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Brandenburg: Die Berliner Tunnel: zu spät fertig, zu alt, zu glatt geteert

Für Röhren unterm Tiergarten fehlt Software, Tegel wird gesperrt, in Britz die neue Fahrbahn erneuert

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Für Röhren unterm Tiergarten fehlt Software, Tegel wird gesperrt, in Britz die neue Fahrbahn erneuert Von Jörn Hasselmann Berlin - Der Tiergartentunnel wird nicht wie geplant Anfang September eröffnet, weil die Software für die Sicherheitseinrichtungen nicht pünktlich fertig wird. Diese nach Senatsangaben ein- bis zweimonatige Verzögerung werden die Autofahrer noch verschmerzen können. Im nächsten Jahr aber wird es dann richtig eng: Für eineinhalb Jahre wird der Autobahntunnel unter dem Flughafen Tegel gesperrt – in beide Richtungen. In dieser Zeit soll das fast 30 Jahre alte Bauwerk saniert werden. In den vergangenen Jahren ist bereits viel am undichten Tunnel geflickt worden, doch immer war zumindest eine Röhre frei. Nun muss der gesamte Tunnel gesperrt werden, da die neue Sicherheits- und Brandschutztechnik vielfältige Verbindungen zwischen beiden Röhren erfordere, sagt der Tunnelexperte des Senats, Detlef Berlitz. Kosten: Etwa 25 Millionen Euro. Damit nicht genug: Auch der erst vor fünf Jahren eröffnete Britzer Autobahntunnel muss nachgerüstet werden. Dort werden in diesem Jahr zusätzliche Videokameras installiert, dazu eine Verbindung zwischen Tunnel-Leitstelle und Polizei. Bislang war es so: Ein Autofahrer meldete über „110“ einen Unfall oder ein Feuer, die Polizei aber wusste nicht, wo und in welcher Röhre sich dieser ereignete. Unfälle hatte es reichlich gegeben im Britzer Tunnel, vor allem bei Nässe. Ebenfalls in diesem Jahr wird die oberste Schicht Beton abgefräst und neu aufgetragen. Die Autobahnpolizei hat die glatte Fahrbahn mehrfach kritisiert, nun reagiert der Senat. Kosten: eine Million Euro. Der Britzer Tunnel hatte in einem ADAC-Tunneltest vor drei Jahren zwar mit „gut“ abgeschnitten, aber „das letzte I-Tüpfelchen Sicherheit fehlt noch“, sagt Detlef Berlitz. Nach der Brand-Katastrophe im Gotthard-Tunnel 2001 habe man alle Tunnel überprüft, um ein Unglück mit elf Toten wie im Alpentunnel auszuschließen. Dieser Anspruch gilt natürlich erst recht für den neuen Tiergartentunnel. Der Senat betont, alle Sicherheitsanforderungen würden „übererfüllt“. Auch die Feuerwehr ist mit den bisherigen Begehungen sehr zufrieden. Aber: Noch fehlt die Software, die bei Störfällen vollautomatisch unter anderem die Ampeln an den Tunneleinfahrten auf Rot schaltet. Beim Brand im Gotthardtunnel hatte das 20 Minuten gedauert. In zwei Wochen nun, hieß es gestern in der Verkehrsverwaltung, müsse das Programmpaket auf dem Tisch liegen oder die Herstellerfirma bekomme keine Aufträge mehr. Deren Geschäftsführer, Christoph Bernhard von Weiss-Electronic in Trier, sicherte das gestern zu. Er entschuldigte sich für die Verzögerung, wies aber jede Schuld zurück, denn der Auftrag für das „sehr komplexe System“ sei erst vor einem Jahr erteilt worden. Im Senat wurde das bestätigt, „ein Jahr muss für die Software reichen“. Baubeginn für das 390-Millionen-Projekt war 1995.

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