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Brandenburg: Die A 12 ist lebensgefährlich

Extreme Unfallhäufung auf der Autobahn nach Frankfurt / In diesem Jahr starben schon vier Menschen

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Berlin/Frankfurt (Oder) - Es ist vielleicht Brandenburgs gefährlichste Straße – die Bundesautobahn A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) in Richtung der polnischen Grenze. Keine Woche vergeht, ohne dass es dort zu schweren Unfällen kommt – wie am Wochenende mit einem getöteten Baby und vier Schwerverletzten. In diesem Jahr starben auf der Strecke bereits vier Menschen.

Das lange geltende Tempolimit 120 Stundenkilometern und das jetzt verhängte Überholverbot für „Brummis“ reicht nach Einschätzung von Fachleuten und der Polizei nicht aus, um das Problem zu lösen. „Diese Trasse muss endlich sechsstreifig ausgebaut werden – so wie die Autobahn A 2 und der südliche Berliner Ring“, forderte Jörg Becker, Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Berlin-Brandenburg gestern.

Vor einem Ausbau, so sieht man es auch in der Polizei, wird es kaum Entwarnung geben. Allerdings ist für diesen Abschnitt, der teilweise neben den zwei Fahrspuren nicht einmal einen Standstreifen hat, bislang keine Erweiterung auf drei Fahrstreifen je Richtung im Bundesverkehrswegeplan geplant. Dabei rollen dort mittlerweile drei Viertel des Lkw-Warenverkehrs zwischen Deutschland und Osteuropa entlang nach Polen. Es sind nach Polizeiangaben täglich rund 5000 Lkw, vor zwei Jahren waren es noch 3000 – eine Folge der mit der EU-Osterweiterung verbundenen steigenden Warenströme. Doch die Politik habe sich nicht rechtzeitig auf die EU-Osterweiterung eingestellt, obwohl diese lange vorher bekannt war, sagt Becker. Offenbar habe man geglaubt, dass viele Lkw-Fahrer über die Autobahn nach Stettin oder südlich über Forst ausweichen und die A 12 entlasten – was sich als Fehleinschätzung erweist. Die meisten „Brummis“ wählen trotzdem die klassische Ost-West-Route.

Im vorigen Jahr kam es allein auf dem Fahrstreifen Richtung Polen zu 248 Unfällen mit 66 Verletzten und fünf Toten. In den meisten Fällen – 43 Verletzte und vier Tote – waren Lastkraftwagen darin verwickelt. „Oft liegt es an Unaufmerksamkeit der Fahrer“, sagt Detlef Lübben, Pressesprecher des zuständigen Schutzbereiches der Polizei in Fürstenwalde. Aber auch Auffahrunfälle – in Folge des Rückstaus von der Grenze – haben deutlich zugenommen. Gab es 2004 noch 36 Unfälle dieser Art mit zwei Toten und 14 Verletzten, waren es im vorigen Jahr schon 57 Auffahrunfälle mit vier Toten und 28 Verletzten.

Ein Grund: Um schnell zur Grenze zu kommen, drücken die hauptsächlich aus Osteuropa stammenden und teilweise übermüdeten Lkw-Fahrer oft noch einmal auf Tempo, starten waghalsige Überholmanöver. Vor dem Grenzübergang übersehen Fahrer häufig den schwach beleuchteten Vordermann und prallen auf. Außerdem gebe es ein wachsendes Problem mit „Schrott“-Lkws aus Osteuropa, sagte CDU-Innenpolitiker Sven Petke, der sich für strenge Kontrollen an der Grenze aussprach.

Bei der EU-Erweiterung im Mai 2004 war voreilig das Verschwinden des Grenzstaus verkündet worden. Zwar fielen die Zollkontrollen weg, nicht aber die Passkontrollen. Diese dauern bei bei Ukrainern, Russen, Weißrussen oder Kasachen länger, weil Fahndungsabfragen im Computer vorgeschrieben sind.

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