Brandenburg: Der Privatisierer wird privatisiert
Hoffnung auf einen Millionenerlös: Bundesfinanzministerium will die TLG Immobilien GmbH verkaufen
- Matthias Matern
- Ralf Schönball
Stand:
Berlin/Potsdam - Das Bundesfinanzministerium will Kasse machen und bietet die TLG Immobilien mit Sitz in Berlin zum Verkauf an. Im Eigentum der bundeseigenen Firma stehen unter anderem mehrere bekannte Gebäude in Berlin, etwa die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg oder das mit 200 Metern längste Bürogebäude der Stadt, ein Plattenbau am Alexanderplatz gegenüber dem Park Inn-Hotel. Auch im Land Brandenburg gehören dem staatlichen Immobilienunternehmen zahlreiche Wohn- und Gewerbeobjekte. Kommende Woche soll die neue Seniorenresident „Havelpalais“ an der Neustädter Havelbucht in Potsdam eröffnet werden. Mehr als 12 Millionen Euro investiert die TLG in das Projekt. Rund 80 Millionen steckte die Firma jüngst in Berlin in den Neubau „Die Welle“. In dem achtgeschossigen Gebäude werden zwei Hotels mit 600 Zimmern öffnen.
Mit dem Verkauf der TLG Immobilien endet ein weiteres Kapitel der deutschen Vereinigung, denn die Firma ging 1991 aus der zur Privatisierung des DDR-Volksvermögens gegründeten Behörde „Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft“ hervor. Die TLG-Immobilien hatte allerdings bereits vor Jahren ihre Geschäftspolitik geändert: Statt die ihr verbliebenen Grundstücke zu verkaufen, entwickelte und bebaute sie die Flächen und wuchs dadurch zu einer milliardenschweren Grundstücksgesellschaft heran.
Mehr als 1150 Immobilien und 23 000 „Mieteinheiten“ stehen in der aktuellen Bilanz der TLG-Immobilien. Deren Verkehrswert beziffert das Bundesfinanzministerium mit 1,76 Milliarden Euro. Die Gewinne der TLG Immobilien halbierten sich zuletzt wegen hoher Investitionen: Laut Bilanz sanken sie von gut 46 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 20 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Zurzeit managen rund 300 Mitarbeiter den Besitz in Berlin und den neuen Bundesländern.
In Berlin und im Land Brandenburg ist die TLG Immobilien Eigentümerin von rund 200 Immobilien und 4500 Mieteinheiten. Ein großer Teil davon sind Bürogebäude und Einkaufscenter. So entwickelt die Gesellschaft zurzeit im Berliner Stadtteil Marzahn das 6000 Quadratmeter große Einkaufs-„Center am Helene-Weigel-Platz“, das noch in diesem Jahr fertiggestellt wird. Auch Nahversorgungszentren im Bezirk Treptow-Köpenick und in Adlershof gehören zu den Projekten der Gesellschaft. Wohnungen besitzt die Gesellschaft in Berlin nicht.
Im Land Brandenburg besitzt die TLG dagegen Wohnungen in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark), Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) und in Strausberg (Märkisch-Oderland). Ebenfalls zum Portfolio gehört die denkmalgeschützte Gartenstadt Marga in Brieske bei Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Das Ensemble wurde zwischen 1907 und 1915 als Arbeiterkolonie der Ilse Bergbau AG gebaut und gilt als älteste Gartenstadt Deutschlands. Ende der 90er Jahre begann die TLG mit der Sanierung der knapp 80 Häuser. Die Wiederherstellung kostete, gefördert durch Landes- und Bundesmittel, umgerechnet rund 40 Millionen Euro.
Laut einer Presseerklärung des Finanzministeriums „knüpft die geplante Veräußerung des Bundesunternehmens an den ersten Anlauf aus dem Jahr 2008 an“. Die Privatisierung sei wegen der beginnenden Finanzkrise abgebrochen worden. Um den Kreis der Bieter zu erhöhen, werde die TLG in zwei Gesellschaften aufgespaltet, eine für die Wohnhäuser, die andere für die gewerblich genutzten Gebäude.
Laut der Sprecherin der TLG Immobilien Sabine Pentrop ist die Gesellschaft in Berlin auch Eigentümerin des Hauses Berolina am Hausvogteiplatz und des Opernpalais Unter den Linden. In Potsdam besitzt die Firma neben der fast fertigen Seniorenresidenz das Nahversorgungszentrum „Orion“ im Wohngebiet „Am Stern“. Auch ein echter Ladenhüter gehört der Gesellschaft: Vier Jahre lang hat die TLG vergeblich versucht, eine 23000-Quadratmeter-Brache im Zentrum-Ost der Stadt selbst zu entwickeln. Nun will sie es verkaufen.
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