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Ein schlechtes Jahr. Zahlreiche Jungstörche in Brandenburg haben den verregneten Frühsommer nicht überlebt. Ihr Federkleid war durch den vielen Regen so durchnässt, dass die Vögel an Unterkühlung starben. Alte Plastiktüten haben die Lage noch verschärft.

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Tiere in Brandenburg: Ein harter Sommer für die Weißstörche

Genügend Futter gab es, die Vögel hatten aber mit Extrem-Wetter zu kämpfen. Jeder zweite Jungstorch überlebte den Sommer nicht.

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Rühstädt/Vetschau - Das laufende Jahr hat die Weißstörche in Brandenburg auf eine harte Probe gestellt. Schuld daran ist vor allem der zunächst verregnete Sommer. Ende Juni starben Hunderte Jungstörche vor allem in Südbrandenburg an Unterkühlung. Ihr durchnässtes Federkleid bot noch keinen ausreichenden Schutz gegen Nachttemperaturen um die sechs Grad. Hinzu kamen die Überschwemmungen an Oder, Elbe und Spree. Dadurch fanden die Störche weniger Futter. „Man kann schon fast von einem Katastrophenjahr sprechen“, sagte der Storchen-Beauftragte des brandenburgischen Naturschutzbundes (Nabu), Bernd Ludwig.

Jeder zweite Jungstorch in Brandenburg kam nicht über den Sommer. Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz starben nahezu drei Viertel des Nachwuchses. „So ein verlustreiches Storchenjahr hatten wir zuletzt 2005.“ Normalerweise würden nur etwa 20 Prozent der Jungen sterben. Zum Verhängnis wird den Tieren in diesem Zusammenhang aber auch der Müll. Die Störche verwenden für ihren Nestbau immer öfter auch Reste von Plastiktüten. Dadurch werden die Böden und Seiten der Horste so dicht, dass das Regenwasser nicht mehr abfließen kann. Die jungen Tiere könnten dann ihre Hälse nicht mehr aus dem Wasser recken. Und die Eltern wiederum drückten den Nachwuchs unabsichtlich unters Wasser, wenn sie ihn zu wärmen versuchen.

Wie viele Tiere insgesamt starben, ist noch nicht zu sagen. Die letzte offizielle Zählung aus dem Vorjahr bestätigt aber Ludwig zufolge, dass in keinem anderen Bundesland so viele Störche leben wie in Brandenburg: 5398 Tiere – 1370 Brutpaare und 2658 Junge. Die meisten halten sich den Sommer über im Biosphärenreservat Spreewald und in der Prignitz auf.

Dort zeichnet sich ein durchwachsenes Bild ab. Futtermangel und Krankheiten waren im Spreewald eher die Ausnahme. „Jungstörche, die die extreme Wetterlage Anfang Juli überstanden haben, kamen in der Regel auch durch“, berichtete Bernd Elsner vom Naturschutzbund Calau (Oberspreewald-Lausitz). Als Geschäftsführer des Vetschauer Weißstorchzentrums ist er froh über den dortigen Nachwuchs. Die Internet-Störche Cico und Luna haben drei Jungtiere großgezogen.

Grund zur Freude gibt es auch im Storchenzentrum Rühstädt in der Prignitz. In dem nach eigener Darstellung storchenreichsten Dorf Deutschlands waren in den Sommermonaten 34 Nester besetzt. „Bei uns sind insgesamt 72 Jungstörche geschlüpft“, sagte Cordula Czubatynski von der Naturwacht Rühstädt. In der Prignitz war es wesentlich trockener als in Mittel- und Südbrandenburg, weshalb die Kleinen die Kälte besser überstanden. Sogar besser als im Vorjahr, wo nur es nur 54 Jungstörche gab.

Mittlerweile dürften die ersten Weißstörche Brandenburgs ihr Ziel schon erreicht haben: den Norden Afrikas. Bis auf wenige Nachzügler haben die Tiere ihr Sommerquartier in der Mark mittlerweile verlassen. Bei guter Thermik können die „Segelflieger“ bis zu 300 Kilometer am Tag zurücklegen.

Wenn die Tiere im April nach Brandenburg zurückkehren, erwarte sie hoffentlich ein besseres Jahr, sagte Storchen-Experte Ludwig. Bis dahin verbringen die Vögel die Wintermonate in afrikanischen Nilauen, dem Tschadsee oder im Sudan. Erst im Februar treten die sogenannten Ostzieher ihre gefährliche Reise über den Bosporus und Osteuropa an, um schließlich in der märkischen Heimat zu landen.

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