zum Hauptinhalt

Brandenburg: Ein bisschen fliegen

Mehdorns BER-Pläne werfen einige Fragen auf

Stand:

Schönefeld - Es ist ein Symbol, das zu Hartmut Mehdorn passt. Das erste Flugzeug parkt bereits am Nordpier des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld, am Freitag war es weit sichtbar bis zur Autobahn. Ab 1.Juli 2014 sollen nach dem Willen des Flughafenchefs in dem Seitenflügel des BER-Terminals, dahinter verläuft die Nordbahn des alten Schönefelder Flughafens, die ersten Passagiere abgefertigt werden. Dieses aktuelle Zieldatum hat Mehdorn am Freitag erstmals für die von ihm favorisierte „Testinbetriebnahme“ genannt, bei der bis zu zehn Flüge der Linie Germania täglich im dafür extra umgebauten Nordpier abgefertigt werden sollen.

Wenn es nur nach ihm ginge, wäre dies längst der Fall. Mehdorn wollte schon im Herbst 2013 am Nordpier starten, was an der verzögerten Fertigstellung, fehlenden Genehmigungen und dem Nein des Aufsichtsrates scheiterte. Die ersten Anträge hatte die Baubehörde des Kreises Dahme-Spreewald im Herbst 2013 als nicht bearbeitungsfähig zurückgeschickt. Doch inzwischen hat der Flughafen nachgelegt, sodass Mehdorn mit Genehmigungen spätestens März/April 2014 rechnen kann. Das würde für den nötigen Einbau einer Gepäckanlage und von Abfertigungsschaltern im Nordpier reichen. Mehdorn will den Testbetrieb, der bisweilen bespottet wurde, unbedingt. Das sei nötig, so wiederholt er gebetsmühlenartig, um die Systeme des Flughafens rechtzeitig zu testen, um bei der Gesamteröffnung – nach am Freitag veröffentlichten Zahlen für 2013 sind es bereits jetzt 26 Millionen Passagiere – ein Chaos wie bei Start der Großflughäfen in London oder Paris zu vermeiden. Der Aufsichtsrat dürfte ihm das kaum verwehren, obwohl man dort immer skeptisch war. Vor allem, weil die Interimslösung für den Nordpier-Umbau mit 5,5 Millionen Euro und 120 000 Euro monatlich zu Buche schlägt. Die eingebaute Gepäckanlage und die Abfertigungsschalter müssen nach der Gesamteröffnung nämlich wieder raus. Mehdorn durfte sein Lieblingsprojekt dennoch weiter vorantreiben. Seine endgültige Entscheidung will der Aufsichtsrat, so ein Beschluss aus 2013, erst nach Vorlage der Baugenehmigung fällen.

Eins hat zusätzlich Brisanz. Mehdorn will die Nordpier-Abfertigung parallel zur Sanierung der maroden Nordbahn starten. Vier bis sechs Monate sollen dann die Flugzeuge des alten Schönefelder Flughafens auf der neuen, für den BER errichteten Südbahn starten und landen. Bis dahin muss er, auch eine Hürde, den Schallschutz in 4800 Wohnungen ringsum umgesetzt haben. Nach dem Mehdorn-Fahrplan wird die neue BER-Bahn genutzt, gleichzeitig ein Flügel des BER-Gebäudes. Das wirft juristische Fragen auf. Denn nach der Rechtslage muss Tegel sechs Monate nach der BER-Eröffnung geschlossen werden. Der Flughafen hat das dem Vernehmen nach geprüft und ist sicher, dass das nicht ungewollt infolge des Testbetriebes passiert. Dafür soll die Südbahn während der Sanierung von 4000 auf die Länge von 3600 Metern der Nordbahn verkürzt werden. Mehdorn braucht Erfolg, auch für die demotivierte Flughafengesellschaft. Auch deshalb erklärt er, dass es ein Testbetrieb und keine vorgezogene BER–Eröffnung ist. Thorsten Metzner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })