FEUERWEHREINSÄTZE IN BRANDENBURG: Deutlich mehr Menschen aus Gefahr gerettet Straffe Strukturen bei der Feuerwehr
Innenminister Schönbohm will den Brand- und Katastrophenschutz reformieren
Stand:
Die Brandenburger Feuerwehrleute haben 2006 deutlich mehr Menschen aus Gefahrensituationen gerettet als im Vorjahr. Die Zahl der geretteten Personen sei laut Schönbohm um 40 Prozent auf 2317 gestiegen.
Zugleich absolvierten die Feuerwehren insgesamt mehr Einsätze. Die Zahl stieg im Jahresvergleich von 69 316 auf 74 194. Dabei erhöhte sich die Zahl der Einsätze wegen eines Brandes von 6591 auf 8250. Die Zahl der technischen Hilfeleistungen stieg von 17 597 auf 21 943. Lediglich bei den Notfalleinsätzen gab es einen geringfügigen Rückgang von 38 537 auf 38 498.
Mit der Zahl der Einsätze erhöhte sich auch die Zahl der Fehlalarme. Rückten die Feuerwehrleute 2005 noch mehr als 5000 mal umsonst aus, passierte das 2006 bereits über 5500 mal.
Es sei ein gutes Signal, dass sich immer mehr Frauen für den Brandschutz engagierten.
Inzwischen liege der weibliche Anteil bei 14,2 Prozent. ddp
Potsdam - Jörg Schönbohm ist nicht zu bremsen: Brandenburgs Innenminister, der bereits die aufgeblähten Gemeinde- und Polizeistrukturen im Land umkrempelte, packt in seinen letzten Amtsjahren bis 2009 noch eine Reform an: Wie Schönbohm gestern ankündigte, wird der Brand- und Katastrophenschutz im Land konsequent auf die Erfordernisse sinkender Bevölkerungszahlen und knapperer Kassen ausgerichtet. Gleichzeitig soll in den nächsten zehn Jahren der überalterte Feuerwehr-Fuhrpark in Brandenburg modernisiert werden, so Schönbohm. „Jedes zweite Fahrzeug ist älter als 20 Jahre.“ Deshalb sollen ab 2007 jährlich, finanziert von den Brandschutz zuständigen Kommunen, aber gefördert mit jährlich rund fünf Millionen Euro vom Land, 35 bis 40 neue Fahrzeuge angeschafft werden. Gestern übergab Schönbohm die ersten Fahrzeuge, jedes kostet rund 400 000 Euro, an Feuerwehren in Cottbus, Märkisch-Oderland und anderen Landesteilen.
Doch das Gebot der Stunde heißt dabei immer Konzentration, betonte der Minister. So werde die teure, neue Technik in 104 „Stützpunktfeuerwehren“ konzentriert, die aus den landesweit 202 Freiwilligen Feuerwehren ausgewählt wurden. „Das System steht, die Orte auch“,betont Frank Stolper, Referatsleiter für Brand- und Katastrophenschutz im Innenministerium. Obwohl die Feuerwehren für die Orte große Symbolkraft haben, ging die Auswahl ohne große Widerstände ab. „Wir haben uns um Dialog bemüht“, so Stolper.
Und aus den bislang 17 Einsatzleitstellen für Feuerwehr und Rettungsdienste, wo die 112-Notrufe auflaufen, werden künftig fünf Regionalleitstellen. In Brandenburg/ Havel ist die erste bereits in Betrieb, zuständig für die Stadt, den Kreis Potsdam-Mittelmark und künftig auch noch Teltow-Fläming. Sitze der anderen Leitstellen werden Potsdam, Cottbus, Frankfurt/Oder und Eberswalde sein, sagte Schönbohm. Er rechnet damit, dass mit der neuen Führungsstruktur ein Drittel des Personals eingespart werden kann. „Die Einspareffekte sind erheblich.“
Die Feuerwehren selbst richten sich auf schwierigere Zeiten ein. Die Brandgefahr in Brandenburg, wo 37 Prozent der Landesfläche Wald sind, wird nach den Prognosen der Klimaforschern durch die Erderwärmung weiter steigen. Brandenburg nimmt aber bei Waldbränden schon jetzt einen Spitzenplatz ein: 400 von 930 Waldbränden in Deutschland im Jahr 2006 waren in Brandenburg, von den bundesweit 480 Hektar 330 Hektar. Anderseits plagen die Freiwilligen Feuerwehren, die Mitgliederzahl sank seit 2002 von 50 000 auf 47 700, erhebliche Nachwuchssorgen - auch wegen der Abwanderung junger Leute. Bei den Jugendfeuerwehren fiel der Rückgang noch drastischer aus. Seit 2001 sank dort die Mitgliederzahl von 15618 auf jetzt 11093. „Wir bilden sie aus, und dann gehen sie weg“, so Schönbohm. „Das ist ein ernstes Problem.“
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