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Brandenburg: Der Schreiadler droht auszusterben.

© P. Pleul/dpa

Schreiadler in Brandenburg: Das Wappentier stirbt aus

Der Schreiadler ist in Gefahr – dadurch droht ein ganzes Ökosystem verloren zu gehen

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Potsdam/Chorin - Brandenburg könnte sein Wappentier bald für immer verlieren. Der deutsche Schreiadler ist akut vom Aussterben bedroht. Vor 90 Jahren gab es noch überall in Deutschland Schreiadler, heute leben die letzten 110 Brutpaare in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das hat verschiedene Gründe. In Afrika und im Nahen Osten werden die Greifvögel gejagt. Die Jagd kostet drei von vier Jungtieren während ihres jährlichen Flugs nach Afrika das Leben. Doch auch in Brandenburg verkleinert sich der Lebensraum der Adler immer weiter. Will man den Adler schützen, geht es um den Erhalt ganzer Ökosysteme, denn wenn der Adler geht, werden viele andere Tiere und Pflanzenarten mit ihm gehen.

Ulrike Garbe, Leiterin des EU-Life Projekts im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, das die Schreiadler schützen will, ist besorgt um den Fortbestand des Greifvogels. „Der natürliche Lebensraum der Schreiadler wird immer weiter zerstört“, sagt sie.

EU fördert Schutzprojekte für Schreiadler

Die Vögel sind sehr anspruchsvoll was ihr Habitat betrifft. Sie benötigen einen ausgewogenen Mix aus Wald und Grünflächen. Sowohl Feucht- als auch Trockengebiete sind wichtig, da der Adler Frösche, Kröten, Mäuse und Schlangen zu Fuß jagd. „Seine besondere Bedeutung hat der Adler unter anderem durch seine Funktion als Zeigerorganismus“, erklärt die Geografin und Mediatorin. Das heißt: Wenn der Steinadler in einem Landstrich ausstirbt, ist davon auszugehen, dass die benötigte Lebensvielfalt des Ökosystems nicht mehr gegeben ist und viele andere Tier- und Pflanzenarten ebenfalls ausgestorben sind. Aus diesem Grunde fördert die Europäische Union im gesamten EU-Gebiet Schreiadler-Schutzprojekte.

In Brandenburg wird die Arbeit von Ulrike Garbe und ihren Mitarbeiterinnen zu 74 Prozent von der EU und zu 25 Prozent vom Land Brandenburg finanziert. Doch die Mittel zum Schutz der Tier- und Pflanzenarten stehen im Widerspruch zu vielen anderen landwirtschaftlichen Föderprojekten der Europäischen Union. „Die EU-Förderausgaben für Bio-Gasanlagen, Windräder und eine einseitige Ausrichtung der Landwirtschaft, stehen in keinem Vergleich zu den Geldern, die wir zu Verfügung gestellt bekommen, um die Natur zu schützen und zu erhalten“, sagt Garbe. Windkraftanlagen können den Vögeln sehr gefährlich werden, ebenso wie Maismonokulturen, die den Lebensraum vieler Arten zerstören. Die EU fördert also sowohl das Aussterben als auch das Überleben der Brandenburger Adler.

Doch noch eine Chance für den Adler in Brandenburg?

Die Mittel die dem EU-Life Projekt zur Verfügung stehen, sind begrenzt, doch werden vielfältig genutzt. Ulrike Garbe und ihre Mitarbeiterinnen kaufen landwirtschaftlich genutzte Gebiete zurück, verhandeln mit Grundstückbesitzern die Veränderung der Nutzung bestimmter Gebiete und setzen sich dafür ein, Moore in ihre ursprüngliche Form zurückzuführen. Weitere Arbeitsschritte sind die Aufklärung in der Bevölkerung, zum Beispiel durch Broschüren oder Kinderbücher. Es ist jedoch ein schwerer Kampf und im Falle der Windkraftanlagen, ein buchstäblicher Kampf gegen Windmühlen.

Aus diesem Grund organisieren das EU-Life-Projekt gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung nun ein Symposium zum Schutze des Schreiadlers. Vom 4. bis 6. September werden über 100 Ornithologen dazu im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin über den Erhalt der Schreiadler und ihren Lebensraum diskutieren. Vielleicht hat das Brandenburger Wappentier also doch noch eine Chance.

Torben Lehning

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