12. Juni 1987: Bronze für den Präsidenten
Jetzt erinnert eine Gedenktafel an Ronald Reagans Rede vor 25 Jahren am Brandenburger Tor.
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Berlin - Die Idee mit der Plexiglaswand, die Ronald Reagans Rednerpult vom Brandenburger Tor trennte, war seine Idee. An jenem denkwürdigen 12. Juni 1987 war Andrew Littlefair ganz oben auf der Bühne dabei. Er hatte als Leiter der Vorab-Delegation den Besuch vorbereitet, hatte auch das Redemanuskript schon gesehen. Am Mittwoch kehrte er nach 25 Jahren erstmals zurück, um bei der Enthüllung einer Gedenktafel dabei zu sein, die an den Besuch erinnert. Heute ist er im Kuratorium der Ronald- Reagan-Foundation, die sich um das Erbe des US-Präsidenten kümmert, der zu seiner Zeit umstritten war, aber heute quer durch die Parteien in den USA hohes Ansehen genießt. Dafür spricht auch, dass bei der für den Abend geplanten Gala im Hotel Adlon Obamas Mann in Berlin, US-Botschafter Philip Murphy, als Hauptredner ausersehen war. Zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und der Stiftung fungierte er auch als Gastgeber. Die Stiftung hat Reagan noch selber gegründet, und sie unterhält unter anderem die Ronald-Reagan-Bibliothek in Kalifornien.
„Ich bin sehr stolz, an dieser Zeremonie teilnehmen zu dürfen, die an den Tag erinnert, der Europa verändert hat“, sagte Littlefair. Er erinnert sich noch gut daran, wie er damals Ost-Berlin besuchte und den Anblick abschreckend fand. Kein Ort, an dem er hätte leben wollen. Deshalb kam ihm auch die Idee mit der Glaswand. Sie sollte den Blick freigeben auf eine Welt, in der Unfreiheit herrschte.
Für die Berliner, die an jenem Tag nicht an den heftigen Krawallen gegen Reagan beteiligt waren, war die Party im Flughafen Tempelhof damals der wichtigste Termin. Schließlich war der US-Präsident gekommen, um der Stadt zum 750. Geburtstag zu gratulieren. „Für uns war damals schon die Rede vor dem Brandenburger Tor am wichtigsten“, erzählt Littlefair. „Ich erinnere mich noch, wie glücklich Helmut Kohl ausgesehen hat.“
Die Bühne sollte damals ein Fenster öffnen in eine andere Welt. „Wir wussten, dass es eine Provokation werden würde, und wir wussten, dass das sehr wichtig war.“ Was er nicht ahnte, als er damals mit der Air Force One die Stadt verließ: Dass es so schnell gehen würde, bis sich der Traum vom offenen Brandenburger Tor und der niedergerissenen Mauer erfüllen sollte.
Der 12. Juni 1987 war ein strahlend schöner Frühsommertag, an dem West- Berlin in sich noch einmal getrennt war. Kreuzberg war abgeriegelt wegen der heftigen Krawalle, die auch in anderen Bezirken tobten. Im Tiergarten war es still, weil nur geladene Gäste Zugang hatten.
Zwischen dem Tor und dem Reichstag sollte die Gedenktafel am Mittwochnachmittag von Klaus Wowereit und Philip Murphy enthüllt werden.
Am Abend wollte man sich bei Pfifferlingssuppe und Rinderfilet gemeinsam an die visionäre Proklamation von Ronald Reagan erinnern. „Berlin ist noch eine junge Stadt“, hatte es darin geheißen, „mit der ganzen Kapazität des menschlichen Geistes, sich zu erneuern...und zu hoffen“. In allem hat er recht behalten. Das sehen inzwischen zum Teil sogar diejenigen so, die damals wegen der Krawalle vorsorglich inhaftiert waren. Der damalige Innensenator Wilhelm Kewenig war auch deshalb extrem umstritten. Im Adlon sollte sein Nachfolger Frank Henkel eine Grußbotschaft von Helmut Kohl vorlesen.
Littlefair hat nach seiner Zeit in der Reagan-Regierung lange für eine Organisation gearbeitet, die sich für die Entwicklung gasbetriebener Autos einsetzte. Er freute sich darauf, erstmals nach 25 Jahren die alten Schauplätze wiederzusehen und die Früchte dieser Rede genießen, an der er selbst durch seine Inszenierung auch Anteil hatte.
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