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Von Ralf Schönball: Die BVG soll den Schienen-Kollaps verhindern

S-Bahn-Konkurrent streicht Ferienfahrplan und setzt mehr Busse ein. Bundesamt verteidigt Auflagen

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Berlin - Der verstärkte Einsatz der Berlinetr Verkehrsbetriebe (BVG) sowie von Regionalzügen und Bussen der Deutschen Bahn sollen die Folge des eingeschränkten S-Bahn-Verkehrs abmildern. Dies zählt zu den Ergebnissen eines Spitzengesprächs zwischen Berlins Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer und Geschäftsführern von BVG, S-Bahn und des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg.

„Auf meine Bitte hin wird die BVG weitgehend darauf verzichten, nach Ferienfahrplan zu fahren“, sagte Junge-Reyer nach dem Treffen. Die BVG werde „alle verfügbaren Busse aus den Depots holen“. Diese sollen die X- und M-Linien verstärken, die durch die S-Bahnausfälle besonders gefragt sind. Auch die Tramlinien würden verstärkt. Bei den U-Bahnen werde die BVG „das derzeitige Optimum“ anbieten. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg riet Nutzern des Öffentlichen Nahverkehrs, sich ab Montag „unbedingt vor Fahrtantritt zu informieren, welche S-Bahnen fahren“. Wie berichtet fallen mehrere Linien ganz aus.

Die Grünen forderten den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit dazu auf, die „offenbar völlig überforderte Senatorin Junge-Reyer zu entlassen“. CDU- Fraktionschef Frank Henkel sagte: „Junge-Reyer steht zurecht in der Kritik, aber sie ist nur das Bauernopfer“. Wowereit selbst habe die Probleme verschleppt und sei politisch verantwortlich. SPD-Landes- und -Fraktionschef Michael Müller kritisierte die „Unternehmenspolitik der Deutschen Bahn“. Die Mobilität der Bürger sei Rendite-Interessen untergeordnet worden. Kritik der Opposition, die Verträge des Landes mit der S-Bahn seien vom Senat schlecht ausgehandelt worden, wies er zurück. Der Kollaps sei eingetreten, weil die Züge gar nicht mehr fahren.

Schuld daran sind Wartungsarbeiten und Reparaturen an den Rädern der S-Bahn-Züge der Baureihe 481. Nach PNN-Informationen war bei den vom Eisenbahnbundesamt angeordneten Untersuchungen im Juni ein weiterer Riss in einem Rad entdeckt worden. Das bestätigte das Amt auf Anfrage. Das Ausmaß des Risses hätte „leicht zu einem Unfall führen können“, so Sprecher Ralph Fischer.

Die Wartungsvorschriften hatte das Amt infolge des Radbruchs im Mai der S-Bahn auferlegt. „Wenn es nach Lehrbuch ginge, dann stünde die Baureihe 481 der S-Bahn heute kaum noch zur Verfügung", so Fischer. Alle Wägen hätten eigentlich aus dem Verkehr gezogen werden müssen, damit neue Räder montiert werden können. Denn deren Laufleistung ist nach Messungen der Behörde überschritten.Das Entgegenkommen begründete Fischer mit „Verhältnismäßigkeit". Eine Gefährdung der Sicherheit der Passagiere sehe er nicht. Denn die S-Bahn sei dazu verpflichtet, alle Räder alle sieben Tage zu kontrollieren. Dadurch seien Schäden durch Steinschlag oder Risse frühzeitig zu erkennen. Die Prüfungen des Bundesamtes hätten ergeben, dass die Räder nach 650 000 Kilometer ausgetauscht werden müssten. Die S-Bahn habe die Intervalle auf 1,2 Millionen Kilometer ausgelegt.

Weil die Wagen schon seit 1997 in Betrieb sind, ist die Gewährleistung laut Hersteller Bombardier längst abgelaufen. Dasselbe gilt für die Räder. Laut „Radsatzfabrik Ilsenburg“ werden auf jeden Radsatz fünf Jahre „Gewährleistung ab Inbetriebnahme gegeben. Bombardier unterstützt aber mit 17 eigene Mitarbeitern die verstärkten S-Bahn-Wartungen.

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