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Brandenburg: Die Wälder trocknen langsam aus

Höchste Warnstufe in zwei Landkreisen / Nur in der Uckermark reicht Feuchtigkeit noch aus

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Höchste Warnstufe in zwei Landkreisen / Nur in der Uckermark reicht Feuchtigkeit noch aus Von Claus-Dieter Steyer Potsdam – Brandenburgs Wälder trocknen bei den hochsommerlichen Temperaturen langsam aus. Damit steigt überall die Waldbrandgefahr. In den meisten Landkreisen hat das Landesumweltministerium die zweithöchste Warnstufe III ausgerufen. In zwei Landkreisen gilt seit gestern sogar die höchste Waldbrandwarnstufe IV. Betroffen sind Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald südlich Berlins. Somit können dort die jeweiligen Forstämter die Wälder sperren lassen, um das Risiko von Bränden zu minimieren. Das Innenministerium lässt jetzt Teile des Landes durch Flugzeuge überwachen, wie ein Ministeriumssprecher gestern mitteilte. Die Piloten sollen eventuelle Brandherde aufspüren und Einsatzkräfte an Brandorte heranführen.Bereits im vergangenen trockenen Sommer waren Flugzeuge zur Beobachtung eingesetzt worden. Keine Warnstufe herrscht derzeit lediglich in der nordöstlich Berlins gelegenen Uckermark. Hier profitiert die Natur noch von den reichlichen Niederschlägen im Juli, die in Angermünde beispielsweise um mehr als das Doppelte über dem langjährigen Durchschnittswert lagen. Ähnlich große Mengen waren in Potsdam gemessen worden. Die Gräser und anderen Pflanzen zeigen sich hier noch im saftigen Grün, die einem Brand keine Nahrung geben. „Wir appellieren an die Ausflügler, keine offenen Feuerstellen im Wald anzufachen", sagte der Sprecher des Lagedienstes im Potsdamer Innenministerium. „Das Wegwerfen von Kippen ist ohnehin untersagt." Gerade bei Autofahrten durch Wälder könnten durch die aus dem Fenster geworfenen Zigaretten zu gefährlichen Brandsätzen werden. Im Vorjahr wurden fast alle der 718 registrierten Waldbrände durch Menschenhand ausgelöst – entweder fahrlässig oder vorsätzlich. Die Feuer vernichteten 617 Hektar Wald. In diesem Jahr gab es dank der feuchten Witterung bislang noch keine großen Brände. Als Brennpunkt erwiesen sich 2003 die riesigen früheren Truppenübungsplätze. Hier entzündete sich teilweise noch aus dem Ersten Weltkrieg stammende Blindgänger und Munitionsteile. Die Gefahr von Detonationen erschwerte hier die Brandbekämpfung durch die Feuerwehr, die deshalb auf Lösch-Flugzeuge zurückgriff. Brandenburg gilt wegen der vorherrschenden Mono-Kultur an Kiefernwäldern als besonders gefährdet. Kiefern nehmen nur wenig Feuchtigkeit auf und brennen wie Zunder. Ein Drittel aller Waldbrände in Deutschland brechen in Brandenburg aus. Da der begonnene Umbau großer Flächen zu Mischwälder erst in vielen Jahrzehnten Erfolge zeigen wird, verstärkt das Land die Überwachung der Wälder mit Kameras. Diese schicken von einem Mobilfunkturm Tag und Nacht Bilder an einen elektronischen Rechner, der die gesendeten Graustufen analysiert und bei einem Verdacht auf einen Waldbrand automatisch die Beobachtungszentrale in den Forstämtern alarmiert. Dort erscheinen auf Bildschirmen die aufgenommenen Filme mit Uhrzeit und genauer Position des Kamerastandortes. Die Zentrale alarmiert dann die Feuerwehr. In einem dreijährigen Experiment in der Region um Peitz hatte sich gezeigt, dass die Kameras viel zuverlässiger Ergebnisse als die Waldbrandbeobachter auf den Betontürmen in Wäldern liefern. Auf den heißen und windigen Arbeitsplätzen in 30 Meter Höhe schwand doch oft schnell die Konzentration der Frauen und Männer. Zwei Partner machten das scherzhaft „Big Brother" getaufte Kamera-Projekt möglich: Die Europäische Union finanzierte die dreijährige Testphase, weil sie das System auch in anderen Regionen anwenden will. Andererseits stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ein entsprechendes Kamerapatent zur Verfügung. Die meisten der geplanten 120 bis 130 Kamerasysteme zum Stückpreis von rund 75 000 Euro werden im Süden Brandenburgs montiert. Dort ist die Brandgefahr wegen der Sandböden und der ausgedehnten Kiefernwälder erfahrungsgemäß besonders hoch.

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