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Brandenburg: Die Rettung der Spree ist schwieriger als erwartet Aus Sachsen strömt weiter eisenbelastetes Wasser

Vetschau - Die Rettungs-Operation „Entockerung“ für die braune Spree geht voran, aber nicht schnell genug. Die Gefahr für den Spreewald, im Kern intakt, an den Rändern verschmutzt, ist nicht gebannt.

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Vetschau - Die Rettungs-Operation „Entockerung“ für die braune Spree geht voran, aber nicht schnell genug. Die Gefahr für den Spreewald, im Kern intakt, an den Rändern verschmutzt, ist nicht gebannt. Das ist das Fazit einer Informationsveranstaltung des Aktionsbündnisses „Klare Spree“, auf der am Dienstagabend in Vetschau die Verantwortlichen aller beteiligten Behörden Brandenburgs und des Bergbausanierers LMBV rund dreihundert Bürgern Rede und Antwort standen. Zwar ist das im Februar 2013 gestartete Neun-Millionen-Sofortprogramm angelaufen, mit dem Spreewald-Zuflüsse gereinigt werden, etwa in einer reaktivierten Grubenwasserreinigungsanlage Vetschau. „Es gibt kein Projekt in Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt, das so schnell angeschoben wurde wie dieses“, sagte Klaus Freytag, Präsident des Landesbergamtes, der von der Landesregierung eingesetzte Chefkoordinator zur Verockerung. Trotzdem sind die Effekte geringer als erhofft. Eine Halbierung der Eisenfracht, die die LMBV für 2013 in Aussicht gestellt hatte, ist in weiter Ferne. Es klemmt mehrfach. Ein Hauptproblem ist, dass auf sächsischer Seite bislang nichts passiert, obwohl von dort die größten Eisenmengen mit der Spree kommen, in den Fluss gespült aus stillgelegten alten Braunkohletagebaukippen. Das Eisen wird von der Talsperre Spremberg weitgehend abgefangen, nicht ganz, die letzte Bastion vor dem Spreewald. Aktuell ist der Stausee mit einer braunen Schicht bedeckt, „so doll, wie ich es selten gesehen habe“, sagte Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, der einen Rückschlag verkündete: Der Plan, die Eisenfracht bereits in einem Vorbecken der Talsperre abzufangen, um diese selbst – ein beliebtes Erholungsgebiet – nicht weiter zu verunreinigen, hat sich nach einer neuen Studie zerschlagen. Nun prüfe man, ob man südlich neue Überflutungsflächen für die Spree finde, wo sich Eisenschlamm absetzen könnte. Vor Monaten hatte Freude versichert, dass Spremberg nicht lange Flusskläranlage bleiben soll. Das wiederholte er nicht. Die Talsperre habe immer viele Funktionen gehabt neben dem Hochwasserschutz, nun komme noch eine dazu, sagte er jetzt. „Das macht die Bewirtschaftung nicht leichter.“

Ungeklärt ist auch, wie der ausgebaggerte Eisenschlamm entsorgt wird. Ein Abkippen in Tagebauseen wird vor Ort abgelehnt, aus Sorge vor neuen Spätfolgen. So ist man auch im Spreewald alarmiert, dass plötzlich der Jahrzehnte intakte Senftenberger See gekippt ist. Diesen Sommer gab es ein Fisch- und Artensterben, das die Experten vor Rätsel stellt. „Wir haben dafür keine Erklärung“, sagte Freude. Außerdem fordert das Aktionsbündnis wegen Rostflut mehr Personal für das unterbesetzte Landesumweltamt. Freude sagte dazu, die Behörde habe heute 40 Prozent des einstigen Personalbestandes, aber mehr Aufgaben. „Man muss sich selbst helfen“, sagte Freude. „Wir machen das so, wie wir es zu Ostzeiten gehalten haben: Wir improvisieren.“ Thorsten Metzner

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