Brandenburg: Die S-Bahn schränkt ihr Angebot ein
Berlin - S-Bahn-Fahrgäste müssen sich in den kommenden Wochen auf vollere Züge, längere Wartezeiten und häufigeres Umsteigen einstellen. Wegen des nach wie vor extrem hohen Krankenstandes bei den Zugfahrern wird die S-Bahn ihr Angebot einschränken.
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Berlin - S-Bahn-Fahrgäste müssen sich in den kommenden Wochen auf vollere Züge, längere Wartezeiten und häufigeres Umsteigen einstellen. Wegen des nach wie vor extrem hohen Krankenstandes bei den Zugfahrern wird die S-Bahn ihr Angebot einschränken. Morgen soll das Konzept vorliegen, um den Fahrgästen einen zwar eingeschränkten, aber verlässlichen Fahrplan garantieren zu können, sagte gestern Sprecher Gisbert Gahler. Dabei werde es schon „schmerzhafte Einschnitte“ geben. „Momentan stehen wir vor der Frage: Wie kommen wir über den Sommer?“ Man wolle aber vermeiden, dass Berufspendler über Gebühr belastet werden. Für diese müsse die S-Bahn ein zuverlässiges Verkehrsmittel bleiben. Wie lange die Einschränkungen dauern werden, lasse sich derzeit nicht sagen.
Mehr als 100 der 865 Fahrer sind derzeit wegen Krankheit nicht im Dienst. Die Ausfälle könne man nicht auf Dauer mit Reservekräften ausgleichen, sagt Gahler. Mit einer kurzfristigen Besserung sei nicht zu rechnen. Zugespitzt hatte sich die Situation Anfang des Monats, als neue Dienstpläne in Kraft traten, die von den Zugführern als „unsozial“ abgelehnt wurden. Nur wenige Tage später wurden diese Pläne zurückgenommen, ab Juli soll wieder nach den alten Schichten gearbeitet werden. Die erwartete Entspannung trat aber nicht ein; die Zahl der Krankmeldungen ging nicht zurück, die neuen Dienstpläne hätten wohl zu langfristigen Erkrankungen geführt.
Schwierigkeiten erwartet die S-Bahn zudem für die in zwei Wochen beginnende Ferienzeit, wenn viele Lokführer Urlaub haben. Gahler geht davon aus, dass dieser nicht in allen Fällen gewährt werden kann. Dem widerspricht der Betriebsratsvorsitzende Heiner Wegener: „Die Fahrer haben ihren gesetzlichen Anspruch.“ Die Geschäftsführung könne allenfalls Gespräche mit den Fahrern führen, ob sie bereit seien, ihren Urlaub zu verschieben. Er rechne nicht damit, dass die Motivation hoch sei.
Wegen der Ausfälle muss die S-Bahn damit rechnen, dass der Senat die Zuschüsse kürzt. Wie die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, Manuela Damianakis, sagte, sieht der vor drei Jahren mit der Bahn geschlossene Verkehrsvertrag die Möglichkeit vor, Mittel zu kürzen, wenn Leistungen nicht erbracht werden. In welcher Höhe dies sein wird, steht noch nicht fest. Derzeit zahlt das Land Berlin rund 225 Millionen Euro pro Jahr an die S-Bahn. Sigrid Kneist
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