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Von Matthias Matern: CDU fordert Marketing-Kampagne für Rückkehrer

Rot-Rot soll Konzept erarbeiten lassen, um auswärts arbeitende Brandenburger in die Heimat zu locken. Nur die Grünen sind dafür

Von Matthias Matern

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Potsdam - Alle winken ab, nur die Grünen nicht. Um dem Fachkräftemangel abzumildern will die CDU-Fraktion im brandenburgischen Landtag Rot-Rot auffordern, von der Zukunftsagentur eine Marketingkampagne entwickeln zu lassen, die auswärtig arbeitende Brandenburger wieder in die Heimat locken soll. „Unser Land braucht dringend Fachkräfte. Was läge da näher, als verstärkt um die Brandenburger zu werben, die eine gute Ausbildung haben und in ihre Heimat zurückkehren wollen?“, meint CDU-Wirtschaftsexperte Dierk Homeyer. Vergangene Woche hatte der frühere Geschäftsführer der Zukunftsagentur, Detlef Stronk, im PNN-Interview gefordert, das Rückkehrer-Potenzial stärker zu nutzen.

Linke und FDP im Landtag sind skeptisch, die SPD Spricht von „Aktionismus“. Die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Ursula Nonnemacher, dagegen findet: „Vorschläge für ein spezielles Marketing und Informationsangebote für potentielle Rückkehrer sollten ernsthaft geprüft werden. Sachsen-Anhalt hat mit seiner Rückkehrer-Hotline offensichtlich gute Erfahrungen gemacht.“

Auch die CDU verweist auf das Nachbarland. Seit 2008 versucht Sachsen-Anhalt durch Werbung und direkte Ansprache, Fernpendler und Weggezogene wieder für den heimischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Unter anderem wurde eine Rückkehrer-Hotline und ein Vermittlungsportal geschaltet. Zudem verschickte das Land an 21 000 Fernpendler Briefe. „Rund 7000 haben sich gemeldet, etwa 1500 konnten wir in den vergangenen zwölf Monaten zurückholen“, berichtet Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) den PNN.

Wie in Brandenburg haben auch in Sachsen-Anhalt nach der Wende bessere Job-Chancen und höhere Gehälter gut ausgebildete Fachkräfte scharenweise in die alten Bundesländer gelockt. In Brandenburg wurden Abwanderungswilligen sogar vom Land Prämien gezahlt. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Laut einer aktuellen Studie der Länder Berlin und Brandenburg werden in der Region bis 2015 rund 273 000 Fachkräfte fehlen. In Sachsen-Anhalt scheiden laut Wirtschaftsministerium bis 2016 rund 155 000 Erwerbstätige altersbedingt aus. „Und das sind nur diejenigen, die wir ersetzen müssen“, sagt Haseloff. Der Minister baut auch auf die Rückkehrwilligen. Eine, wenn auch nicht repräsentative, Telefonbefragung von knapp 300 Personen während der Weihnachtstage habe gezeigt, so Haseloff, dass rund 60 Prozent derer, die außerhalb des Landes arbeiten, wieder zurückkommen würden. Solche Aktionen seien zwar kein Patent-Rezept, aber die Umfrage zeige, „es lohnt sich auf jeden Fall“, findet Haseloff.

Auch in den anderen neuen Ländern hat man das Potenzial längst erkannt . In Brandenburg aber gibt es nichts Vergleichbares. Entsprechende Initiativen seien im brandenburgischen Arbeitsministerium bislang auf taube Ohren gestoßen, heißt es bei der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) Brandenburg. Dabei gibt es durchaus Belege für erfolgreiche Bemühungen. „Wir wissen von Unternehmen, die bewusst Rückkehrwillige erfolgreich abwerben“, berichtet Alexander Gallrein, Sprecher der Zukunftsagentur Brandenburg. Auch die Industrie- und Handelskammer Potsdam ist aufgeschlossen. „Wir unterstützen jede Initiative, die zusätzlich Fachkräfte ins Land holt“, meint Sprecher Detlef Gottschling.

Detlef Baer, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion dagegen wirft der CDU „Aktionismus“ vor. Man müsse den Menschen auch gute Arbeitsbedingungen und Löhne bieten können. „Davon sind wir noch ein Stückchen entfernt“, meint Baer. Andreas Bernig, Arbeitsmarktexperte bei der Linke, will sich lieber „auf das Potenzial im Land konzentrieren“, etwa auf die „Langzeitarbeitslosen“. „Wer einmal weggegangen ist, ist nur schwer zur Rückkehr zu bewegen“, ist sich Bernig sicher. FDP-Fraktionschef Andreas Büttner findet die CDU-Idee „ganz nett“. „Könnte vielleicht ein Baustein sein.“ Aber der „Stein der Weisen“ sei so eine Initiative bestimmt nicht, so Büttner.

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