danach auf Wunsch des Betreibers erneut beantragt werden. Die Ergebnisse der Vorjahre finden Sie auf der Seite des ADFC.  

Zur Startseite