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Corona-Kommission Brandenburg: Mehr Schutzausrüstung und mehr Platz in Kliniken gefordert
In der Corona-Enquete-Kommission des Landtags gab es zahlreiche Vorschläge zur Vorbereitung auf künftige Pandemien. So sollen etwa Abstandflächen beim Neubau von Heimen eingeplant werden.
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Einen staatlichen Vorrat an persönlicher Schutzausrüstung, mehr Austausch zwischen den unterschiedlichen Bereichen des Gesundheitswesens und eine Beibehaltung und Weiterfinanzierung des „Pakts für den öffentlichen Gesundheitsdienst“ haben Experten in einer Anhörung der Corona-Enquetekommission des Brandenburger Landtags gefordert.
„Unsere Mitglieder haben ihre Schutzmasken im Baumarkt gekauft und ihre Praxen als Hobbyhandwerker mit Plexiglasscheiben ausgestattet“, sagte Holger Rostek, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg. „Die Versorgung mit Schutzausrüstung, Schutzkitteln und Arzneimitteln war katastrophal.“
Doch würde heute eine neue Pandemie beginnen, würde es vermutlich ähnlich laufen. Denn das Land Brandenburg verfügt über keine zentrale Reserve an Schutzausrüstung mehr – das hatte die Enquetekommission schon bei ihrer letzten Sitzung herausgearbeitet. Und die Praxen, Pflegeheime und Krankenhäuser können sich nicht unbegrenzt bevorraten. „Das ist in der normalen Finanzierung nicht drin“, sagte der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob. „Ich glaube, dass eine zentrale Beschaffung und Lagerung Sinn macht.“
Eine Vorratshaltung von Schutzausrüstung in der Größenordnung, wie sie in einer Pandemie benötigt werde, sei den einzelnen Einrichtungen nicht möglich, sagte auch Stefanie Fritzsche vom Diakonischen Werk Niederlausitz, das zahlreiche Pflegeeinrichtungen im Süden Brandenburgs betreibt. Das wäre in Verhandlungen mit Pflegekassen nicht durchsetzbar.
Doch der Landtagsabgeordnete Christian Dorst (BSW) wies in der Debatte auch auf ein Problem hin, das mit einer zentralen Lagerhaltung des Landes vermutlich verbunden wäre: Denn Masken und andere Bestandteile der Schutzausrüstung haben auch ein Verfallsdatum. „Wenn wir das dann an die Krankenhäuser und Praxen verteilen, bekommen wir dann möglicherweise Probleme mit Anbietern der freien Wirtschaft?“ Eine wirkliche Antwort auf diese Frage bekam er am Freitag nicht.
Besuchsverbote in Seniorenheimen darf es nicht mehr geben.
Stefanie Fritzsche vom Diakonischen Werk Niederlausitz
Auch der Austausch in Krisenstäben und zwischen den Gesundheitseinrichtungen war am Freitag ein Thema. „Wenn wir heute vom Katastrophenschutz reden, konzentrieren wir uns oft auf Naturkatastrophen“, sagte Fritzsche. „Die gesundheitliche Versorgung steht oft hintenan.“
In der Pandemie hätten viele Dinge auf der Basis langjähriger Zusammenarbeit funktioniert. Das klappe aber nicht immer. „Wir brauchen wenigstens einmal im Jahr einen Austausch zu den Gegebenheiten in der Stadt und den Landkreisen“, sagte Fritzsche.
Auch Katharina Sandau vom Verband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes betonte, dass die Vernetzungen aus der Coronazeit unbedingt fortgeführt werden sollten. Wichtig sei aber auch, die nach der Pandemie vorgenommene Stärkung der Gesundheitsämter nicht wieder einzureißen. „Der Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst läuft aus“, sagte Sandau. „Stellen, die geschaffen wurden, werden eventuell nicht weiterfinanziert.“
Veränderungen schlugen die Experten indes sogar in der Architektur vor: Denn in der Pandemie gab es immer wieder Probleme zum Beispiel mit Besuchsregelungen in Altenheimen. Die aber waren belastend für alle Beteiligten – und werden heute auch von den Experten als Fehler gesehen. „Besuchsverbote darf es nicht mehr geben“, sagte Fritzsche. Um sie zu umgehen, könnte es aber sein, dass Heime künftig generell mehr Platz benötigten. „Wenn wir künftig Heime neu bauen, sollten wir Abstandsflächen mit einplanen.“
Ein großzügigeres Bauen schlug auch der Kardiologe Oliver Ritter vom Universitätsklinikum Brandenburg (Havel) vor. Bei Klinikneubauten sollte alles, was man für eine Notaufnahme benötige, doppelt vorhanden sein. „Die meisten größeren Krankenhäuser haben zwei CT-Geräte, bei denen die Patienten aber über denselben Flur geschoben werden“, sagte Ritter. „Das ist aber bei Infektionskrankheiten nicht optimal.“ Vielmehr sollte es eigene Flure und Räumlichkeiten, die im Fall des Falles für Infektionspatienten genutzt werden können, geben.
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