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Der ewige Dietmar: Woidke steht vor großen Aufgaben – und hat einen großen Vorteil
Er scheiterte im ersten Wahlgang. Doch dann konnte Brandenburgs alter, neuer Regierungschef doch triumphieren – und die Opposition vorführen.

Stand:
Erst ein Schock, dann sein Triumph: Dietmar Woidke hat es doch geschafft, zum Ministerpräsidenten Brandenburgs wiedergewählt zu werden. Trotz der hauchdünnen Mehrheit für Rot-Lila im Potsdamer Landtag. Trotz des Denkzettels im ersten Wahlgang. Trotz des Zoffs im Vorfeld um seinen Nonnemacher-Rauswurf, Ukraine und Bundeswehr.
Am Ende schaffte es der Potsdamer Langzeitregent sogar, die Opposition vorzuführen. Er bekam gleich fünf Stimmen aus den Reihen von CDU oder AfD. Die Zeitenwende fiel aus. Stattdessen wird nun debattiert: Wer war’s?
Beide, vielleicht. Möglich, dass AfD-Abgeordnete auf eine schwache rot-lila Woidke-Regierung pokerten, mit dem Kalkül, dass die sowieso bald zerbricht. Möglich, dass Christdemokraten mit der Woidke-Stimme Chaos im Land verhindern wollten. Der unbelegte und unbelegbare Vorwurf von CDU-Chef Jan Redmann, Woidke habe sich von der AfD wählen lassen, klingt eher nach „Haltet den Dieb“. Man darf daran erinnern, dass es prominente Christdemokraten waren – Michael Kretschmer und Rita Süßmuth –, die Woidke schon im Wahlkampf unterstützten. Wissen wird man es ohnehin nie.
Was Brandenburg von dieser Woidke-Regierung aus SPD und Wagenknecht-Partei zu erwarten hat, die nun an den Start geht? Das Land in der Hauptstadtregion, das erst drei Wochen nach Sachsen und Thüringen wählte, hat als erstes der drei Ost-Länder jetzt eine Regierung – eine mit Parlamentsmehrheit.
Aber eine, von der die Brandenburger nach der jüngsten Umfrage erst einmal kaum etwas erwarten. Skepsis überwiegt. Keine Vorschusslorbeeren, nirgendwo. Doch das ist besser als andersrum, als übersteigerte Hoffnungen, die am Ende platzen wie bei Kenia.
Probleme sind die kriselnde Wirtschaft und schlechte Schulen
Auch das Brückenbau-Signal nach innen bei dieser Regierungsbildung ist zeitgemäß, dem zerrissenen Land angemessen. Nämlich Minister- und Staatssekretärs-Personalien, bei denen nicht zuerst aufs Parteibuch geschaut wurde. Diese Regierung kann beweisen, dass sie drängende Probleme anpacken kann, die von der kriselnden Wirtschaft über die schlechten Schulen bis zu den Landesfinanzen reichen, bei denen es nach dem Ende der fetten Jahre erstmals seit eineinhalb Jahrzehnten ans Eingemachte geht.

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Es ist Woidkes vierte und letzte Regierung. Der ewige Dietmar zieht mit seiner Amtszeit demnächst an seinen Vorgängern Manfred Stolpe und Matthias Platzeck vorbei. Der Kampf um die Nachfolge hat begonnen.
Und nicht nur machtpolitisch ist es nun ein geschickter Schachzug, dass Dietmar Woidke alle seine potenziellen Nachfolger im Kabinett hat: Daniel Keller, Katrin Lange, Manja Schüle.
Der Regierungschef hat damit den Nachfolgekampf, der destruktives Potenzial haben kann, mit dem Wohle Brandenburgs verbunden. Wer Leistung bringt, erhöht seine oder ihre Chancen für die Nach-Woidke-Ära.
Eigentlich sieht es für Brandenburg gar nicht so schlecht aus, durch diese stürmische Zeit zu kommen.
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