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Brandenburg: Die geringen Bildungsausgaben ziehen Land runter Brandenburgs Schulen im Ländervergleich: Altersdurchschnitt der Lehrer besonders ungesund
Potsdam - Top in der Wirtschaft, Flop bei Schulen: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwähnt es in den meisten Reden, seine Landesregierung präsentiert es stolz auf ihrer Homepage: Brandenburg war jüngst nach einem Wirtschafts-Ranking der arbeitgebernahen Initiative für „Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) 2010/2011 zum wirtschaftlich dynamischsten Bundesland gekürt worden, was die Platzeck-Regierung auch als eigenen Erfolg ansieht. Um so sehr mehr darf man auf die offiziellen Reaktionen auf den am Dienstag veröffentlichten neuen Ländervergleich des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln – wieder im Auftrag der INSM – gespannt sein, der Brandenburg im ostdeutschen Vergleich das schlechteste Bildungssystem attestiert.
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Potsdam - Top in der Wirtschaft, Flop bei Schulen: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwähnt es in den meisten Reden, seine Landesregierung präsentiert es stolz auf ihrer Homepage: Brandenburg war jüngst nach einem Wirtschafts-Ranking der arbeitgebernahen Initiative für „Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) 2010/2011 zum wirtschaftlich dynamischsten Bundesland gekürt worden, was die Platzeck-Regierung auch als eigenen Erfolg ansieht. Um so sehr mehr darf man auf die offiziellen Reaktionen auf den am Dienstag veröffentlichten neuen Ländervergleich des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln – wieder im Auftrag der INSM – gespannt sein, der Brandenburg im ostdeutschen Vergleich das schlechteste Bildungssystem attestiert.
Nach dem nunmehr zum achten Mal vorgelegten „Bildungsmonitor“ Deutschlands, für den die Bundesländer nach 100 harten Indikatoren in 13 Handlungsfeldern – von Förderung, Integration bis Berufsschulen – verglichen werden, steht es um Brandenburgs Schulsystem nach wie vor nicht gut. Zwar konnte sich Brandenburg wie alle im Vergleich zur letzten Studie durchaus verbessern, aber da es in allen Bundesländern stärker aufwärts ging – reichte es am Ende wieder nur für den bisherigen 13. Platz, vor Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin. Unter den Ost-Ländern ist Brandenburg Schlusslicht geblieben, liegen Sachsen als Bundessieger und Thüringen mit Platz 2 weiter unerreichbar vorn, aber auch Sachsen-Anhalt (Platz 9) und Mecklenburg-Vorpommern (Platz 10) haben einen klaren Vorsprung, obwohl 1990 einmal alle ostdeutschen Länder mit gleichen Ausgangsbedingungen gestartet waren.
Dass Brandenburg nicht spürbar aufholt, hat offenbar Gründe. Einer ist wohl, dass Brandenburg bei den Bildungsausgaben pro Kopf im Bundesvergleich nur auf Platz 12 liegt, was ebenfalls der schlechteste Wert im Osten ist, während Sachsen und Thüringen sogar deutschlandweit Spitze sind. Auffällig ist auch, dass Brandenburg bei der beruflichen Bildung – Indikatoren sind zum Beispiel Abschlussquoten von Berufs- und Fachschulen, Teilnehmerquoten von Weiterbildungen – sogar am schlechtesten bundesweit abschneidet.
Während Brandenburg mit dem dritten Rang bei „Internationalisierung“ (ausländische Studenten, Wissenschaftler), Platz fünf bei Förderinfrastruktur (Kita/Ganztag) und Integration von Migranten (Platz 5) positiv abschneidet, sieht die Studie Handlungsbedarf bei der „Bildungsarmut“, also etwa bei extrem hohen Schulabbrecher-Quoten oder hohen Anteilen von leistungsschwachen Schülern in Deutsch oder Mathematik: Bei „Bildungsarmut“, dem zentralen Wahlversprechen von Regierungschef Matthias Platzeck kein Kind zurückzulassen, liegt Brandenburg auf Platz 10. Von den Ost-Ländern ist nur Mecklenburg-Vorpommern mit Platz 13 schlechter.
Nach unten gezogen wird Brandenburg auch durch die strukturell besonders ungesunde Altersstruktur der Lehrer, die durch zwei Jahrzehnte vernachlässigte Neueinstellungen entstanden ist. Brandenburg hatte stattdessen mit Teilzeitmodellen auf Personalabbau und damit auf eine Erneuerung des Lehrkörpers verzichtet. Nun liegt das Land in der Studie auch hier auf Platz 13.
Allerdings verspricht sich die Regierung spürbare Verbesserungen, wenn bis zum Schuljahr 2014/15 nun 1400 weitere junge Lehrer eingestellt werden. Und nach dem neuen „Schulressourcen-Konzept“ muss Brandenburg sich künftig bemühen, überhaupt genügend neue Lehrer zu finden. Ab 2014/2015 werden Jahr für Jahr 660 neue Lehrer gebraucht, wenn das Land die Klassenstärken bei 1 zu 15,4 im Landesdurchschnitt halten will. Benötigt werden vor allem Grundschullehrer, Pädagogen für die Sekundarstufe I und Sonderpädagogen. Schon jetzt lockt Brandenburg neue Lehrer mit der sofortigen Verbeamtung – anders als Berlin, wo neue Lehrer zwar besser verdienen als in Brandenburg, aber seit einigen Jahren nicht mehr verbeamtet werden. Um seinen Bedarf decken zu können, wird Brandenburg wohl versuchen, noch mehr Berliner Lehrer abzuwerben.
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