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Hoffnungslos gescheitert – oder Kapitalanlage? Eine Großbank hat angeboten, Schuldscheine zu emittieren, womit eine neue Finanzierungsquelle für den BER erschlossen und erprobt werden könnte. Es soll um bis zu 100 000 Millionen Euro gehen.

© dpa

Brandenburg: Ein Schuldschein für den BER

Eine Großbank will für den Flughafen 100 Millionen Euro privates Kapital besorgen. Von Anlegern. Für das Projekt laufen Großrechner in den USA heiß, damit es mit dem Start 2017 vielleicht doch klappt

Stand:

Schönefeld - Obwohl er nicht eröffnet ist, wird der unvollendete Hauptstadtflughafen in Schönefeld immer attraktiver für Kapitalanleger. Nach Informationen dieser Zeitung prüft die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) aktuell das Angebot einer Großbank, Schuldscheine zu emittieren, womit eine neue Finanzierungsquelle für den BER erschlossen und erprobt werden könnte. Dem Vernehmen nach geht es um bis zu 100 000 Millionen Euro, die auf diesem Wege in die Kassen des Unternehmens fließen könnten, dessen Finanzlage wegen der sich seit 2011 immer wieder verzögerten Eröffnung des BER angespannt bleibt. Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster hat den Plan intern bereits vorstellt. Eigentümer und Aufsichtsräte haben aufgeschlossen reagiert. Der BER-Schuldschein wird auch Thema sein, wenn der vom Berliner Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geleiteten Aufsichtsrat am Freitag das nächste Mal tagt. Der Eröffnungstermin 2017 wird dort nach Recherchen dieser Zeitung nicht gecancelt werden.

In den BER hat die öffentliche Hand bereits Milliarden investiert. Es wäre das erste Mal, dass die Flughafengesellschaft privates Kapital erschließen kann, ohne dass dafür eine extra Absicherung durch Berlin, Brandenburg und den Bund nötig wäre, also auch keine 100-Prozent-Bürgschaft der öffentlichen Hand, wie es bisher der Fall war. Vorangegangen war ein überraschend positives Rating für die Flughafengesellschaft, die im Februar von der Londoner Agentur Moody’s mit einem „A1“, gute Bonität, gute Aussichten, bewertet worden war. Gründe dafür waren, so Moody´s, die Eigentümerstruktur, die Kreditbelastungen, vor allem auch das stabile starke Passagierwachstum in der Hauptstadtregion.

Es ist nicht das erste Angebot. Vergangenes Jahr hatten bereits Investoren am Flughafen angeklopft, die sogar direkt als Mitgesellschafter einsteigen würden. Allerdings ist eine Teilprivatisierung von Berlins Regierendem Müller öffentlich bereits ausgeschlossen worden. Der Flughafen hatte 2015 in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat den Einstieg eines Minderheitengesellschafters nach BER-Start als ein Szenario einmal durchgerechnet, um mittelfristig die größeren BER-Erweiterungen finanzieren zu können.

Die Kosten des neuen Hauptstadtflughafens, die bis 2012 offiziell immer mit 2,5 Milliarden Euro angegeben worden waren, sind bis heute auf 4,3 Milliarden Euro gestiegen. Aktuell prüft die EU-Kommission in Brüssel eine weitere, durch die öffentliche Hand finanzierte Kapitalspritze vom 2,2 Milliarden Euro, mit der der BER fertig gebaut werden und ein erstes 650-Millionen–Euro Erweiterungsprogramm zur Abwendung von Kapazitätsengpässen finanziert werden soll. Die EU hat angekündigt, bis Mai über den Antrag zu entscheiden. Finanzen und Eröffnungstermin hängen eng zusammen, da jeder Monat Nicht-Start einige Millionen Euro kosten. In Brüssel hat die Bundesrepublik Deutschland auch angekündigt, dass der neue Hauptstadtflughafen bis Ende 2017 eröffnet werden soll. Auf diesen Fahrplan sind auch die 2,2 Milliarden Euro kalkuliert.

Wie berichtet, hängt der Termin allerdings auf des Messers Schneide, gibt es gegenüber dem 2014 vom damaligen Geschäftsführer Hartmut Mehdorn und dem Aufsichtsrat beschlossen Fahrplan bereits Verzögerungen von acht Monaten. Der noch ausstehende Umbau der Entrauchungsanlage im Terminal kann erst richtig beginnen, wenn der verspätetet eingereichte 5. Nachtrag zur Baugenehmigung vom Bauordnungsamt des Kreises Dahme-Spreewald genehmigt wird.

Größtes Problem dabei ist seit einigen Wochen die Entrauchung zwischen Terminal und Tiefbahnhof. Gegenüber der Baubehörde muss in detaillierten Simulationen nachgewiesen werden, dass im Brandfall nicht ein- und ausfahrende Züge den Qualm in den Bahnhof ziehen oder umgekehrt ins Terminal drücken. So muss ausgeschlossen sein, dass sich wie beim Düsseldorfer Flughafeninferno 1996 eine Rauchwalze durch das Gebäude fressen kann.

Diese Simulationen sind so aufwendig, dass dafür aktuell sogar auf Großrechnerkapazitäten in den USA und in Amsterdam zurückgegriffen werden müsse, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld dieser Zeitung. Er rechne aber damit, dass diese Simulationen „bis Ende Mai vorliegen“, im optimistischsten Fall bis Mitte Mai. „Aber das behindert uns nicht beim Bauen“, betonte Mühlenfeld weiter. „Das ist eine Erkenntnis der letzten Wochen.“ Man sei dazu permanent in enger Abstimmung mit der Baubehörde. Auch vor diesem Hintergrund geht der Chefmanager weiter davon aus, dass ein BER–Start im Jahr 2017 zwar eng wird, aber „2017 noch zu schaffen ist“. Mühlenfeld: „Solange das nicht total unmöglich ist, bleiben wir bei diesem Termin.“

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