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Gurkenland unter. Die Spreewald-Gurkenernte beginnt gerade erst – allerdings mit Einbußen. Die Pflanzen bekommen Wasser statt Sauerstoff und welken im Nass.

© dapd

Brandenburg: Der Regensommer verhagelt die Ernte

Einbußen bei Obst, Spreewaldgurken und Getreide – ein Überblick

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Potsdam - Für die meisten war dieser verregnete Sommer nur ein Ärgernis. Für Brandenburgs Bauern bedeutet er handfeste Einbußen. „Wir hoffen, dass die Meteorologen recht haben und sich das Wetter hält“, sagt Werner Franke. Er ist Referent für Pflanzen- und Ackerbau beim Landesbauernverband. Wenn es in den nächsten Wochen einigermaßen trocken bleibt, könnte da vielleicht noch etwas zu retten. Ein Überblick, wie es bei Obst und Spreewaldgurken aussieht, wie hoch die Verluste beim Getreide sind – und warum in Berlin in diesem Jahr weniger frische Ware aus Brandenburg landet.

Kranke Bäume auf Plantagen

Auf den Obstbaumplantagen im Osten Brandenburgs haben die Bauern mit dem Feuerbrand-Erreger zu kämpfen. Das hochinfektiöse Bakterium befällt Apfel-, Birnen- und Quittenbäume und breitet sich rasch aus. Blätter und Blüten welken und werden dunkel. Die Krankheit ist meldepflichtig und lässt die Baume absterben. Für Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich, die Früchte können dennoch gegessen werde, heißt es vom Landeslandwirtschaftsamt. Zwar ist Feuerbrand schon seit mehr als 20 Jahren in der Region vorhanden. Doch jetzt verzeichnen die Obstbauern den schwersten Befall seit der Wende. Für den Erreger war das Wetter optimal: Erst wurden die Früchte durch Hagel beschädigt, dann folgte feucht-warmes Wetter. Jetzt müssen die Bauern befallene Äste herausschneiden oder ganze Baumreihen fällen. Die Reste werden verbrannt. Das Land Brandenburg hat 50 000 Euro als Nothilfe bereitgestellt.

Weniger Kirschen und Erdbeeren

Schon der späte Frost Ende April hat den Kirschbäumen und Erdbeeren zugesetzt. Und dann noch der wochenlange Regen, vor allem aber die Hagelunwetter. Bei den Erdbeeren fiel die Ernte dürftiger aus. Bei den Süßkirschen betragen die Verluste um die 60 Prozent und mehr. Ein Großteil der Ware kann nicht in den Handel, die Preise steigen deshalb. Das Problem: Die Regentropfen rinnen an den Kirschstängeln herab, die Süßkirschen saugen sich voll Wasser, denn der Zucker zieht es an. Schließlich platzen die Früchte, werden faulig und verschimmeln an den Bäumen. Zwar hat die Saison für Heidelbeeren, die bis September auf 81 Hektar geerntet werden, gerade erst begonnen, doch schon jetzt ist von Ertragsverlusten von bis zu 30 Prozent die Rede. Hoffnung besteht zumindest noch für späte Sorten wie Sauerkirschen, Pflaumen, Äpfel und Birnen.

Spreewald-Gurken unter Wasser

Auch die Spreewaldbauern haben etliche Probleme. Hier betragen die Verluste bislang bis zu 25 Prozent. Erst war es zu kalt für die Spreewälder Gurken, immerhin eine EU-geschützte Marke. Dann kam der Regen. Der Boden verschlammt, es gelangt kein Sauerstoff mehr an die flach liegenden Wurzeln. Diese sterben ab, die Pflanzen werden welk. Und mit schweren Erntemaschinen lassen sich die feuchten Flächen nicht beackern, die Pflücker müssen zu Fuß ran. Noch aber besteht Hoffnung. Denn die Ernte hat gerade erst begonnen und geht noch bis September. Auch die Ware ist nicht die beste, denn die Gurken sind zu groß: Am besten verkaufen sich kleine Spreewaldgurken aus dem Glas. Die Großen sind nur Schnipselware etwa für die Gastronomie.

Einbußen beim Getreide

Bei der Wintergerste betragen die Verluste besonders im Landessüden bis zu 50 Prozent und mehr. Der Grund: zu viel Nässe, heftiger Frost zu Jahresbeginn, ein trockenes Frühjahr und dann der Regen. Viele Äcker sind nicht befahrbar. Dabei sollte die Ernte schon vor einer Woche starten. Jetzt hoffen die Bauern auf ein paar trockene, sonnige Tage, um loslegen zu können. Auch der Raps hat gelitten, durch Regen und Hagel sind die Schoten geplatzt. Der Roggen ist im Süden seit einer Woche reif und konnte nicht gedroschen werden. Backqualität hat die Ernte nicht mehr, es recht nur noch für Tierfutter und für Bioethanol. Der Weizen hat noch ein paar Tage, um zu trocknen. Keine Sorgen macht sich der Bauernverband um Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. „Die stehen prächtig“, heißt es. Ernte ist im September. Die Bauern sind aber wachsam: Feuchtes Wetter begünstigt Pilzbefall wie Braunfäule. Den Kohl dagegen stört das Wetter gar nicht. Alexander Fröhlich

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