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Von Sigrid Kneist und Peter Tiede: Dioxin-Fleisch ging auch nach Berlin und Brandenburg 132 Tonnen wurden in die Region geliefert. Ministerium sieht aber keine Gesundheitsgefahr

Potsdam/Berlin - Auch nach Berlin und Brandenburg ist Dioxin-belastetes Schweinefleisch aus Irland geliefert worden. Wie die Landesverwaltungen gestern bestätigten sei entgegen ersten Annahmen davon auszugehen, dass etwa 45 Tonnen verseuchtes Schweinefleisch über Zulieferer nach Brandenburg gekommen sein könnten.

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Potsdam/Berlin - Auch nach Berlin und Brandenburg ist Dioxin-belastetes Schweinefleisch aus Irland geliefert worden. Wie die Landesverwaltungen gestern bestätigten sei entgegen ersten Annahmen davon auszugehen, dass etwa 45 Tonnen verseuchtes Schweinefleisch über Zulieferer nach Brandenburg gekommen sein könnten. Nach Berlin sind demnach seit September über Firmen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und später Brandenburg insgesamt 87,1 Tonnen irisches Fleisch geliefert worden.

Wie viel von dem irischen Schweinefleisch, das in die Region geliefert wurde, aber tatsächlich schadstoffbelastet ist, ist nach Angeben beider Landesverwaltungen nicht geklärt. In Berlin sind Fleisch verarbeitende Betriebe in Tempelhof-Schöneberg, Spandau und Reinickendorf betroffen.

Nach Brandenburg gelangte laut Agrar- und Verbraucherschutzministerium ausschließlich Fleisch, das aus Schleswig-Holstein nach Brandenburg geliefert worden war. So habe ein Betrieb im Landkreis Dahme-Spreewald 25 Tonnen erhalten, von denen allerdings 21 Tonnen wegen Qualitätsmängeln zurückgeliefert worden seien. Die restlichen vier Tonnen seien beschlagnahmt worden, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwochabend in Potsdam. In einem Kühlhaus im Havelland seien 19 Tonnen sichergestellt worden. An einen Betrieb im Landkreis Havelland seien 830 Kilogramm geliefert worden, die „fast ausnahmslos“ eingezogen worden seien.

Alle Proben würden im Landeslabor Brandenburg auf eine mögliche Dioxinbelastung untersucht, erläuterte der Sprecher. Es werde einige Tage dauern, bis Ergebnisse vorliegen.

Die Prüfung in einem Betrieb im Barnim habe ergeben, dass dorthin vor dem 1. September gewonnenes Fleisch geliefert worden war, das demnach nicht belastet sei. Ebenfalls erwähnte Lieferungen aus Nordrhein-Westfalen an Brandenburger Firmen hätten sich bis zum Mittwochabend nicht bestätigt.

Laut der Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung, Marie-Luise Dittmar, ist nicht auszuschließen, dass das nach Berlin gelieferte Fleisch bereits verzehrt wurde. Sollten die Lebensmittelkontrolleure noch Bestände finden, würden sie umgehend beschlagnahmt. Die Mitarbeiter der Lebensmittelaufsicht und des Veterinäramtes in Tempelhof-Schöneberg waren am Mittwoch in den zwei im Bezirk betroffenen Unternehmen unterwegs, um die Lieferlisten zu überprüfen, sagte Bezirksstadtrat Oliver Schworck (SPD).

Bis zum Nachmittag wurde kein Fleisch gefunden. Sollte es nicht zu anderen Fleischwaren, etwa zu Würsten oder Fertiggerichten, verarbeitet worden sein, ist laut Schworck die Möglichkeit gering, etwas zu entdecken. Auch die Reinickendorfer Lebensmittelkontrolleure überprüften die Lieferlisten eines Betriebs. „Das Informationssystem funktioniert“, sagte Stadtrat Andreas Höhne (SPD). Es gebe ein berlinweit einheitliches Vorgehen.

Die Berliner Verbraucherzentrale forderte mehr Transparenz. Die Behörden sollten Produkte und Hersteller so schnell wie möglich veröffentlichen, damit die Verbraucher reagieren können. Die Dioxin-Rückstände, die die zugelassenen Werte um das bis zu 200-Fache überschritten, führen die irischen Behörden auf verseuchtes Tierfutter zurück. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA sieht keine gesundheitlichen Risiken. „Auch ein täglicher Konsum von Schweinefleisch mit den höchsten jetzt festgestellten Werten des Giftes würde keine gesundheitlichen Nebenwirkungen provozieren“, erklärten deren Fachleute.Sigrid Kneist, Peter Tiede (mit ddp)

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