Brandenburg: Charité kündigt Reformen an Pfleger sollen strenger geprüft werden
Berlin - Die Berliner Charité, das größte Universitätsklinikum Europas, steht nach den jüngsten Missbrauchsvorwürfen vor umfangreichen Reformen im Umgang mit Patienten und Mitarbeitern. Erste Schritte wie die Einführung eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses für alle Mitarbeiter in besonders sensiblen Bereichen und die Einsetzung eines „Kommunikationsmanagers“ an der Spitze der Klinik kündigte ihr Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl am Wochenende an.
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Berlin - Die Berliner Charité, das größte Universitätsklinikum Europas, steht nach den jüngsten Missbrauchsvorwürfen vor umfangreichen Reformen im Umgang mit Patienten und Mitarbeitern. Erste Schritte wie die Einführung eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses für alle Mitarbeiter in besonders sensiblen Bereichen und die Einsetzung eines „Kommunikationsmanagers“ an der Spitze der Klinik kündigte ihr Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl am Wochenende an.
Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) forderte am Sonntag darüber hinaus „ein tragfähiges Kinderschutz- und Präventionskonzept“ für die Charité. Bis zum heutigen Montag soll Einhäupl der Senatorin einen Bericht über die aktuellen Vorgänge vorlegen. Scheeres hatte es in den vergangenen Tagen als unerklärlich bezeichnet, dass ein 58-jähriger Pfleger eine 16-jährige Patientin missbraucht haben soll, der bereits in den Vorjahren wegen Übergriffen aufgefallen war. Auch hatten sie und andere Politiker kritisiert, dass der Fall seitens der Klinik zu spät bekannt gemacht worden war.
Die von Einhäupl angekündigten Schritte sind voraussichtlich nur ein kleiner Teil einer umfangreicheren Aufarbeitung. Die aktuelle Debatte dürfte die Klinik noch Monate beschäftigen, sagte Sigrid Richter-Unger von der Beratungsstelle „Kind im Zentrum“ dieser Zeitung am Sonntag. Sie gehört zu der Expertengruppe zu den Vorgängen, die sich unter Leitung der früheren Bundesjustizministerin Brigitte Zypries an diesem Montag zum ersten Mal trifft. Beim privaten Helios-Klinikum in Berlin-Buch habe es mindestens ein Dreivierteljahr gedauert, bis die Klinik alle Konsequenzen aus einem Missbrauchsfall im Jahr 2010 gezogen hatte, sagte Richter-Unger, die auch damals Beraterin war. Dazu gehörte neben Schulungen und Gesprächen mit Mitarbeitern der Einbau von Kameras auf der Kinderstation, zudem wurden in vielen Krankenzimmertüren Scheiben eingebaut. Senatorin Scheeres sagte, das Expertenteam habe „die notwendige Professionalität und Erfahrung, um die Schwachstellen zu finden“.
Nach Einschätzung des CDU-Gesundheitspolitikers Gottfried Ludewig muss die Charité „ihre Kommunikationskultur grundlegend ändern“. Statt zu versuchen, Probleme intern zu regeln, müsse eine „Fehler- und Kritikkultur“ etabliert werden, zu der auch die schnellere Information der Öffentlichkeit gehört. Der SPD-Gesundheitspolitiker Thomas Isenberg sagte, die „Vorwärtsstrategie“ von Charité-Chef Einhäupl sei überfällig gewesen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Klinik wiederherzustellen.Lars von Törne
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