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Bald in Berlin. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will sich im März in der Hauptstadt einer Befragung der Berliner unter anderem zu den allgemeinen Nutzungsbedingungen seines Netzwerkes stellen.

© Peter Dasilva / dpa

Brandenburg: Ein Date mit dem Facebook-Chef

Mark Zuckerberg will sich in Berlin befragen lassen. Ein großes Thema dürften Hasskommentare sein

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Gerade erst hat Mark Zuckerberg seine Elternzeit beendet, sein Kalender ist deshalb gut gefüllt – doch auf einen Termin freue er sich besonders, kündigte der Facebook-Chef am Montag auf seiner Seite an: Ende Februar, Anfang März, will er nach Berlin reisen, in „eine meiner liebsten Städte“. Doch kommt Zuckerberg nicht etwa zum Sightseeing an die Spree. Vielmehr will er sich hier mit Nutzern austauschen, in einem sogenannten „Townhall Question & Answer“, das er regelmäßig weltweit veranstaltet, zuletzt in Indien und in Deutschland nun zum ersten Mal. Wichtigstes Thema auf der Agenda dürfte sein: Der Umgang mit Hasskommentaren.

Denn Zuckerbergs Besuch findet im Rahmen einer regelrechten Berlin-Offensive des weltweit größten Netzwerks statt. Erst vergangenen Montag war die operative Geschäftsführerin Sheryl Sandberg da. Sie stellte die neue „Initiative für Zivilcourage Online“ vor, die sich gegen Hasskommentare im Netz starkmacht. Dass nach ihr nun der Chef und Gründer höchstpersönlich in die Hauptstadt kommt, soll offensichtlich beweisen, wie ernst es das Netzwerk mit seinem Versprechen meint, effektiver gegen Hasskommentare auf seinen Seiten vorzugehen. Massiv war Facebook auch vonseiten der Politik dafür kritisiert worden, Hasskommentare nicht oder nicht schnell genug zu löschen.

Bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rande des UN-Gipfels im September in New York hatte Zuckerberg eingeräumt, dass das Netzwerk ein Problem mit Hasskommentaren habe. Er bekräftigte gegenüber Merkel, dagegen mehr tun zu wollen. Kurz zuvor hatte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) eine „Taskforce“ gestartet, um effektiver gegen Hass im Netz vorzugehen, wo seit einiger Zeit verstärkt gegen Flüchtlinge gehetzt wird.

Facebook hat zugesagt, dass die von Nutzern gemeldeten Facebook-Beiträge künftig auf der Grundlage von deutschen Gesetzen geprüft und gegebenenfalls innerhalb von 24 Stunden gelöscht werden sollen. Dafür zuständig ist seit Kurzem auch ein Team in Berlin.

Bei seinem Besuch in der Hauptstadt dürfte Zuckerberg dazu eine erste Bilanz ziehen. In seiner Reiseankündigung geht er auf das Thema Hasskommentare allerdings nicht ein. Stattdessen schwärmt er von Deutschland, wo mehr als 27 Millionen Menschen das Netzwerk nutzen: „Es ist inspirierend, einem Land zu dienen, dessen Gemeinschaft zu meinen Lebzeiten gezeigt hat, dass Gemeinschaften Mauern einreißen können.“ Die Facebook-Gemeinschaft in Europa bedeute ihm persönlich sehr viel. Das vergangene Jahr habe gezeigt, wie Herausforderungen gemeistert werden können, in dem sich Menschen vernetzen, „beispielsweise, um Unterstützung rund um die Flüchtlingskrise zu organisieren“.

Europa werde „bestimmend darin sein, ob die Welt offener und verbundener wird oder geschlossener und isoliert“. Europas Kultur „prägt die ganze Welt“, meint Zuckerberg. Er freue sich deshalb, zurück nach Europa zu kommen und mit den Nutzern zu diskutieren.

Wer ein Date mit dem Facebook-Chef will, kann sich in den nächsten Wochen via Facebook für das Treffen bewerben. Noch ist der Anmeldeprozess nicht freigeschaltet. Aber auch ohne Einladung können Nutzer den Auftritt weltweit verfolgen, über einen Livestream via Facebook. Die „Townhall“-Treffen finden meistens in einem informellen Rahmen statt, auch in Indien stand der Milliardär in seiner Lieblingskleidung, einem einfachen T-Shirt und Jeans, auf der Bühne und beantwortete die vielen Fragen aus dem Publikum. „Für mich ist das immer eine tolle Gelegenheit zu erfahren, was ihr so denkt und von uns erwartet“, erklärte er seinen Zuhörern. Rund eine Stunde lang wird er sich wohl auch in der Bundeshauptstadt Wünsche und Kritik von den deutschen Nutzern anhören.

Ob es hier auch zu einem erneuten Treffen zwischen Merkel oder einem Vertreter der Bundesregierung kommt, war am Montag noch nicht bekannt. Auch zu Zuckerbergs weiteren Terminen konnte eine Sprecherin noch keine Auskunft geben. Seine Managerin Sandberg hatte sich in Berlin auch mit jungen Unternehmern getroffen und ein Hilfsprojekt für Flüchtlinge besucht.

Für Mark Zuckerberg ist es nicht der erste Besuch in der deutschen Hauptstadt. Zuletzt war er im Mai 2013 zusammen mit seiner Frau Priscilla Chan im Rahmen einer privaten Reise in Berlin, unter anderem ließ er sich von den Bundestagsabgeordneten Peter Tauber (CDU) und Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) den Reichstag zeigen – und hatte von dort aus zumindest schon Merkels Dienstsitz im Blick.

Sonja Álvarez

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