Von Matthias Matern: Der starke Mann vom Bosporus
Auch in Brandenburg schaffen türkische Firmen Arbeitsplätze
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Potsdam - Die türkische Wirtschaft boomt. Für das laufende Jahr erwartet die Regierung in Ankara ein Wachstum von rund 3,5 Prozent, immerhin 0,1 Prozent mehr als die Bundesregierung für Deutschland. Längst ist die Nachricht vom „starken Mann am Bosporus“ auch im Land Brandenburg angekommen. 2011 will sich das Land erstmals auf der internationalen Energiemesse Renex in Istanbul präsentieren. „Wir spüren deutlich, wie gut sich die Wirtschaft in der Türkei entwickelt“, bestätigt Alexander Gallrein, Sprecher der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). „Es gibt ein steigendes Ansiedlungsinteresse türkischer Unternehmen.“
Doch jetzt schon schaffen türkisch geführte Unternehmen Arbeitsplätze, entdecken Berliner Geschäftsleute mit türkischem Migrationshintergrund Brandenburg als Standort. Allein bei der ZAB sind zehn Betriebe mit rund 250 Mitarbeitern registriert. „Neun zählen zur Lebensmittelwirtschaft. Ein Unternehmen stellt Verpackungen her“, berichtet Gallrein.
Noch aber orientieren sich viele türkische oder türkischstämmige Unternehmer am Berliner Umland. Während in der Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) kein einziges namhaftes Unternehmen im eigenen Kammerbezirk bekannt ist, sind es im Bereich der IHK-Potsdam insgesamt 64, davon 32 mit Eintrag in das Handelsregister.
„Brandenburg ist interessant, weil es dort noch viele große verfügbare Flächen gibt“, meint Hüsün Özkanli, Vorstandsvorsitzender der Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg (TDU). Auch das brandenburgische Wirtschaftsministerium hält engen Kontakt zum TDU. „Wir bekommen viele Anfragen zu Brandenburg aus der Türkei“, so Özkanli. Aber auch Berliner Firmen würden verstärkt Zweitstandorte im Umland eröffnen. „Vor allem für die Dönerfleisch-Produktion werden große Flächen benötigt“, erläutert Özkanli. So stellt etwa die Firma Tadim seit mehreren Jahren ihre Fleischspieße in Velten (Oberhavel) her, beschäftigt dort rund 40 Mitarbeiter.
Doch das Spektrum geht weit über die Dönerproduktion hinaus. „In unserem Kammerbezirk gibt es mehrere türkisch geführte Baufirmen und Zulieferer“, berichtet Jens Ullmann von der IHK-Potsdam. Ebenfalls in Potsdam sitzt die Antensan CES International GmbH. Das Unternehmen plant und baut zusammen mit Partnern weltweit Telekommunikationsanlagen. Derzeit ist Firmeneigner Selahattin Erdem beruflich an der US-amerikanischen Westküste unterwegs. Sieben Mitarbeiter beschäftigt Erdem, darunter auch Deutsche. Gerade hat die Firma nach eigenen Angaben einen Auftrag von der US-Regierung erhalten.
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