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Von Jana Haase: Cottbus macht blau

Gestern endete das 18. Filmfestival Cottbus: Es gilt als wichtigste Plattform für osteuropäisches Kino

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Cottbus - Der Altmarkt ist in blaues Licht getaucht, blaue Farbstreifen auf den Bürgersteigen führen den Ortsunkundigen zum nächsten Festivalkino, vor dem kein roter, sondern ein blauer Teppich liegt, und im Festival-Trailer spielen eine Wassernixe und ein Fischer die Hauptrollen: Das Filmfestival Cottbus steht im Zeichen des nassen Elements – und läuft besser denn je. Festivaldirektor Roland Rust konnte in diesem Jahr mit 17 300 Zuschauern und 500 Fachgästen einen neuen Besucherrekord vermelden. Nach der Preisverleihung in der Cottbusser Stadthalle am Samstagabend ging das 18. Festival des Osteuropäischen Films gestern zu Ende.

Dem wichtigsten Filmfestival Brandenburgs kann in Deutschland mittlerweile kaum einer mehr das Wasser reichen: Cottbus gilt als der Treffpunkt für osteuropäisches Kino und zählt laut dem US-amerikanischen Branchenblatt „Variety“ sogar zu den 50 wichtigsten Filmfestivals weltweit – als einziges deutsches Festival neben der Berlinale.

136 Filme aus 36 Ländern wurden in diesem Jahr gezeigt. Drei Oscarpreisträger kamen nach Cottbus. 17 Preise im Gesamtwert von 67 000 Euro wurden vergeben: Die drei „Lubina“-Preisskulpturen – Frauenstatuen aus farbigem Glas – gingen an die russisch-bulgarische Koproduktion „Gefangen“ von Alexej Utschitel, an den russischen Regisseur Sergej Dwortsewoj für „Tulpan“ und an den polnischen Regisseur Michal Rosa für das Drehbuch zum Film „Der Riss“.

Ein Novum im 18. Jahr der Festivalgeschichte war der Russland-Tag: Beim Runden Tisch mit Branchenvertretern aus beiden Ländern wurde ein deutsch-russisches Koproduktionsabkommen angeschoben, erklärte Festivaldirektor Rust am Samstag. Erstes konkretes Ergebnis: Im kommenden Sommer soll es in der Region Cottbus eine deutsch-russische Meisterklasse für Filmstudenten geben. Die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam will sich an der Entwicklung des Projektes beteiligen, wie HFF-Präsident Dieter Wiedemann den PNN sagte.

In Koproduktionen sieht auch Allen Starski die Zukunft des Films in Mittel- und Osteuropa. Der Setdesigner und Oscar-Preisträger („Schindlers Liste“, „Der Pianist“) gehörte zur fünfköpfigen internationalen Festivaljury. In Cottbus bekomme er Filme zu sehen, die sonst nicht im Kino liefen, erklärte der gebürtige Warschauer. Auch seine Jury-Kollegin Arta Dombroshi, die momentan als Hauptdarstellerin von „Lornas Schweigen“ in den Kinos zu sehen ist, lobte den Osteuropa-Schwerpunkt. Jury-Mitglied Katriel Schory, der Chef der israelischen Filmförderung, bezeichnete das Festival als „echte Entdeckung“: „Es ist ein kleines, wunderschönes, spannendes Festival mit einer sehr guten Filmauswahl.“

Das soll auch 2009 so bleiben: Im Fokus wird dann – nach dem Baltikum und der Adria – die Schwarzmeerregion stehen, wie Festivaldirektor Rust sagte: „Wir setzen unsere Meerestrilogie fort.“ Dieser Schwerpunkt sei „unser Beitrag zu einer hoffentlich entstehenden Verständigung in der Region“, so Rust.

„First Partner“ des Festivals wird 2009 wieder der Energiekonzern „Vattenfall“ sein. Umweltaktivisten kritisieren das Engagement des Braunkohle-Förderers: „Vattenfall“ setze Kultursponsoring ein, „um die Region mundtot zu machen“, heißt es in einem Flyer der Umweltgruppe Cottbus e.V.

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