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Er hat noch einen Koffer in Berlin. Der frühere BER-Chef Rainer Schwarz wurde im Parlament befragt.

© dpa/Britta Pedersen

Brandenburg: „Der war doch eh nie auf der Baustelle“

Ex-Flughafenchef Rainer Schwarz wird im Untersuchungsausschuss ins Verhör genommen. Er droht, er wird flapsig – und keilt zurück

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Irgendwann reichte es Martin Delius, dem Chef des BER-Untersuchungsausschusses. Mit diesem Zeugen, der der bisher schwierigste war, teilweise wie ein Ankläger auftrat und den Ausschuss provozierte. Da waren sich nach der über achtstündigen Vernehmung alle einig. „Ich weise Sie darauf hin, dass dieser Ausschuss, wenn ein Zeuge grundlos eine Beantwortung von Fragen verweigert, beim Landgericht ein Ordnungsgeld beantragen kann.“ Das musste Delius zwischenzeitlich androhen, den Mann wiederholt belehren, der viele Jahre einmal der wichtigste Manager des Berliner Flughafens war. Auch in jenem Jahr 2012, als die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens kurzfristig abgeblasen werden musste.

Aber damit hatte Rainer Schwarz, 57 Jahre, seit ein paar Tagen Chef des Flughafens in Rostock, angeblich gar nichts tun. Das wiederholte er gebetsmühlenartig, geriet im Kreuzverhör immer wieder mit Delius und anderen Abgeordneten aneinander, reagierte auf bohrende Fragen mal gereizt, mal genervt („Das sage ich zum 50. Mal“), mal frech. „Wir können das Ganze hier auch beenden“, drohte Schwarz gar einmal.

Nein, von Einsicht in eigene Fehler, gar einer Mitverantwortung für das Scheitern des Projektes keine Spur. Dafür Erinnerungslücken, nicht wenige, und immer wieder dieser Hinweis: „Es genügt ein Blick in die Geschäftsordnung für Geschäftsführer: Daraus ergibt sich, dass ich keine Verantwortung für technische Fragestellungen hatte“, erklärte Schwarz etwa, der in Begleitung von gleich zwei Anwälten erschienen war. Technischer Geschäftsführer sei Manfred Körtgen gewesen. Nach seiner Darstellung sieht sich Schwarz, damals Sprecher der Geschäftsführung, zuständig für die Verbindung zum Aufsichtsrat, selbst als Opfer. Als einer, der über das Ausmaß der Probleme auf der Baustelle im Unklaren gelassen wurde. „Natürlich fühle ich mich nicht ausreichend informiert.“ So äußerte er ausdrücklich Verständnis, dass der Generalplaner PG BBI vom Aufsichtsrat nach der verschobenen Eröffnung gefeuert worden war. „Das liegt doch auf der Hand“, sagte Schwarz. Das Büro habe schließlich bis kurz vor der Inbetriebnahme erklärt: „Alles läuft prima.“ Und sechs Wochen vorher wird gesagt: „Wir kriegen die Brandschutzanlage nicht hin.“ Und auch vom Projektcontroller, der „eine zweistellige Millionensumme abgegriffen“ habe, sei bis zuletzt immer der Eindruck erweckt worden, dass er alles im Griff hätte. „Das geht irgendwie gar nicht.“ Oder Architekt Gerkan, gegen den Schwarz austeilte: „Der war doch eh nie auf der Baustelle. Ich weiß gar nicht, worüber der spricht.“

Freilich, im Widerspruch dazu stand, dass er täglich mit dem Oberbauleiter zu tun hatte, wie Schwarz später einräumte. Und Schwarz wirkte hellwach, hochkonzentriert, gut vorbereitet, etwa als er mit dem brisanten McKinsey-Brief vom 14. März 2012 konfrontiert wurde, dass die geplante Inbetriebnahme zum 3. Juni gefährdet sei. Eine Warnung, von der er am 30. März 2012 auch Aufsichtsratschef Klaus Wowereit informiert hatte, aber trotzdem im Abgeordnetenhaus am 18. Mai 2012 nach der Absage erklärte, den Aufsichtsrat nicht informiert zu haben. Ein Widerspruch? Nein, sagte Schwarz, er sei ja nicht nach dem Vorsitzenden gefragt worden. Nur ein Beispiel von vielen, wie schwer es ist, den früheren Flughafenchef festzunageln.

Ausdrücklich hob Schwarz hervor, dass ihm nach der gescheiterten BER-Inbetriebnahme im Mai 2012 und der Freistellung von Körtgen durch den Aufsichtsrat – Chef war Berlins Regierender Klaus Wowereit (SPD) – die alleinige Geschäftsführung übertragen wurde. „Das muss man doch als deutliches Zeichen des Vertrauens interpretieren“, sagte Schwarz, dem erst ein Jahr später gekündigt worden war. Die Entlassung wurde jüngst vom Berliner Landgericht aufgehoben, unter anderem, weil sie viel zu spät erfolgte. Aber auch, darauf wies Delius den Zeugen hin, weil nach Auffassung des Landgerichts der angeblich kaum über Bauprobleme informierte Schwarz den Aufsichtsrat frühzeitig über Probleme und Risiken auf der BER-Baustelle informiert hatte. Aber auch das war für Schwarz kein Widerspruch.

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