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Zugvögel in Brandenburg und Berlin: Der frühe Vogel nutzt den Sturm

In Berlin und Brandenburg droht drei Tage lang sehr heftiger Wind. Manche Zugvögel nutzen ihn zur Reise, während andere lieber abwarten.

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Berlin/Potsdam - Wer in diesen Tagen fernab von Straßenlärm draußen unterwegs ist, kann den nahenden Frühling hören: Kraniche trompeten, Gänse schnattern, Amseln singen. Und in Kremmen im nördlichen Berliner Umland ist der erste Brandenburger Storch eingetroffen. Die rückkehrenden Zugvögel haben Rückenwind – davon gibt es in den nächsten Tagen voraussichtlich mehr als vielen Menschen lieb ist: Von Westen her rauschen mehrere Sturmgebiete über Deutschland hinweg, die auch Brandenburg und Berlin durcheinanderwirbeln dürften.

Sturm bis zur Windstärke zehn sei möglich

Schon für Mittwoch erwartet der Wetterdienst Meteogroup stürmische Böen, die sich nachmittags zu Sturm steigern werden. Die Nacht zu Donnerstag werde bei anhaltend regnerischem Wetter zwar ruhiger, aber im Laufe des Tages drehe der Wind dann umso stärker auf: „Dann müssen wir uns verbreitet auf Sturmböen einstellen“, auch schwerer Sturm – Windstärke zehn – sei möglich. Wo es wie heftig wird, hänge von der genauen, noch nicht ganz absehbaren Zugbahn des Sturmtiefs ab. Erst am Freitag beruhige sich das Wetter wieder und werde dabei kurzzeitig kälter; selbst ein paar Schneeflocken sind nicht ausgeschlossen. Aber die werden nicht liegen bleiben, zumal es zum Wochenende rasch wieder milder wird. Ein erneuter Wintereinbruch ist bis Ende des Monats nicht mehr in Sicht.

Windstärke zehn gab es 2016 in Berlin nur ein einziges Mal: bei einer Gewitterböe im Mai. „Der Unterschied zwischen neun und zehn ist deutlich“, sagt Jörg Riemann von Meteogroup. „Die Schäden wachsen dann exponentiell.“

Meteorologisch beginnt in einer Woche der Frühling – und die Vögel zieht es mit der milden Luft zu Hunderttausenden zurück in ihre Sommerquartiere. Derk Ehlert, Naturexperte der Senatsverwaltung für Umwelt Berlin, nennt beispielhaft Bless- und Saatgänse, die in großen Keilformationen von ihren Winterrevieren an Niederrhein und Unterelbe ostwärts fliegen, bis nach Sibirien. „So einen Sturm aus Westen – das lassen die sich nicht zweimal sagen.“ Dabei ziehen die Tiere der Frostgrenze hinterher. „Thermiksegler wie Störche mögen die Sturmlagen aber eher nicht“, sagt Ehlert. Auch das Gros der Kraniche warte noch in Spanien und Südfrankreich auf die passende Gelegenheit zur Rückkehr. Naturfreunden empfiehlt Ehlert Ausflüge beispielsweise an die Elbe und in den Oder-Nationalpark, wo noch Singschwäne rasten. Massenhaft Gänse gebe es ein paar Kilometer weiter östlich der Oder im Nationalpark Warthemündung bei Küstrin.

Störche, die in Afrika waren, werden erst Ende März erwartet

Der ganz frühe Storch in Kremmen bezog einen Horst auf einem Schornstein, wie der Storchen-Experte des Naturschutzbundes (Nabu) im Landkreis Oberhavel, Roland Heigel, sagte. Vermutlich sei das Tier über die Westroute von Spanien und Frankreich in der Mark eingeflogen. Störche, die über die Ostroute den Winter in Afrika verbrachten, werden erst Ende März, Anfang April zurückerwartet. „Dem Alt-Storch geht es gut: Tagsüber fliegt er zum Fressen aus“, sagte Heigel. Derzeit gebe es ausreichend Futter: Regenwürmer, Larven und Mäuse.

Der Rückkehrer ist nach Angaben von Heigel schon kräftig beim Frühjahrsputz im Horst. „Neues Baumaterial wird bereits mitgebracht“, sagte er. Unklar sei, ob es sich bei dem Vogel um ein Männchen oder Weibchen handele. Das zeige sich erst, wenn ein Partner oder eine Partnerin eingetroffen sei und für Nachwuchs gesorgt werde. In den vergangenen beiden Jahren kamen laut Nabu rund 6000 Storchenpaare nach Deutschland zu ihren Brutplätzen. (mit dpa)

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