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Affären-Landkreis: Die Chance der Linken
Brandenburgs erste Linke-Landrätin könnte aus Teltow-Fläming kommen. Kornelia Wehlan gilt nach den Korruptionsaffären der SPD als Favoritin bei der Stichwahl für den Landratsposten.
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Potsdam - Aus den Korruptionsaffären in Teltow-Fläming könnte Brandenburgs erste Linke-Landrätin hervorgehen: Die Genossen setzen deshalb bei der Stichwahl für den Landratsposten im südlich von Berlin gelegenen Kreis am 14.April voll auf Sieg, nachdem ihre Kandidatin und Luckenwalder Landtagsabgeordnete Kornelia Wehlan am Sonntag im ersten Anlauf alle Kontrahenten abgehängt hat. „Es ist höchste Zeit für eine Landrätin der Linken, Brandenburg ist reif dafür“, sagte Landesparteichef Stefan Ludwig den PNN. So gebe es in Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen bereits Landräte und Oberbürgermeister der Linken. Im lange als „SPD-Landräte-Republik“ geltenden Brandenburg hatte es bislang nur die CDU geschafft, der SPD vier der achtzehn Posten abspenstig zu machen. Die auf acht Jahre gewählten Amtsträger sind für die Parteien wegen der Leuchtturm-Wirkung besonders wichtig.
Die Landes–Linke werde noch diese Woche beraten, sagte Ludwig nun, wie sie Wehlans Wahlkampf in Teltow-Fläming „finanziell und organisatorisch noch einen Schub geben kann“. Bei fünf Kandidaten hatte Wehlan am Sonntag mit 36 Prozent klar vorn gelegen. Ludwigsfeldes SPD-Bürgermeister Frank Gerhard folgte erst mit 24 Prozent, steht vor der Stichwahl aber unter Druck. Er hatte jüngst wegen einer von einem Unternehmen finanzierten Luzern-Reise einen Strafbefehl wegen Korruption samt Geldstrafe von 25 000 Euro akzeptiert. Und der Landratsposten ist nur vakant geworden, weil der langjährige SPD-Amtsinhaber Peer Giesecke, wegen Korruption zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 8000 Euro verurteilt, abgewählt worden war. Gerhard und die SPD-Kreisspitze wollten Montagabend darüber beraten, ob er er zur Stichwahl überhaupt noch antreten wird. Landes-Generalsekretär Klaus Ness wollte keine öffentliche Empfehlung abgebeben. „Wir sind keine zentralistische Partei“, sagte er.
Ob mit oder ohne SPD-Kontrahenten: Selbst wenn sie allein auf dem Wahlzettel stehen sollte, wird es für Linke-Favoritin Wehlan nach den Erfahrungen aller Landräte–Direktwahlen im Land knapp, wegen des Quorums. Landrat wird nur, wer mindestens 15 Prozent der Stimmen aller Wähler erhält. Am Sonntag kam Wehlan auf 14 816 Stimmen, zur Stichwahl bräuchte sie aber mindestens 20 691 Stimmen. Scheitert die Direktwahl, weil die Hürde nicht genommen wird, würde der Landrat vom Kreistag gewählt – also von dortigen Fraktionen und Kooperationen „ausgekungelt“. Im Kreistag ist die SPD stärkste Fraktion. Und dann wäre alles wieder offen. Wehlan selbst ist es bewusst, dass das Rennen längst nicht gelaufen ist, trotz der guten Ausgangslage seit Sonntag. Sie wolle die drei Wochen nutzen, um sich vor allen im Norden des Landkreises bekannter zu machen. Während sie in Luckenwalde abräumte, lag Gerhard in Ludwigsfelde klar vorn. Für Unterstützung der Landespartei ist sie dankbar, sagt sie. Aber eins will sie auch nicht: Ein Schaulaufen von Linke-Promis sei nicht ihre Art. Ihre Maxime für die Stichwahl lautet: „Wenn jeder Zweite, der mich am Sonntag gewählt hat, noch einen Wähler gewinnt, schaffe ich das Quorum.“
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