zum Hauptinhalt

Brandenburg: Der russische Patient der Charité Früherer KGB-Agente mit Quecksilber vergiftet

Berlin - Ist Berlin Schauplatz einer Abrechnung unter Ex-Geheimdienstagenten? Die Vorgänge um den früheren KGB-Agenten Viktor Kalaschnikow, späteren Mitarbeiter im Führungsstab von Boris Jelzin und Angestellten eines russischen Ölkonzerns, lassen es vermuten.

Stand:

Berlin - Ist Berlin Schauplatz einer Abrechnung unter Ex-Geheimdienstagenten? Die Vorgänge um den früheren KGB-Agenten Viktor Kalaschnikow, späteren Mitarbeiter im Führungsstab von Boris Jelzin und Angestellten eines russischen Ölkonzerns, lassen es vermuten. Starke Vergiftungserscheinungen beklagt der Russe, der sich zurzeit in Berlin aufhält. Und weil die toxikologische Abteilung der Charité das in einem medizinischen Befund bestätigt, nimmt das Berliner Landeskriminalamt den Fall ernst.

Ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren ist noch nicht eingeleitet. Bei der Polizei in Berlin will man sich „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nicht äußern. Aus Kreisen ist jedoch zu hören, dass ermittelt wird, seitdem bei Viktor Kalaschnikow 53 Mikrogramm Quecksilber pro Liter Blut gemessen wurden und bei seiner Ehefrau Marina sogar 56 Mikrogramm – ein bis drei Mikrogramm gelten als Grenzwert. Kalaschnikow selbst sagte: „Wir sind dankbar dafür, dass sich die Ärzte professionell mit der Vergiftung befassen.“ Er beklagte die „typischen Symptome: Übelkeit, Schwindelanfälle, ein verrückt spielender Blutdruck“. Auch drohen Nieren- und Gehirnschäden, befürchtet der Betroffene. Die hohen Quecksilberwerte könne er sich nicht erklären, sagte Kalaschnikow. Eine wiederholte, lang anhaltende Zufuhr des Giftes in hoher Konzentration sei erforderlich, um eine solche Konzentration von Quecksilber im Blut zu erreichen. Und bei früheren Untersuchungen etwa in Polen hätten die Ärzte herausgefunden, dass nicht einfach nur Quecksilber, sondern ein ganzes giftiges Gebräu verschiedener Substanzen seine Wirkung im Körper entfaltet habe.

Sind dunkle Mächte am Werke? Der Fall Alexander Lebedew, ebenfalls KGB-Mitarbeiter, lässt aufmerken: Er hatte 2009 auch plötzlich unerklärlich hohe Quecksilberwerte im Blut. Doch Kalaschnikow will von einem Komplott vorerst nichts wissen. Er hofft auf die polizeilichen Ermittlungen. Wer aber eindringlich nachfragt, erfährt, dass der als Journalist tätige Sicherheitsexperte als Geheimnisträger durchaus eine Zielscheibe sein könnte: Auf seinem Schreibtisch lagen 1990 die Stasi-Akten der DDR – er wertete sie aus und speiste sensible Informationen aus der Bundesrepublik und der Nato an die richtigen Stellen in Moskauer ein. „Vieles ist Schnee von gestern, aber manches auch heute noch interessant“, sagt er.

Heute gilt Kalaschnikow in Russland als unbequem: Der Journalist berichtet über das wiedererstarkte Land, die militärische Bedrohung in Osteuropa und die aggressive Tschechenien-Politik. In Russland erscheinen seine Schriften nicht, dafür in Polen, in der Ukraine und anderen Nachbarstaaten. Ralf Schönball

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })