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Brandenburg: Dem Kalten Krieg auf der Spur
Im ostbrandenburgischen Kunersdorf hat das Cold-War-Museum eine neue Ausstellung zu Westalliierten im Fokus der Stasi eröffnet
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Kunersdorf - Bärbel Simon ist von Geschichte fasziniert. Besonders die Historie des Kalten Krieges hat es der 64-Jährigen angetan. „Ich bin in der Nähe des Berliner Flughafens Tempelhof aufgewachsen. Die Rosinenbomber gehörten zu meiner Kindheit“, erzählt sie. Die ehemalige Krankenschwester hat die Geschichte der Berliner Luftbrücke von 1948/49, als amerikanische Flugzeuge den Westteil Berlins mit Lebensmitteln versorgten, gemeinsam mit ihrem Mann Horst recherchiert und zu einer Ausstellung verarbeitet. Diese ist Bestandteil eines Cold-War-Museums, das das Ehepaar vor vier Jahren mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur begründete und das Ende Juli am neuen Standort in Kunersdorf bei Wriezen eine neue thematische Ausstellung eröffnet hat.
Für die Simons war von Beginn an klar, dass sie ihr Museum nicht direkt in der Bundeshauptstadt Berlin ansiedeln wollen. „Da wären wir angesichts der Dichte zeitgeschichtlicher Ausstellungen untergegangen. Wir wollten an einen authentischen Ort außerhalb der Hauptstadt, der untrennbar mit dem Kalten Krieg verbunden ist“, erzählt die Berlinerin. Die erste Wahl fiel vor vier Jahren auf den früheren Atombunker Harnekop in Ostbrandenburg. In vier Räumen des einstigen Führungsgebäudes wurde das Cold-War-Museum begründet, das seinen englischen Namen der Bekanntschaft der Simons mit dem Amerikaner Gary Powers verdankt.
Sein Vater, der US-Pilot Francis Gary Powers, war 1960 mit einem Aufklärungsflugzeug U-2 über sowjetischem Luftraum abgeschossen und wegen Spionage verurteilt worden. Zwei Jahre später wurde er auf der Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Westberlin gegen den in den USA festgenommenen russischen Agenten Rudolf Abel ausgetauscht. Der Sohn hat die Historie aufgearbeitet und ein Cold-War-Museum im US-Staat Virginia begründet.
Folgerichtig war die Geschichte des U-2-Piloten auch erster Schwerpunkt des deutschen Museumsablegers in Harnekop. Die Schau über die Berliner Luftbrücke folgte. „Diese Themen taten ja niemandem weh. Aber als wir mit der nächsten Exposition an den Bau der Berliner Mauer vor 50 Jahren erinnerten, rümpften viele Besucher die Nase“, schildert Bärbel Simon. Ihren Eindrücken nach schart der Förderverein „Bunker Harnekop“, der die Räume für das Cold-War-Museum bereitgestellt hatte, vorwiegend eine Klientel um sich, die der untergegangenen DDR nachtrauert.
„Für uns wurde klar, dass wir dort nicht bleiben können“, erzählt Horst Simon. Auf dem Gelände des ehemaligen Fernmeldebunkers Kunersdorf bei Wriezen fanden er und seine Frau ein neues Domizil für das Cold-War-Museum. „Der zweistöckige Bunker, 1982 fertiggestellt, ist eine noch voll funktionsfähige Altlast des Kalten Krieges. Im Kriegsfall wäre er die Funk- und Sendezentrale des DDR-Ministeriums für Nationale Verteidigung gewesen“, erzählt Helmut Kirchner vom Bunkerverein Rüsterbusch Kunersdorf, der das Cold-War-Museum als informative Ergänzung zu den historischen Bauten betrachtet.
In einer ehemaligen Turnhalle fanden die Ausstellungen zur Berliner Mauer und zur Luftbrücke Platz. Im Eingangsgebäude des Bunkers, der bisher nie öffentlich zugänglich war, wird nun zudem die neue Exposition „Die Westalliierten Militärverbindungsmissionen im Fokus der Staatssicherheit der DDR“ gezeigt.
Sechs Jahre lang hatte das Ehepaar zu diesem Thema recherchiert, unzählige Stasi-Dokumente, aber auch Unterlagen der Verbindungsmissionen studiert sowie mit Zeitzeugen gesprochen. Zur Eröffnung waren laut Bärbel Simon auch ehemalige Angehörige der Missionen aus den USA, Frankreich und Großbritannien eingeladen. Bernd Kluge
Bernd Kluge
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