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Drohschreiben mit Bezug zu Solingen: Jugendzentrum in Luckenwalde offenbar Ziel rechtsmotivierter Angriffe
Ein linkes Zentrum in Luckenwalde ist im Visier von Angreifern aus der extrem rechten Szene. Der Verein Opferperspektive warnt vor der Ausbreitung einer subkulturellen Neonazi-Jugendkultur in Brandenburg.
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In Brandenburg ist erneut ein alternativer Jugendclub Ziel offenbar rechtsmotivierter Attacken geworden. Wie der Verein Opferperspektive am Donnerstag mitteilte, sei das Jugendzentrum KLAB in Luckenwalde (Teltow-Fläming) in den vergangenen Monaten wiederholt angriffen worden. Im Juni seien am helllichten Tag die Fensterscheibe des Eingangsbereichs eingeworfen worden. Mehrfach wurden den Angaben zufolge Aufkleber mit extrem rechten und rassistischen Aussagen am Gebäude angebracht.
Bereits im vergangenen Jahr hätten Mitarbeitende ein Drohschreiben mit den Worten „Ihr werdet sterben wie die Menschen in Solingen“ vor der Tür des Jugendzentrums gefunden. Offensichtlich eine Anspielung auf das „Festival der Vielfalt“ im August 2024 in Solingen, bei dem ein Syrer, Anhänger der islamistischen Terrorgruppe IS, drei Menschen mit einem Messer tötete. Bei einem Brandanschlag im März waren zuvor in Solingen vier Angehörige einer bulgarisch‑türkischen Familie ums Leben gekommen. Täter war ein Deutscher. Hinterbliebene und andere zivilgesellschaftliche Kreise sahen Anzeichen für eine rechtsextremistische Motivation, Ermittlungsbehörden und Justiz konnten dafür aber keine Anhaltspunkte erkennen.
„Der KLAB wird von Rechten angegriffen, weil er als links wahrgenommen wird“, so Joschka Fröschner, Berater der in Potsdam ansässigen Opferperspektive. „Die Taten sind Ausdruck des zunehmenden Dominanzanspruchs junger Neonazis, die damit ein Bedrohungsszenario schaffen und versuchen, die Mitarbeitenden einzuschüchtern.“ Betrieben wird der Club von dem sozialistischen Jugendverband Falken Brandenburg.
In Luckenwalde sei es in den vergangenen Jahren immer wieder zu rassistischen und extrem rechten Vorfällen gekommen, so die Opferperspektive, die auch Fälle registriert, die nicht zur Anzeige gebracht werden. Erst im Mai habe eine Gruppe Jugendlicher im Stadtpark mit Hitlergruß posiert und davon Fotos in sozialen Medien veröffentlicht.
Die Attacken auf das KLAB reihen sich ein in eine Reihe von Angriffen auf alternative Jugendeinrichtungen, Kulturzentren und Wohnprojekte wie das „Erebos“ in Spremberg, das „Jamm“ in Senftenberg oder die „Zelle79“ in Cottbus. „In Brandenburg hat sich eine neue, subkulturell geprägte rechte Jugendkultur verfestigt. Immer häufiger werden die jungen Neonazis auch gewalttätig“, warnt die Opferperspektive und fordert mit den Falken die Stadt Luckenwalde die Zivilgesellschaft auf, die Angriffe ernstzunehmen und sich hinter das Jugendzentrum zu stellen.
„Der KLAB soll ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche sein, an dem sie lernen und leben können, wie ein solidarisches Miteinander funktioniert. Wenn Rechte uns angreifen, dann greifen sie genau das an: gelebte Solidarität, Fürsorge, Zusammenhalt und die freie Gesellschaft“, so eine Mitarbeiterin des KLAB.
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