Brandenburg: Die Bahn kommt – aber nur langsam in Gang
Nach Einigung mit der Lokführer-Gewerkschaft rollen die S-Bahnen heute zunächst nur im Stundentakt
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Berlin - Der heutige Montag dürfte trotz der Einigung von Bahn und Lokführer-Gewerkschaft der schwierigste Tag im Berliner Nahverkehr seit Jahrzehnten werden. Die BVG streikt weiter, die Deutsche Bahn wird morgens zunächst mit einem Notfahrplan starten, bei dem nur ein Teil der Züge startet. Im Laufe des Tages soll sich der Verkehr langsam dem normalen Fahrplan annähern. Zu welcher Uhrzeit das geschehen wird, ist unklar.
Die Einigung im Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL kam gestern erst gegen 16 Uhr zustande – zu schnell, um den vor zwei Tagen bekannt gegebenen Notfahrplan wieder zu kippen. „Wir sind nicht bei der Modellbahn“, sagte ein Sprecher. Die Züge seien für den Notfahrplan teilweise in anderen Bahnhöfen abgestellt worden. Noch in der Nacht sollen viele Lokomotiven und Züge umrangiert werden.Wann genau der Verkehr sich normalisieren wird, blieb gestern unklar. Bahnchef Hartmut Mehdorn kündigte an, dass Fahrgäste vor allem im Regionalverkehr noch mit Unannehmlichkeiten wie ausgefallenen oder verspäteten Züge rechnen müssten. Die Bahn empfahl, am besten morgens Radio zu hören oder sich auf der Internetseite www.bahn.de zu informieren. Denn erst am Montagmorgen könne man einschätzen, wie viele Züge fahren werden. Die Bahn hatte für den angekündigten Streik der Lokführer und Triebfahrzeugführer einen Notfahrplan erstellt, der für S-Bahnen und Regionalzüge nur einen Minimalverkehr vorsieht. Diese Notfahrpläne werden ab heute früh auf jeden Fall gelten, ab Dienstag greift dann wieder der normale Fahrplan.
Im Fernverkehr soll heute früh zunächst einmal jeder zweite Zug fahren. Im Regionalverkehr gilt: Auf den wichtigsten Linien wird etwa im Zwei-Stunden-Takt gefahren. Weniger wichtige Linien werden morgens noch nicht fahren. Welche das sein werden, wurde gestern nicht gesagt.
„Bei der S-Bahn wird es sehr gut aussehen“, sagte ein Bahnsprecher am Abend. Schon am Morgen werden weit mehr Züge unterwegs sein, als im Notfahrplan angekündigt. Sicher werde es einige Ausfälle oder Verspätungen geben, die Fahrgäste könnten aber sicher sein, schon im morgenlichen Berufsverkehr ohne lange Wartezeiten zum Ziel zu kommen.
Im Regionalverkehr und vor allem im Fernverkehr wird es dagegen trotz der Streikabsage zu Ausfällen und Lücken im Fahrplan kommen. Die Bahn hatte zur Vorbereitung des Arbeitskampfes vorhandene Züge und arbeitswilliges Personal so disponiert, dass zwar deutlich weniger Züge fahren als normal, diese aber verlässlich nach einem festen Fahrplan. Dazu seien auch Züge an bestimmte Bahnhöfe gefahren worden und das Personal, das nicht streiken wollte, dorthin beordert worden. Deshalb sei es nicht möglich, sofort am Montagmorgen mit dem normalen Betrieb zu beginnen. Dies gelte vor allem für den Fernverkehr: Je länger der Zuglauf eines ICE sei, desto schwieriger sei es, vom Notfahrplan auf Normalbetrien umzuschalten. „Schließlich müssen tausende Züge bundesweit koordiniert werden“, sagte ein Bahnsprecher.
Die BVG kündigte gestern an, dass der Notfahrplan ab dem heutigen Montag etwas verdichtet werden soll. „Wir haben zusätzliche Busse bekommen“, sagte eine Unternehmenssprecherin gestern. Diese sollen auf den U-Bahn-Linien eingesetzt werden sowie auf der TXL-Strecke zum Flughafen Tegel. Dorthin soll ab heute statt alle 20 sogar alle zehn Minuten ein Bus kommen. Busse fahren im Notverkehr alle 30 Minuten für die U-Bahn-Linien 2, 5, 6, 7 und 9, sowie für einige Straßenbahnlinien. Zudem verkehren einige Fahrzeuge zwischen fünf und 23 Uhr auf den wichtigsten Buslinien.
Die Gewerkschaft Verdi hat, wie berichtet, zu einem unbefristeten Streik bei der BVG aufgerufen. Dieser hatte am vergangenen Mittwoch begonnen und soll mindestens bis kommenden Freitag andauern. Jörn Hasselmann
Die Notfahrpläne der Bahn sind im Internet zu finden unter www.bahn.de/blitz/view/berlin/uebersicht.shtml
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