Brandenburg: Die Luftbrücke steht – fürs Fernsehen
Auf dem Flughafen Tempelhof wird für Sat 1 ein Historiendrama über die Blockade West-Berlins gedreht. Auch Hollywood verfilmte den Stoff bereits
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Auf dem Flughafen Tempelhof wird für Sat 1 ein Historiendrama über die Blockade West-Berlins gedreht. Auch Hollywood verfilmte den Stoff bereits Von Andreas Conrad, Berlin Die Sache mit ihrem General ist eben passiert, war alles andere als Berechnung. Es hat nun mal nicht gefunkt zwischen Luise, dem „Fraulein“ aus dem US-Casino auf dem Flughafen Tempelhof, und dem Rosinenbomber-Piloten Jack. Aber dem Organisator der Luftbrücke, General Philipp Turner, der sie zu seiner Sekretärin machte, ist sie dann doch erlegen. Pech nur, dass ihr Sohn Micha sie in den Armen des Generals erwischt hat. Und es war ja auch nicht zu ahnen, dass ihr seit 1944 vermisster Mann plötzlich auftaucht. Die Liebe in den Zeiten der Luftbrücke – erstaunlich, dass das deutsche Fernsehen diesen Stoff erst jetzt entdeckt hat, nachdem doch schon nationale Nachkriegsmythen wie die Bubi-Scholz-Story, das Wunder von Lengede, der west-östliche Tunnelbau in der Mauerstadt Berlin oder demnächst die Hamburger Flut den Weg auf den Bildschirm gefunden haben. Aber jetzt ist es soweit, wie gestern auf dem Flughafen Tempelhof, dem authentischsten Drehort, das für das Sat-1-Projekt zur Verfügung stand, zu besichtigen war. Seit Anfang März wird gedreht, bis Juni geht es weiter, auf dem ehemaligen Militärflugplatz Werneuchen und auch in Breslau, produziert von Nico Hofmann und Ariane Krampe von der teamWorx Television & film Gmbh, die mit solchem historischen Sujet viel Erfahrung hat. Unter der Regie von Dror Zahavi entsteht ein zweimal 90 Minuten langes Drama, das Geschichte und Liebesdinge mischt, mit historischem Personal wie General Lucius D. Clay, dem Vater der Luftbrücke, gespielt von Ulrich Tukur, oder Ernst Reuter (Burghart Klaussner). Heino Ferch spielt mit General Philipp Turner hingegen eine fiktive Figur. Sie ist William H. Tunner, dem Organisator der Luftbrücke nachempfunden. Weiter ist Ulrich Noethen als Luises Ehemann Alex dabei, Luise selbst wird gespielt von Bettine Zimmermann. Ohne historisches Fluggerät funktioniert solch ein Projekt nicht, auch da ist Berlin der perfekte Drehort. Drei Maschinen kommen zum Einsatz, eine zweimotorige DC-3 kam von einem Aeroclub aus Schweden, eine viermotorige DC-4, Eigentum des Deutschen Technikmuseums, musste man von ihrem Standort am Columbiadamm nur in einen Hangar schieben. Als einzige Maschine, die selbst an der Luftbrücke beteiligt war, ergänzte die DC-3 des Air Service Berlin die Fernseh-Luftflotte. Sie ist in Tempelhof stationiert, steht für Rundflüge bereit. Die Authentizität des ersten Tempelhofer Luftbrückenfilms ist aber auch damit nicht mehr zu erreichen: Das war im Sommer 1949. Die Motoren der Rosinenbomber waren kaum abgekühlt, da dachte man in Hollywood bereits an die Verwertung des Blockade-Stoffs. Unter Regisseur George Seaton entstand ein Film, der Privates und Historisches in ähnlicher Weise mischte, wie dies jetzt fürs Fernsehen ersonnen wurde. Star des Films „The Big Lift“ war Montgomery Clift, dazu kamen eine Hand voll weiterer Schauspielprofis und viele Laiendarsteller, die aber das nötige technische Wissen mitbrachten – und ihre Uniformen. Das konnte man schon der Besetzungsliste entnehmen: „Caput. Dante V. Morley – himself; Caput. John Mason – himself; 1St Lt. Alfred L. Fredeburger – himself ...“ Auch der Film wäre ohne General Clay kaum zustande gekommen. Clift, ein etwas launischer Star, hatte als Unterkunft ein Haus mit Garten gewünscht, die Produktion hatte keins gefunden. Man hatte schon Angst, er würde wieder abreisen. Clay löste das Problem militärisch: Einem Colonel wurde kurzerhand befohlen, sein Haus während des Drehs zu räumen.
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