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Brandenburg: „Danke für nix“

Am Samstag feiert Berlin den 38. Christopher-Street-Day. Erstmals ist auch Berlins Fußballverband dabei

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Berlin - „Danke für nix“: Unter diesem Motto findet am Samstag der 38. Christopher-Street-Day (CSD) in Berlin statt. Der schwul-lesbische Demonstrationszug zieht ab 12.30 Uhr vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor. Dort findet ab 16.30 Uhr die Abschlusskundgebung statt. Wie in den Vorjahren erwarten die Veranstalter vom Berliner CSD e.V. rund 750 000 Teilnehmer.

Das Motto sei in diesem Jahr bewusst radikal gewählt. „Trotz vieler Errungenschaften sind wir von einer echten Gleichstellung noch weit entfernt. Eheöffnung, Adoption für alle, Sicherheit für queere Geflüchtete? Fehlanzeige. Dieses Jahr ist Schluss mit der Dankbarkeit für Brotkrumen“, erklärten die Veranstalter.

21 Gruppen zu Fuß und 43 Vereine mit 51 Fahrzeugen wollen für ihre Rechte und Forderungen auf die Straße gehen. Sie streiten etwa für die Öffnung der Ehe und Angleichung des Adoptionsrechts für schwule und lesbische Paare, die Verankerung sexueller Vielfalt in Rahmenlehrplänen, die Förderung eines Generationenaustausches sowie den Schutz homo- und transsexueller Flüchtlinge. Auch die Kommune Mexiko-Stadt, laut eigener Aussage Vorreiter in Sachen Ehe für alle, wird offiziell vertreten sein.

Erstmals mit dabei wird der Berliner Fußballverband sein, der unter dem Motto „Rote Karte für Homophobie“ ein sichtbares Zeichen setzen möchte. „Wir wollen zeigen, dass bei uns jeder Fußball spielen kann, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung“, sagt Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbands (BFV).

Denis Roters, seit Jahrzehnten Fan von Tennis Borussia, war dabei, als TeBe-Fans mit der „Fummelfahrt“ 1999 das erste große Zeichen gegen Homophobie im Berliner Fußball gesetzt haben. Seit Jahren war TeBe mit Sprechchören wie „Lila-Weiß ist schwul“ beleidigt worden. Zum Spiel bei Energie Cottbus reisten die Fans in Highheels und Kleidern und stimmten in die homophoben Rufe der Cottbusser mit ein. Denen war das sichtlich unangenehm. „Schon die Ordner haben sich vor uns geekelt und wollten uns nicht anfassen“, sagt Roters.

Jahre später gründeten TeBe-Fans den Verein „Fußballfans gegen Homophobie“, dessen lilafarbenes Banner schon bei vielen Klubs, auch außerhalb Berlins, auf der Tribüne erschien. Mittlerweile gibt es einige Initiativen, die sich aktiv gegen Schwulenfeindlichkeit engagieren, etwa den schwul-lesbischen Hertha-BSC-Fanclub „Hertha Junxx“.

Trotzdem: Es muss sich noch einiges tun, da sind sich alle einig. „Man hört auf den Plätzen immer noch viele dumme Sprüche, da merkt man, dass der Fußball noch nicht überall so weit ist“, sagt Roters. „Und bis homophobe Beleidigungen konsequent verfolgt werden, dauert es wohl noch zehn Jahre.“

Die Route führt die Demonstranten quer durch die Berliner Innenstadt. Vom Kurfürstendamm geht es über den Wittenberg- zum Nollendorfplatz. Dort nehmen die Teilnehmer Kurs in Richtung Lützowplatz, passieren schließlich die Siegessäule und laufen zur Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor.

Mit Blick auf die Terrorakte von Nizza und Würzburg in den vergangenen Tagen, steht die Sicherheit der Teilnehmer in diesem Jahr besonders im Fokus. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen und fühle sich gut aufgestellt, teilten die Organisatoren mit. Die Berliner Polizei erklärte, dass man sich „Lage angepasst“ aufstellen werde. Die konkrete Zahl der Kräfte nenne man aus einsatztaktischen Gründen nicht im Vorfeld.

Am Brandenburger Tor will Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) eine Rede halten. Außerdem werden der ehemalige „Caught in the Act“-Sänger Benjamin Boyce, die Berliner Gruppe „Culcha Candela“ und DJ „Wankelmut“ auftreten. Moderator der Veranstaltung ist Balian Buschbaum, der früher als Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum bekannt war.

Markus Plüm, Julian Graeber

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